Heidelberg

Lage auf der Neckarwiese ist deutlich entspannter

Polizei und Ordnungsdienst setzten auf Deeskalation. Das Musikboxverbot und die Nachtruhe werden von den meisten eingehalten.

03.06.2022 UPDATE: 04.06.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 19 Sekunden
Im vergangenen Jahr war das Treffen und Feiern an der Neckarwiese eine Weile nur am frühen Abend erlaubt, danach herrschte ein Betretungsverbot. Die Stadt reagierte damit auf die Krawalle zu Pfingsten. In diesem Jahr hat sich die Lage entspannt. Foto: Philipp Rothe

Von Sarah Hinney

Heidelberg. Die Neckarwiese ist auch in diesem Frühjahr an lauen Wochenendabenden ein beliebter Treffpunkt für junge Menschen. Die Situation vor Ort ist aber deutlich entspannter als im vergangenen Jahr. Die Lage in Heidelberg sei nicht mit den Entgleisungen rund um Pfingsten 2021 zu vergleichen. Das haben Polizei und Stadt auf RNZ-Nachfrage bestätigt. Damit das so bleibt, verfolgen Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst (KOD) eine Strategie, die auf drei Säulen steht: hohe Präsenz, ein niederschwelliges Einschreiten und aktives Ansprechen von "potenziellen Störergruppierungen".

Überdies hat die Polizei ein sogenanntes Ampel-Konzept erstellt, um rasch auf Veränderungen der Situation reagieren zu können. Je nach Lage wird die Menge der Einsatzkräfte stufenweise erhöht, wenn es notwendig ist. Dabei richtet sich die Polizei nach den Erfahrungen der vorangegangenen Wochenenden. Die Ampel stünde aber seit Einführung des Konzepts auf "Grün", teilt die Polizei mit.

Hintergrund dieser Maßnahmen sind die Ereignisse zu Pfingsten im vergangenen Jahr. In der Nacht zum Pfingstsonntag war es damals entlang der Neckarwiese zu massiven Ausschreitungen gekommen. Jugendliche hatten eine Schaustellerbude, ein Corona-Testation, Parkbänke und Toiletten zerstört, Flaschen auf Polizeibeamte geworfen und Bengalos gezündet. Die Krawalle beschäftigten die Stadt über Monate, die Stadtverwaltung verhängte ein nächtliches Aufenthaltsverbot für die Wiese, die Polizei verstärkte ihre Präsenz dort massiv. Ende Juli beruhigte sich die Lage wieder.

Zur gleichen Zeit beschloss der Gemeinderat die neue Neckarvorlandsatzung. Sie regelt, was auf der Neckarwiese erlaubt und was verboten ist. Mit der neuen Satzung gilt dort beispielsweise ein Musikverbot ab 23 Uhr. Auch der Aufenthalt von Gruppen ist in der Zeit zwischen 23 bis 6 Uhr nur gestattet, soweit die Nachtruhe der Anwohnerschaft dadurch nicht gestört wird.

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Die überwiegende Anzahl der Neckarwiesen-Besucher hält sich an das Musikboxenverbot zur Nacht. Das teilen Polizei und Stadt unisono mit. Wer nach 23 Uhr noch Musik spiele, erhalte unmittelbar eine polizei- und ordnungsrechtliche Ansprache. "Werden die Musikboxen dann nicht umgehend ausgeschaltet, werden sie beschlagnahmt", erklärt die Stadt. Der Kommunale Ordnungsdienst hat in diesem Jahr aber noch keine einzige Musikbox beschlagnahmen müssen – im Jahr zuvor waren es 22.

Auch mit der Nachtruhe ab 23 Uhr klappt es wohl ganz gut. Hier suchen Polizei und Ordnungsdienst allerdings schon im Vorfeld regelmäßig das Gespräch. "Im Zuge der Deeskalationsstrategie werden potenzielle Störende frühzeitig angesprochen, auf Fehlverhalten hingewiesen, und zu späterer Stunde werden sie zur Ruhe ermahnt." Dafür werden von der Polizei spezielle Kommunikationsteams eingesetzt, in denen geschulte Beamtinnen und Beamte tätig sind.

Die neue Neckarvorlandsatzung regelt auch, wie viele Menschen als Gruppe gelten – nämlich drei. Das Ziel dieser Regelung war, Rechtssicherheit zu schaffen, damit Polizei oder städtische Ordnungskräfte besser durchgreifen können. Laut Stadt ist die neue Regel für den KOD hilfreich – insbesondere bei Platzverweisen und Räumungen.

Im vergangenen Jahr musste die Neckarwiese mehrfach von der Polizei geräumt werden. In diesem Jahr war das bisher nur einmal der Fall – in der Nacht von Freitag auf Samstag, 13. und 14. Mai. Die Polizei schickte etwa 800 bis 1000 Personen weg. Weitere Räumungen konnten – laut Polizei – ebenfalls durch frühzeitiges Ansprechen und Einzelmaßnahmen vermieden werden. Unabhängig von dieser einen Nacht seien auch Platzverweise gegen Gruppen oder Einzelpersonen bislang nur in geringem Maße ausgesprochen worden. Konkrete Zahlen nannte die Stadt dazu aber nicht.

Ort des Geschehens

Auch an anderen Schwerpunktorten in Heidelberg hat sich die Situation aus polizeilicher Sicht in diesem Jahr entspannt. Im vergangenen Jahr war die Alte Brücke zum neuen Treffpunkt der Partyszene geworden, nachdem die Neckarwiese für die Feiernden gesperrt worden war. Auch die Brücke wird deshalb von Polizei und KOD zu den relevanten Abend- und Nachtzeiten, insbesondere am Wochenende, engmaschig überwacht. "Zu besonderen Ordnungsstörungen, Beschwerdelagen oder sicherheitsrelevanten Vorkommnissen kam es auch dort in den letzten Wochen nicht", teilt die Polizei mit.

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