Schulsanierung: Toilettenrenovierung contra Brandschutz

Weil die Stadt verstärkt in die Erstellung von Rettungswegen investiert, müssen andere Projekte verschoben werden

04.03.2015 UPDATE: 05.03.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden

Das Hölderlin-Gymnasium in der Plöck ist eine der Schulen, die auf die Sanierung ihrer völlig veralteten Toilettenanlagen warten. Das könnte jetzt noch etwas länger dauern als geplant, denn nicht alle Renovierungen werden es in den nächsten Haushalt schaffen. Foto: Rothe

Von Steffen Blatt

Es wird immer noch viel gebaut, überholt und renoviert an Heidelbergs Schulen. Die Sanierung, die seit 2007 verstärkt in Angriff genommen wird, läuft auf Hochtouren. Heute wird im Gemeinderat über den Doppelhaushalt 2015/16 diskutiert, der am 26. März verabschiedet werden soll. Und der Heidelberger Gesamtelternbeirat (GEB) ist überrascht, dass nun plötzlich einige Projekte verschoben werden sollen, weil die Stadt über sieben Millionen Euro in den Brandschutz investieren muss.

Am 6. Februar habe es ein Gespräch mit Stephan Brühl gegeben, dem Leiter des städtischen Amts für Schule und Bildung. Dabei seien die GEB-Vertreter über die Situation informiert worden, berichtet Regina Wehrle vom Arbeitskreis Gymnasien des Gesamtelternbeirats. "Wir waren überrascht, dass das jetzt so schnell kam. Die neuen Vorschriften sind ja schon länger bekannt."

Tatsächlich wurden die Kriterien, mit denen ein Handlungsbedarf beim Brandschutz ermittelt wird, schon 2009 verschärft, erklärt Xenia Hirschfeld, die Leiterin des städtischen Gebäudemanagements, das für den Unterhalt der Schulbauten zuständig ist. Vor allem gehe es dabei um den vorgeschriebenen zweiten Rettungsweg. "Es gab in einer anderen Kommune einen Fall, bei dem etwas passiert ist, weil der zweite Rettungsweg fehlte. Daraufhin wurden Mitarbeiter der Stadt verklagt", berichtet Hirschfeld. Das soll in Heidelberg nicht passieren, und daher legt man nun offenbar den Schwerpunkt auf diesen Bereich.

Im Ergebnishaushalt, in dem unter anderem die Kosten für den laufenden Unterhalt der Schulen eingestellt sind, sind daher die sieben Millionen Euro für den Brandschutz vorgesehen. Wehrle hat nach dem Gespräch bei Elternvertretern in Heidelberg gefragt, welche geplanten Projekte mit dem Hinweis auf die Brandschutz-Millionen zunächst auf Eis gelegt wurden - und kam dabei auf eine lange Liste: Mensa-Ausbau an der Emmertsgrundschule, Mensa-Neubau an der Waldparkschule, Schallschutz am Kurfürst-Friedrich-Gymnasium, Sanierung des Kellergeschosses an der Carl-Bosch-Schule, Neubau oder Sanierung der Sporthalle an der Geschwister-Scholl-Schule. Auch dringend notwendige Toilettensanierungen, etwa am Helmholtz- oder am Hölderlin-Gymnasium, seien einkassiert worden. Die Hölderlin-Leiterin Hannelore Beust meldet gar, dass "sinnvoller differenzierter Unterricht" aufgrund von Raum-Mangel kaum mehr möglich sei.

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Doch ganz so einfach scheint die Rechnung des GEB nicht zu sein. Zwar gibt Hirschfeld zu, dass wegen der Brandschutz-Arbeiten andere Projekte verschoben werden müssten. Davon seien aber nur Projekte zum Unterhalt, etwa Toilettensanierungen, betroffen - und die Klassenzimmerrenovierungen, die nach und nach ausgeführt werden. Alle größeren Projekte wie Neubauten werden aber in der Regel im Finanzhaushalt geführt, der durch die sieben Millionen gar nicht belastet werde. Immerhin will das Gebäudemanagement versuchen, die eine oder andere Toilettenanlage doch noch auf den neusten Stand zu bringen. "Wir schauen, was wir noch unterbekommen", sagt Hirschfeld. Das ist dem GEB aber nicht genug. Er fordert, dass alle Projekte auf seiner Liste doch noch im Haushalt eingeplant werden: "Es müssen Wege zur Finanzierung gefunden werden."

Insgesamt sind für die Schulsanierung im nächsten Doppelhaushalt 25 Millionen Euro vorgesehen. Von 2007 bis 2014 hat die Stadt bereits 150 Millionen investiert, der größte Brocken ist hier die Komplettsanierung der Internationalen Gesamtschule mit allein rund 34 Millionen Euro Baukosten. Eines der nächsten großen Projekte ist laut Hirschfeld die Sanierung der ehemaligen High School in Mark Twain Village, die neue Heimat für die Julius-Springer-Schule werden soll.

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