"Perkeo" und "Boulevard Bou" ziehen in den Gemeinderat ein
Es gibt prominente Nachrücker bei der CDU und den Grünen. Ein Sechstel der gewählten Stadträte schied bislang aus.

Von Denis Schnur
Heidelberg. Im letzten Jahr vor den nächsten Kommunalwahlen 2024 rücken nochmal zwei prominente Heidelberger in den Gemeinderat nach. Beide sind für ihre Beiträge zur Kultur der Stadt bekannt, könnten aber kaum unterschiedlicher sein: Thomas Barth – besser bekannt als Fastnachtsgallionsfigur "Perkeo" – zieht für die CDU in den Stadtrat; Bülent Teztiker – besser bekannt als DJ "Boulevard Bou" – für die Grünen.
Den Anfang wird Barth machen. Der 1963 geborene Schreinermeister wird schon in der nächsten Sitzung am Donnerstag, 29. Juni, im Gemeinderat sitzen. Dort ist er kein Unbekannter: Bereits von 2009 bis 2019 vertrat er die CDU. Als die Christdemokraten sich 2019 aber mit sieben Sitzen begnügen mussten, reichte es nicht mehr für ihn. Dass er nun nachrückt, liegt am Erfolg seines Fraktionskollegen: Weil Alexander Föhr seit März für die CDU im Bundestag sitzt, gibt er sein Mandat im Gemeinderat ab.
Knapp einen Monat nach "Perkeo" wird mit "Boulevard Bou" ein weiterer Promi in der Kommunalpolitik ankommen. Der 50-jährige DJ, der im Umfeld der Hip-Hop-Pioniere "Advanced Chemistry" bekannt wurde und seit den 1990ern regelmäßig in Heidelberger Clubs auflegt, rückt bei den Grünen für Rahel Amler nach, die aus persönlichen Gründen das Amt niederlegt.
Eigentlich war ein anderer Kandidat bei den Grünen in der Pole Position. Doch Verkehrsplaner und Bezirksbeirat Felix Berschin lehnte ab, wie er selbst in einer Mitteilung bekannt gab. "Aufgrund umfangreicher auswärtiger beruflicher Tätigkeit kann ich das Ehrenamt ablehnen", schrieb er – nicht ohne Kritik an OB Eckart Würzner und seinen Parteikollegen: "Auch die Missachtung des Gemeinderats durch den Oberbürgermeister und die strategische Orientierungslosigkeit der Grünen-Gemeinderatsfraktion lassen für mich den erforderlichen enormen persönlichen Einsatz als weitgehend vergebens erscheinen."
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Mit dem Verzicht kommt nun Bülent "Boulevard Bou" Teztiker zu seinem ersten – und eigentlich nicht geplanten – kommunalpolitischen Engagement. "Ich hatte mich 2019 eher als Support für die Liste aufstellen lassen", sagt er der RNZ. Ursprünglich stand er auf Rang 42 der Grünen-Liste – eigentlich ein aussichtsloser Platz. "Dann wurde ich immer weiter hoch gewählt." Am Montag musste er dann kurzfristig entscheiden, ob er den frei werdenden Platz übernimmt – und stimmte im Gegensatz zu Berschin zu. Er blicke mit Respekt und Vorfreude auf die Aufgabe: "Ich konnte lange von der Seitenlinie rummosern. Jetzt bin ich gespannt, wie es ist, wenn man eingewechselt wird." Konkrete Vorsätze habe er nicht, er wolle sich aber definitiv im Kulturausschuss einbringen.
Dass während der fünfjährigen Legislaturperiode des Gemeinderates Mitglieder ausscheiden, ist keine Seltenheit. Gut vier Jahre nach der Kommunalwahl vom Mai 2019 sitzen noch 40 der ursprünglich 48 gewählten Mitglieder im Gremium. Bei den Grünen ist Teztiker der erste Nachrücker. Bei der CDU kam bereits Martin Ehrbar als Nachfolger von Kristina Essig zum Zuge, die 2021 aus gesundheitlichen Gründen ausschied. Bei der SPD-Fraktion rückten Karl Emer und Micheal Rochlitz für Andreas Grasser (2020 verstorben) und Monika Meißner (ging 2022 auf eigenen Wunsch) nach. Wolfgang Lachenauer (ging 2021 ebenfalls auf eigenen Wunsch) wurde bei den "Heidelbergern" von Matthias Fehser ersetzt. Nach dem Tod des Freie-Wähler-Stadtrates Raimund Beisels zog dessen Bruder Frank Beisel in den Stadtrat ein. Und schon 2019 war Timethy Bartesch für AfD-Stadtrat Matthias Niebel (aus gesundheitlichen Gründen ausgeschieden) nachgerückt.