Kinderkreide statt Graffiti-Sprühdose
Franz Noack möchte die Mauer an der Bahnstadt-Promenade von Kindern bemalen lassen. Bisher zieren sie eher zweifelhafte Kunstwerke.

Von Maria Stumpf
Heidelberg. Dem Stadtteilverein der Bahnstadt gefällt die Idee, der Kinderbeauftragte scheint von dem Plan angetan, Lokalpolitiker sind informiert und Schulen und Kitas involviert: Franz Noack versucht seit einigen Wochen, auch die Stadt von einer "Kindermalwand" entlang der Promenadenmauer zu überzeugen. Die Motive sollen professionell von Künstlern vorgestaltet und dann von Kindern der Bahnstadt ausgemalt werden. "Am besten dann noch in Verbindung mit einer Begrünung. Dann sieht das richtig schön aus", schwärmt Noack.
Die Promenade als Rad- und Fußwegeverbindung im Südwesten der Bahnstadt verbindet den neuen Stadtteil über die Bahndämme der ehemaligen Gleisanlagen mit den angrenzenden Stadtteilen. Konkret geht es um das Teilstück zwischen Pfaffengrunder und Schwetzinger Terrasse. Ein Hingucker im positiven Sinn ist das Mauerwerk eher nicht. Die Fläche wird teilweise von Graffiti-Sprühern benutzt. Manchmal sind das politische Parolen, meist ist es augenscheinlich nur wirres Zeug. Ein rückstandsloses Entfernen ist aufwendig. "Das Geld dafür wäre besser genutzt, wenn wir Kinder die Wand immer wieder mit Malkreide neu gestalten lassen", sagt Rentner Noack: "Eine Malwand eben. Das wäre doch gerade auch in Corona-Zeiten eine super gemeinsame Beschäftigung im Freien."
Das Projekt sieht vor, dass die Kleinen sich in Zusammenarbeit mit Grundschulen und Kitas in Malbüchern Motive heraussuchen dürfen und die Konturen dann von Künstlern aus der Region auf die Mauer zum Ausmalen gezeichnet werden. "Das hat dann auch einen kunstgerechten Aspekt."
Franz Noack hat an der Promenade seinen Schrebergarten – und organisiert nicht zum ersten Mal solche Mal-Aktionen. Er ist der Pate der Kindermalwand auf der Pfaffengrunder Terrasse und mit Zeichenaktionen bei der offiziellen Eröffnungsfeier des Platzes in diesem Jahr dabei. Oberbürgermeister Eckart Würzner habe für diese Kindermalaktion sogar die Schirmherrschaft übernommen, erzählt Noack zufrieden.
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Nun aber will er nicht mehr nur Bauzäune in bunten Farben und munteren Motiven sehen, sondern auch die Promenadenwand. "Ich bekomme immer mehr Anfragen von Bahnstadt-Kindern, die auch mal etwas bemalen wollen. Wenn Graffiti-Künstler lustige Motive vormalen, welche die Kids mit Kreide ausmalen dürfen, wäre das Problem gelöst." Post an die Stadt mit einer entsprechenden Anfrage habe er bereits abgeschickt. Aber: "Antwort kam noch nicht."



