Literaturhaus: Die Stadt will nicht mitmachen
Kulturamtsleiter: Kein Geld und kein Grundsatzbeschluss. Jetzt hofft man auf einen Mäzen
Dabei hatte es vor fünf Wochen noch so gut ausgesehen: Der Besitzer des Gebäudes, Axel Manthey von der Silva-Stiftung, hatte sich bei der ersten Planungswerkstatt mit den Bürgern offen für das Projekt gezeigt: Ginge es nach ihm, würde das Literaturhaus nicht, wie von einigen gefordert, in die große Einzelhandelsfläche im Erdgeschoss und in der ersten Etage ziehen, sondern in die Räume, in denen er ursprünglich Büros plante. Das wären entweder im Altbau das 2. Obergeschoss und das Dachgeschoss (insgesamt 300 Quadratmeter) oder im Neubau zum Theaterplatz hin das 1. und 2. Obergeschoss (550 Quadratmeter) gewesen. Manthey hätte eine marktübliche Miete genommen: zwischen 52.000 (Altbau) und 96.000 Euro (Neubau) im Jahr.
Die anwesenden Bürger, allen voran Elke Werry, die stets ein Literaturhaus an dieser Stelle gefordert hatte, nahmen das mit Begeisterung auf - und verzichteten auf die große Lösung. Doch schon damals goss Mumm Wasser in den Wein: Für ein Literaturhaus sei im geltenden Doppelhaushalt kein Geld vorgesehen. Nun, bei der zweiten Planungswerkstatt, wurde er noch deutlicher: "Die Stadt steht als Partner eines Literaturhauses nicht zur Verfügung." Manthey wolle bis Herbst eine Zusage, ob die Stadt eine solche Stätte finanziere, und die könne sie nicht geben, denn der nächste Doppelhaushalt werde erst wieder Ende 2014 beraten: "Das passt zeitlich nicht zusammen." Und man könne den Investor nicht hinhalten.
Außerdem ist es längst noch nicht ausgemacht, ob die Stadt überhaupt ein Literaturhaus will. Für den Juni ist ein Workshop zu diesem Thema angesetzt, bei dem Befürworter des Projekts (wie Manfred Metzner vom Wunderhorn-Verlag), seine Gegner (wie Jakob Köllhofer vom Deutsch-Amerikanischen Institut), aber auch die Stadtbücherei und Vertreter von Literaturhäusern aus anderen Städten zu Wort kommen sollen - Ausgang offen.
Dennoch ist für Mumm die Idee noch nicht ganz erledigt, nur wäre die Stadt da nicht mehr beteiligt, interessierte Bürger oder ein Mäzen müssten das Projekt privat stemmen. Möglicherweise wird sich in Kürze eine Art Förderverein für das Literaturhaus gründen, der dann die Räume anmieten könnte. Die Kämpferin für die Literaturhaus-Idee, Elke Werry, gab sich gegenüber der RNZ enttäuscht: "Das wird jetzt ganz schwierig." Aber noch will sie nicht aufgeben, vielleicht steht ja bald eine Vereinsgründung mit greifbaren Ergebnissen an.