Rad-Demo auf der A 656

Behörden bremsen den Plan aus

Der Fahrradclub will am 25. Juni mit circa 3000 Teilnehmern über die A 656 von Heidelberg nach Mannheim fahren

02.06.2017 UPDATE: 03.06.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 53 Sekunden

Andernorts sind Fahrraddemos auf Autobahnen durchaus üblich - wie hier in Berlin auf der Avus. Diese Sternfahrt ist in der Hauptstadt bereits seit 40 Jahren Tradition - mit bis zu 100 000 Teilnehmern. Foto: ADFC Berlin

Von Micha Hörnle

Heidelberg. Das hätte mitten in den Jubiläumsfeiern "200 Jahre Fahrrad" der Knaller werden können: Auf der Autobahn radeln etliche Tausend Leute - die Veranstalter gehen von 3000 Teilnehmern aus - von Heidelberg nach Mannheim, wo Karl von Drais das Rad erfunden hat. Bereits im Januar stellte der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) einen Antrag für eine Raddemo über die A 656 unter dem Motto "200 Jahre Rad - Radschnellweg Rhein-Neckar" für Sonntag, 25. Juni, ab 11 Uhr.

Und die Radaktivisten, die damit für einen Radschnellweg zwischen Mannheim und Heidelberg demonstrieren wollen, waren nicht allein: Der Radsportverein Heidelberg (und damit der Sportkreis), der Studierendenrat der Uni Heidelberg, Landrat Stefan Dallinger, der SPD-Bundestagsabgeordnete Lothar Binding, der grüne Landtagsabgeordnete Hermino Katzenstein (Neckargemünd) sowie die SPD- und die Grünen-Fraktion im Heidelberger Gemeinderat unterstützen das Anliegen. Und auch Mäzen Manfred Lautenschläger, selbst begeisterter Rennradler, fand die Idee gut.

Doch die Behörden bremsten den Plan aus. Als zuständige Versammlungsbehörde entscheidet die Stadt Heidelberg über die Genehmigung. Auf Anfrage der RNZ sagt eine Stadtsprecherin zwar, dass man die Initiative des ADFC begrüße, allerdings: "Das Gefahrenpotenzial auf der A 656 ist mit seiner derzeitigen Großbaustelle und zahlreichen Engstellen zu hoch." Deshalb habe man gemeinsam mit dem ADFC, der Polizei und dem Regierungspräsidium versucht, Alternativen zu finden.

Die Organisatoren der Demo haben eine bestimmte Route im Sinn: Vom Start in der Vangerowstraße in Bergheim sollte es auf der A 656 nach Mannheim gehen, dort über die Augustaanlage, dann um den Wasserturm herum. "Das wäre richtiges Tour-de-France-Feeling", sagt Michael Fröhlich (ADFC). Ziel wäre das Technoseum, wo an diesem Tag die große Radausstellung endet. Nach Hause sollte jeder radeln, wie er will - nur nicht über die Autobahn.

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Die Stadtverwaltung schlug stattdessen vor, dass es von der Bergheimer Straße in Richtung Autobahn gehen soll, an der Anschlussstelle Wieblingen (Rittel) aber schon wieder runter - und dann "über die Dörfer" auf den Kreisstraßen bis nach Seckenheim, beim Maimarktgelände auf die B 38a, am Kreuz Neckarau auf die A 656 und danach in die Augustaanlage. Statt 14 Kilometern Autobahn bliebe dann weniger als ein Kilometer übrig. Diese Route lehnen die Organisatoren - neben Michael Fröhlich und dem grünen Stadtrat Christoph Rothfuß (Grüne) auch Roland Schäfer vom Radsportverein und André Müller vom Studierendenrat - aber ab. "Da wäre ja der ganze Reiz der Demo weg", meint Schäfer. Außerdem wäre der Aufwand viel zu groß, diese Route von Wieblingen über Neuostheim abzusichern. "Da sind die Unfallgefahren eher noch größer", glaubt Rothfuß. Und außerdem: "Wir wollen ja für einen direkten Radschnellweg zwischen Mannheim und Heidelberg demonstrieren - und nicht für einen Schleichweg."

Die Organisatoren der Raddemo hätten sich auch noch auf den Kompromiss eingelassen, in Wieblingen von der Autobahn ab- und in Seckenheim wieder aufzufahren - also die Baustelle auszusparen -, aber auch das erscheint den Behörden zu riskant. Michael Fröhlich findet die Begründung "sehr nebulös": "Mal heißt es, die Raddemo würde Staus provozieren, mal heißt es, der Baustellenbereich an der Friedrichsfelder Autobahnbrücke sei zu gefährlich."

Die Organisatoren wollen sich das aber nicht gefallen lassen: "Wir bestehen auf unserem Antrag einer Raddemo über die A 656", so Fröhlich. Der Studierendenrat will nun noch einmal die Demo aufs Neue anmelden - und dann zur Not klagen. Denn die Zeit drängt: In drei Wochen soll sie ja schon steigen.

Grünen-Stadtrat Rothfuß ist sich sicher, dass es "ein grundsätzliches Recht für Demos auf Autobahnen" gibt. Es sei ja bundesweit nicht das erste Mal, dass Radler eine Zeit lang eine Autobahn okkupierten: Im Hamburg radelten sie auf der Köhlbrandbrücke, in Berlin über die Avus. Dem hält Uwe Herzel vom Regierungspräsidium Karlsruhe - immerhin die höhere Versammlungs- und Verkehrsbehörde - entgegen, dass die gängige Rechtsprechung anders aussehe: "In der Regel haben die Verkehrsbelange auf der Autobahn Vorrang vor Demonstrationen."

In Oberbürgermeister Eckart Würzner fanden die Radfreunde keinen Fürsprecher - im Gegensatz zu seinem Mannheimer Amtskollegen Peter Kurz, der die Velo-Demo unterstützt. Laut den Organisatoren argumentiert Würzner, die A 656 sei auch so oft genug gesperrt - wie erst am letzten Wochenende -, den Autofahrern sei eine weitere Belastung nicht zuzumuten. Auf RNZ-Anfrage äußert sich die Stadt nicht dazu. Für Fröhlich ist ein Dauerstau auf der A 656 ohnehin kein Argument: "Die Strecke, die wir fahren wollen, ist 14 Kilometer lang. In 75 Minuten sind wir durch - und das an einem Sonntagmorgen."

Aber ist die Route auf der A 656 nicht doch gefährlich? "Nein", sagt Schäfer, "ich kenne x Stellen in Heidelberg, die gefährlicher sind."

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