"Die hohe Zahl der Pendler spricht für die Attraktivität"
Wirtschaftsförderer: Stärke Heidelbergs ist ein Gewinn für die Region

Tausende von Pendlern kommen täglich mit den S-Bahnen im Heidelberger Hauptbahnhof ein. Nach der Arbeit fahren sie wieder zurück ins Umland. Foto: Peter Dorn
Von Holger Buchwald
Heidelberg und Ludwigshafen teilen sich den ersten Platz. In keiner anderen Stadt in Deutschland gibt es laut Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung so viele Einpendler unter den Berufstätigen - 69 Prozent der Erwerbstätigen. Die Wirtschaft in Heidelberg boomt. Aktuell gibt es hier 117.500 Arbeitsplätze - ein Rekord. In dieser Zahl erfasst sind die sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse, aber auch Selbstständige und Beamte. Laut Prognos Zukunftsatlas 2016 werden dem hiesigen Wirtschaftsstandort, dessen größter Arbeitgeber nach wie vor die Universität und die Kliniken sind, bundesweit die besten Zukunftschancen eingeräumt. Kein Wunder, dass sich Marc Massoth, stellvertretender Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung, über die hohe Zahl der Einpendler freut - und er sie mehr als Chance und weniger als Problem sieht.
69 Prozent der Menschen, die in Heidelberg arbeiten, wohnen nicht hier. Vor welche Herausforderungen stellt das die Stadt?
Grundsätzlich ist die Zahl eine gute Nachricht. Wenn wir viele Einpendler haben, spiegelt das die Wirtschaftskraft Heidelbergs wider. Es zeigt, dass wir unserer Funktion als leistungsfähiges Oberzentrum gerecht werden. Es spricht für unsere Attraktivität. Für regionale Oberzentren sind hohe Einpendlerquoten im Übrigen nichts Außergewöhnliches.
All diese Menschen müssen aber nach Heidelberg kommen - sei es mit der Bahn oder dem Auto. Das heißt, überfüllte Waggons und verstopfte Straßen.
Auch interessant
Wir nehmen die Herausforderung an. Im Rahmen des Mobilitätsnetzes investieren wir zusammen mit Bund und Land Millionen in den öffentlichen Nahverkehr. Auch in die Straßensanierungen fließen Millionen. Es ist unsere Aufgabe, die Verkehrswege leistungsfähig zu halten. Sie müssen aber auch die positiven Seiten der Pendlerbewegung sehen.
Welche wären das?
Die Umgebung Heidelbergs profitiert davon, dass es hier so viele Arbeitsplätze gibt. Ohne ein wirtschaftsstarkes Oberzentrum könnte in den Wohnsiedlungen im ländlichen Raum kein Leben stattfinden. Und auch für die Heidelberger Unternehmen ist es von Vorteil, dass viele Führungskräfte in der Region wohnen und sich dort wohlfühlen.
Eine Lösung wäre es doch auch, in Heidelberg mehr Wohnungen zu bauen?
Die Stadt hat das Ziel, dass jährlich 800 neue Wohnungen gebaut werden. Das ist schon eine ganze Menge. Sie müssen aber auch berücksichtigen, dass nicht jeder, der in Heidelberg arbeitet, auch hier wohnen will.
Ist Heidelberg, was die Anzahl der Arbeitsplätze angeht, an seine Kapazitätsgrenze gekommen?
Das glaube ich nicht. Es gibt hier erhebliche Synergien mit der Wissenschaft, auf den Konversionsflächen bewegt sich viel. Der Heidelberg Innovation Park auf den Patton Barracks ist für Unternehmen sehr interessant, künftig auch Patrick Henry Village. Es gibt zahlreiche Heidelberger Unternehmen auf Wachstumskurs, die expandieren müssen. Diese halten wir nur, wenn wir Flächen anbieten und in jeder Hinsicht attraktiv für Arbeitnehmer bleiben.



