Seilbahn ins Neuenheimer Feld wird weiter diskutiert
Auf Einladung der SPD sprach Augustin Kröll vom Hersteller Leitner im Carl-Rottmann-Saal - RNV wäre zum Betrieb bereit

Das Beispiel Koblenz zeigt: Moderne Seilbahnen werden gut angenommen. Foto: dpa
Heidelberg. (Kaz) Eine Seilbahn als Verkehrsmittel? Um diese Frage ging es bei der SPD-Veranstaltung "Seilbahn als fünfte Neckarquerung - Illusion oder urbane Zukunftslösung". Zur Entlastung des Neuenheimer Feldes könnte Heidelberg mit einer Seilbahn mit Großstädten wie Santo Domingo gleichziehen.
Seilbahnprojekte aus aller Welt stellte Augustin Kröll, beim österreichischen Seilbahnhersteller Leitner für den Vertrieb zuständig und früher selbst Geschäftsführer eines Seilbahnbetreibers im Allgäu, den rund 50 Zuhörer im Carl-Rottmann-Saal vor.
"Mit einer Seilbahn erschließt sich eine neue Verkehrsebene", sagte Kröll. Der Platzbedarf für Ein- und Ausstiegsstellen sowie für die Stützpfeiler sei gering. Pluspunkte seien die im Vergleich zu einer Brücke kurze Bauzeit von etwa einem Jahr und das Antriebssystem mit einem Elektromotor. Eine Seilbahn in Betrieb müsse außerdem nur in Ausnahmefällen anhalten, der Zustieg sei quasi im Minutentakt möglich.
In seinem Vortrag stellte Kröll unterschiedlichen Seilbahntypen vor, darunter Exemplare mit besonders geräumigen Kabinen, in denen die Mitnahme von Fahrrädern oder Kinderwagen möglich ist und die genug Platz für Rollstuhlfahrer bieten. Fahrten mit der Seilbahn seien sicherer als Fliegen mit Flugzeugen. Stürme bis 130 Stundenkilometer seien kein Grund, den Betrieb einzustellen. Nur bei Gewitter gelten besondere Vorsichtsmaßnahmen.

Augustin Kröll. Foto: Kaz
Zwar seinen in Deutschland die Gestaltungsrichtlinien für den Bau von Seilbahnen natürlich andere als etwa in der Dominikanischen Republik. Immerhin haben dort und anderswo Seilbahnen das Verkehrschaos auf den Straßen entschärft.
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Im französischen Toulouse überwindet eine Seilbahn einen Hunderte Meter breiten Gleiskörper, im schwedischen Göteborg muss eine Bahn so konzipiert werden, dass darunter riesige Kreuzfahrtschiffe fahren können.
Derweil ist die Anbindung an den Nahverkehr, also etwa an Metro- oder S-Bahn-Stationen, in jeder Stadt eine neue Herausforderung. "Die Machbarkeit einer Seilbahn zwischen Wieblingen und dem Neuenheimer Feld haben wird geprüft. Das geht", sagte Kröll abschließend.
Dem hielt Gerhard Kaiser als BUND-Ortsvorsitzender entgegen, dass eine Seilbahn zwar wünschenswert, aber über ein Flora-Fauna-Habitat-Gebiet von europäischem Rang doch nicht ganz so schnell und nur unter Berücksichtigung strenger Auflagen zu realisieren wäre.
Nils Herbstrieth von "Urban Innovation" weiß, dass es neue Ideen oft schwer haben und zunächst mal belächelt werden. "Wir sind nicht allein", sagte er, bevor er deutsche Städte aufzählte, in denen der Bau einer Seilbahn schon im Gespräch war oder auch realisiert wurde.
Das beste Beispiel dafür sei Koblenz. Seit der Bundesgartenschau 2011 führt eine Seilbahn von der Altstadt über den Rhein zur Festung Ehrenbreitstein. "Wir können auch Seilbahn, wenn wir den Auftrag dazu bekommen", sagte Thomas Boroffka von der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH zu den Überlegungen in Heidelberg.