Negativ ohne Coronatest? Unregelmäßigkeiten bei Q-Centern
Wer online einen Termin buchte und nicht kam, bekam in einzelnen Fälle trotzdem ein negatives Testergebnis. Der Betreiber sagt: "Wir hatten Software-Probleme".

Von Holger Buchwald
Heidelberg. Die Zertifikate sind begehrt. Seitdem 3G-Nachweise für die Arbeit und den Nahverkehr vorgeschrieben sind und auch Geimpfte nur noch mit negativem Corona-Schnelltest ins Theater oder auf den Weihnachtsmarkt dürfen, bilden sich lange Schlangen vor den Teststationen. Nun kam es aber bei den Q-Zentren, einem der größten Anbieter in Heidelberg, zu Unregelmäßigkeiten – zumindest in Einzelfällen.
Ein Leser berichtete der RNZ-Stadtredaktion, dass er sich letzte Woche am Rathaus testen lassen wollte. Lange musste er warten, bis er endlich registriert war und seinen QR-Code bekam. Mit diesem Papierschnipsel gehen die Kunden dann normalerweise zum Nasenabstrich im Container. Doch da sich davor noch einmal eine lange Warteschlange gebildet hatte, drehte der Leser ab, das ganze Prozedere dauerte ihm zu lange. Das Problem: Obwohl er den Test gar nicht gemacht hatte, bekam er eine Stunde später per E-Mail ein Ergebnis zugeschickt. Negativ. Verwundert probierte der Leser es einen Tag darauf erneut. Dieses Mal holte er sich mit Absicht einen QR-Code, ohne danach einen Test zu machen. Dieses Mal musste er danach zwar zwei Stunden warten, aber wieder bekam er ein negatives Testergebnis per E-Mail.
Steckt System hinter den automatisch verschickten Negativtests? Das wollten die Mitarbeiter der RNZ-Stadtredaktion wissen und holten sich an diesem Mittwoch und Donnerstag an verschiedenen Q-Teststationen QR-Codes – jeweils ohne dann auch wirklich einen Test zu machen. In drei Fällen am Mittwoch, morgens um 8.35 Uhr am Zentrum in der Poststraße, um 10.37 Uhr neben dem Qube-Hotel in Bergheim und um 14.30 am Bismarckplatz, kam exakt 20 Minuten nach der Registrierung ein negatives Ergebnis per Mail. Bei den anderen fünf Versuchen lief es besser: Nach dem Login auf dem Portal des Testzentrumbetreibers kam lange Zeit die Meldung "in Bearbeitung", irgendwann verschwand der nur angemeldete, aber nie gemachte Test ganz. Am Donnerstag bekamen die RNZ-Mitarbeiter mit dem QR-Code sogar einen Anruf von ihrem jeweiligen Testzentrum, ob sie wirklich einen Test gemacht hätten.
"Das geht ja gar nicht, dass automatisch negative Ergebnisse verschickt werden", reagierte Jamie Arndt, Inhaber der Testzentren, auf die RNZ-Stichproben. Er gibt aber zu, dass er in der Tat Softwareprobleme gehabt habe, nachdem es in den letzten Tagen einen immer größeren Andrang auf die Stationen gegeben hatte. Die Server-Kapazität sei schlichtweg zu klein geworden, ein Update habe aufgespielt werden müssen. "Das ist seit Donnerstagmorgen abgeschlossen", so Arndt. Und er hofft, dass es nun nicht mehr zu solchen Unregelmäßigkeiten kommen kann.
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Jeder Kunde, der eine Mail von dem Testanbieter erhält, muss per Klick auf einen Link in der E-Mail bestätigen, dass er auch wirklich einen Test gemacht hat. "Das soll aber keine Entschuldigung sein", sagt Arndt. Natürlich dürften trotzdem keine nicht vorhandenen Ergebnisse verschickt werden. Der Betreiber verspricht, dass ab sofort zusätzliche Kontrollmechanismen eingebaut werden. So könnten die Ergebnisse über die Namenseingabe verschickt werden, oder alles müsse noch einmal extra eingescannt werden. Diese zusätzliche Sicherheitsstufe gelte ab sofort.
"Das Gesundheitsamt verfolgt bereits die Angelegenheit in Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt der Stadt Heidelberg. Der Anbieter wird schnellstmöglich vor Ort kontrolliert und zudem zu einer Stellungnahme aufgefordert", sagte ein Behördensprecher gestern auf Anfrage der RNZ. Allein im Oktober seien dem Gesundheitsamt von allen Anbietern zusammen 46.228 Schnelltests gemeldet worden, gerade einmal 63 waren positiv. "Im November dürften diese Zahlen aber leicht gestiegen sein", so der Sprecher. Eine finale Rückmeldung stehe noch aus.
Das Gesundheitsamt überprüfe jeweils bei Antragstellung, wenn ein Testzentrum eröffnet, das Hygienekonzept des Anbieters. Zudem fänden Vor-Ort-Kontrollen mit Prüfung der Abstrichentnahme, aber auch anlassbezogene Kontrollen statt. Dies könne zum Beispiel bei Beschwerden bezüglich der Hygiene der Fall sein.



