RNZ-Sommertour 2015: Bei Lamy ist alles "made in Heidelberg" (plus Fotostrecke)
Die Sommertour endete in diesem Jahr mit exklusiven Führungen durch das Werk des Schreibgeräteherstellers in Wieblingen.

In dieser Maschine entsteht das Herzstück jeder Kugelschreibermine. Wie aus einem Stahldraht die Minenspitze, in der sich eine Iridiumkugel dreht, entsteht, erklärte Tim Haseldiek (rechts) den RNZ-Lesern. Fotos: Alex
Von Timo Teufert
Die letzten beiden Sommertouren dieser Saison waren noch einmal etwas ganz Besonderes: Denn am Donnerstag und Freitag durften jeweils 25 Leser ganz exklusiv das Werk des Schreibgeräteherstellers Lamy in Wieblingen besichtigen - normalerweise werden dort gar keine Betriebsführungen angeboten. In der einzigen Produktionsstätte des Familienunternehmens konnten die Abonnenten erleben, wie die Schreibgeräte entstehen, die in die ganze Welt exportiert werden und die als Synonym für "Made in Germany" stehen.
Viele Teile, die später zu einem Füller oder einem Kugelschreiber zusammengesetzt werden, nehmen ihren Anfang in der Spritzgießerei: 250 000 Kunststoffteile - vom Tintenleiter bis zum Kugelschreiberclip - werden dort jeden Tag bei 200 bis 300 Grad in Form gebracht. "Wir haben eine sehr hohe Fertigungstiefe, das heißt, wir machen sehr viele Teile selbst", erklärte Tim Haseldiek, Leiter der Kunststofffertigung, den Lesern. Zusammen mit seinem Kollegen Michael Magin von der Fertigungs- und Versandsteuerung führte Haseldiek über das 8000 Quadratmeter große Areal.
Viele Arbeitsschritte im Werk sind automatisiert, doch es gibt auch noch die Ecken, in denen echte Manufakturarbeit nötig ist - vor allem beim hochpreisigen Sortiment. So schleift zum Beispiel eine Mitarbeiterin pro Tag 600 bis 800 Rohlinge der 2000er-Serie im Bauhaus-Stil von Hand. Die Schreibgeräte, die seit 1966 im Programm sind und die den Erfolg der Marke Lamy als Vorreiter im modernen, zeitlosen Design begründeten, haben eine leichte Wölbung im Schaft. "Diese Form kann die Kollegin mit ihrer Fingerfertigkeit viel besser umsetzen als eine Maschine", berichtet Magin. Er selbst habe sich auch schon versucht - und für das Ergebnis aber nur Spott geerntet.
Handarbeit findet man auch in der Feder-Produktion: Während Maschinen die Stahlfedern für die Schulfüller bearbeiten, werden die Goldfedern, die zum Beispiel in der 2000er-Serie verbaut werden, von Hand poliert. "Unsere Goldfedern erkennt man aber nicht auf Anhieb, denn sie sind nicht goldfarben, das passt nicht zu unserem Design", berichtet Magin. Deshalb werden die 14-Karat-Federn rhodiniert und erhalten dadurch ihren Silberton.
Von Hand werden auch die exklusiven Lamy-Schreibgeräte zusammengebaut, zum Beispiel der kappenlose Füllhalter "Dialog 3". Und selbst in der automatisierten Produktion ist der Mensch nicht ganz zu ersetzen: Trotz einer computergestützten Kontrolle der Stahlfedern - dort wird das "Kratzen" auf dem Papier ausgeschlossen - wird jede Feder noch einmal von Hand angeschrieben.
Nach den Führungen mit vielen Eindrücken lud Nicole Hansen vom Marketing die RNZ-Leser noch zu einem Imbiss in die Lamyteria ein. Und wie sollte es anders sein: Jeder Teilnehmer erhielt als kleine Erinnerung einen Kugelschreiber aus heimischer Produktion.