Mit Zuschüssen und in Kleingruppen fit für die Kita werden
Die Kindertagespflege-Einrichtungen sind eine Alternative zur Krippe für Kinder bis drei Jahren.

Von Hannes Huß
Heidelberg. Die heutigen Kindertagespflegepersonen haben mit der klassischen Tagesmutter, die zusätzlich zu ihren eigenen Kindern noch ein oder zwei Kinder aus der Nachbarschaft tagsüber betreute, wenig zu tun. "Dieses Bild gehört der Vergangenheit an", meint Sozialbürgermeisterin Stefanie Jansen während eines Besuches der Kindertagespflege "Kikeriki" in der Weststadt.
Diese ist eine von 87 Einrichtungen im Stadtgebiet und stellt eine Alternative zur Kleinkindbetreuung in der Krippe dar. Die Kleinen werden dabei entweder bei den Kindertagespflegepersonen zu Hause oder in dafür angemieteten Wohnungen betreut. Während in der Krippe die Erzieher auch mal wechseln, sich die Kinder also häufiger auf neue Bezugspersonen einstellen müssen, schließen die Eltern mit den Kindertagespflegepersonen direkt einen Vertrag ab. Den Kindern ist also garantiert, von wem sie betreut werden.
Die rund 130 Kindertagespflegepersonen gehören zur Bedarfsplanung der Stadt (siehe unten), daher unterstützt sie diese finanziell und organisiert die Aus- und Fortbildungen gemeinsam mit dem "Tagesmütterverein". Pro betreutem Kind haben Kindertagespflegeeinrichtungen Anspruch auf 100 Euro Mietzuschuss sowie 50 Euro Vertretungsanspruch, um weitere Kräfte einzustellen. Das Kinder- und Jugendamt fungiert zudem als permanente Anlaufstelle für die Kindertagespfleger. Auch bei rechtlichen Fragen können sich die Kindertagespflegepersonen an die Stadt wenden, erklärt Monika Augenstein, Sachgebietsleiterin Kindertagespflege, etwa wenn es um Versicherungen oder Selbstständigkeit geht.
Insgesamt umfasst die Ausbildung 300 Unterrichtseinheiten und eine umfassende Prüfung hinsichtlich Brandschutz, Sicherheit und Hygiene, erklärt Augenstein. Erst dann wird die Pflegeerlaubnis erteilt. Danach müssen die Kindertagespfleger jährlich Fortbildungen beim "Tagesmütterverein" besuchen.
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In der rund einjährigen, berufsbegleitenden Ausbildung haben sich 2013 Melanie Krawczyk und Charlotte Cibella kennengelernt, die nun seit elf Jahren die Kindertagespflege "Kikeriki" in der Weststadt leiten. "Man kann sich untereinander gut austauschen", berichtet Cibella. Außerdem können so Krankheitsfälle gut kompensiert werden, sodass die Kinderbetreuung nicht entfällt. Und sie könnten so eine bessere "Randzeitenbetreuung anbieten", so Cibella, also außerhalb der "Kernzeit" zwischen 8 und 16 Uhr. Da sie zu zweit im "Kikeriki" sind, dürfen Cibella und Krawczyk auch bis zu neun Kinder betreuen. Eine einzelne Kindertagespflegerin darf maximal fünf Kinder betreuen. Diese kleineren Gruppen sind für manche Kinder genau das Richtige, berichtet Krawczyk, um fit für den Besuch des Kindergartens oder der Kita zu werden.
Wo sich Kindertagespflegeeinrichtungen niederlassen, das kann die Stadt nicht beeinflussen, stellt Sozialbürgermeisterin Jansen klar. So gibt es in Rohrbach mit 14 Einrichtungen die meisten im Stadtgebiet, auf dem Boxberg nur zwei und sogar nur eine in Schlierbach. Dafür sind Eltern bei der Suche nach einem Betreuungsplatz für ihre Kinder nicht stadtteilgebunden. Bei "Kikeriki", erzählt Cibella, gäbe es deswegen auch viele Kinder, deren Eltern in der Weststadt arbeiten, und die sich daher für ihre Einrichtung entschieden haben. Für die Auswahl einer Kindertagespflegeeinrichtung sei überhaupt das Verhältnis zwischen den Eltern und den Betreuern oft entscheidend, so Cibella.
Die Kinderbetreuungssituation schwankt zwischen den Stadtteilen deutlich
Heidelberg. (dns) Die gute Nachricht zuerst: In Heidelberg gibt es ausreichend Betreuungsplätze für Kinder im Kleinkind- und Vorschulalter. Laut Kita-Bedarfsplanung des Jugendamtes gibt es für die 2526 ein- bis dreijährigen Kinder in der Stadt insgesamt 2479 Plätze. Das entspricht einer Versorgungsquote von 98,1 Prozent.
Für diese Gruppe gibt es zwar einen Rechtsanspruch auf Betreuung, aber nicht jede Familie nimmt diesen auch wahr. Im Bereich von drei Jahren bis zum Grundschuleintritt können sogar mehr als die 4808 Heidelberger Kinder betreut werden – die Versorgungsquote liegt mit 5280 Plätzen stadtweit bei 109,8 Prozent.

Es gibt also immer noch freie Plätze. So waren Ende 2023 laut Stadt 84,7 Prozent der Krippenplätze (ein bis drei Jahre) und 88,8 Prozent der Kindergartenplätze (drei bis sechs Jahre) belegt. Zu den Heidelberger Kindern kommen demnach 129 Krippen- und 240 Kindergartenkinder aus anderen Kommunen, die ebenfalls hier betreut werden – die meisten jeweils aus Mannheim.
Die schlechte Nachricht: Die Betreuungssituation ist in den Stadtteilen völlig unterschiedlich. So gibt es auf dem Boxberg für gerade einmal jedes vierte Kind (27,2 Prozent) zwischen ein und drei Jahren einen Platz. Auch im benachbarten Emmertsgrund (56,3 Prozent) sowie im Pfaffengrund (53,4 Prozent) und Ziegelhausen (60 Prozent) sind die Quoten bei Kleinkindern sehr niedrig.
In anderen Stadtteilen gibt es dagegen deutlich mehr Plätze als Kinder – Bergheim kommt etwa auf eine Versorgungsquote von 255,3 Prozent, Schlierbach auf 133,3 Prozent und Wieblingen auf 126,2 Prozent.
Im Bereich der Drei- bis Sechsjährigen, wo die Betreuung in Kindergärten seit Jahrzehnten Standard ist, ist das Bild zwar ausgeglichener, aber auch hier ist die Quote auf dem Boxberg (59,2 Prozent) deutlich schlechter als etwa in Rohrbach (149,4 Prozent).
Diese Diskrepanzen bedeuten für Eltern mitunter weite Wege bis zur Kita oder dem Kindergarten. Denn der Rechtsanspruch auf Betreuung gilt nicht für den eigenen Stadtteil oder das nähere Umfeld. Wer dort nichts findet, muss einen Platz woanders annehmen.c




