Raddemo von Heidelberg nach Mannheim

Nach dem Verbot geht es jetzt wohl vor Gericht

Am Montag verbot die Stadt einen Protestzug über die A 656 - Organisatoren wollen nicht klein beigeben

19.06.2017 UPDATE: 20.06.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 51 Sekunden

Andernorts sind Fahrraddemos auf Autobahnen durchaus üblich - wie hier in Berlin auf der Avus. Diese Sternfahrt ist in der Hauptstadt bereits seit 40 Jahren Tradition - mit bis zu 100 000 Teilnehmern. Foto: ADFC Berlin

Von Micha Hörnle

Die Organisatoren der Raddemo über die Autobahn wollen nicht klein beigeben - und beschreiten den Rechtsweg. Geplant ist, dass 2000 bis 3000 Teilnehmer am nächsten Sonntag, 25. Juni, ab 11 Uhr von Heidelberg nach Mannheim fahren, um für einen Radschnellweg zwischen den beiden Städten zu demonstrieren.

Die Stadtverwaltung hatte das abgelehnt: Einerseits sei der Baustellenbereich auf der Eisenbahnbrücke zu gefährlich - hier könnten über die niedrige Barriere Radler auf die Gegenfahrbahn stürzen; andererseits müssten alle Autobahnauf- und -abfahrten gesperrt werden, was wiederum zu massiven Rückstaus führen würde. "Es ist ja nicht so, dass sonntags niemand auf der A 656 fahren würde", sagt ein Stadtsprecher, "da sind es immer noch 29.000 Autos." Und er verweist auf eine Statistik, wonach 77 Prozent der Unfälle auf Autobahnen durch Rückstaus entstehen.

Diese Einwände überzeugten die Organisatoren der Demo nicht - mittlerweile hat der Studierendenrat die Federführung übernommen: So werde ja auch nicht die A 656 für einen Tag gesperrt, sondern nur für 80 Minuten, bis eben der ganze Tross durch sei. Und generell seien Demos auf Autobahnen nicht ausdrücklich verboten.

In einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Michael Fröhlich vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) machten Sarah Mailänder und André Müller vom Studierendenrat klar, dass sie dem gestern ausgesprochenen städtischen Verbot einer Raddemo über die A 656 trotzen werden. Heute wollen sie mit dem Rechtsanwalt reden und wahrscheinlich vor den Verwaltungsgerichtshof ziehen. Über den Eilantrag soll bis Donnerstag oder Freitagmorgen entschieden werden.

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Gegenüber der RNZ kündigte gestern ein Stadtsprecher an, "aller Voraussicht nach das Urteil akzeptieren zu wollen". ADFC und Studierendenrat werden sich natürlich auch einem etwaigen gerichtlichen Verbot der Demo über die A 656 beugen - aber dann würde der Protestzug wohl ganz entfallen. Auf keinen Fall will man die städtische Alternativroute akzeptieren: von der Bergheimer Straße kurz auf die Autobahn (da heißt sie noch B 37) bis zur Anschlussstelle Wieblingen, dann "über die Dörfer" bis nach Seckenheim, über das Maimarktgelände kurz vor dem Planetarium wieder auf die Schnellstraße. "Wir wollen ja gerade über die A 656, um zu zeigen, wie wichtig eine direkte Verbindung ohne Steigungen, Kreuzungen und Ampeln ist", sagt Müller. Und Fröhlich verweist darauf, dass die Autobahn auch nicht wegen eines Spaßevents dichtgemacht werden soll, sondern es hier um einen Protestzug nur für Radfahrer gehe: "Wer sich als Fußgänger oder Inlinefahrer uns anschließt, wird von unseren Ordnern herausgeholt." Die besonders gefährlichen Bereiche will man durch Ordner oder mobile Sperren sichern.

Die Demo soll außerdem zu einem regionalen Event werden, denn es gibt Sternfahrten aus Weinheim, Schwetzingen, dem Neckartal, aus dem Walldorfer/Wieslocher Raum und sogar aus Mannheim nach Heidelberg, wo sich in der Vangerow- und der Alten Eppelheimer Straße die Radler sammeln sollen. Am letzten Sonntag, beim Aktionstag "Lebendiger Neckar", habe man 2500 Flugblätter verteilt und fast nur positive Rückmeldungen erhalten. Nur ein Mann wies Fröhlich zurecht: "Es heißt doch schließlich Auto- und nicht Radbahn."

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