"Jugendfeindliche Kommunalpolitik"

Jusos kritisieren den Gemeinderatsbeschluss zur Dischingerstraße - und damit ihre eigene Fraktion

22.12.2012 UPDATE: 22.12.2012 05:29 Uhr 1 Minute, 42 Sekunden
ste. Das Aus für das selbstverwaltete Jugendkulturzentrum in der Dischingerstraße schlägt hohe Wellen. Die Fraktion von Grünen und Generation.HD übt Kritik an dem Haushaltsbeschluss des Gemeinderats vom Dienstag. Besonders brisant ist die Kritik der Heidelberger Jusos, der SPD-Jugendorganisation - die liegt jetzt im Clinch mit ihrer Fraktion.

Denn die Sozialdemokraten hatten zusammen mit CDU, FDP, "Heidelbergern" und Freien Wählern dafür gestimmt, für das Projekt im Pfaffengrund nur 300.000 Euro in nächsten Doppelhaushalt bereitzustellen. Um das Konzept umsetzen zu können, das die beiden Vereine "Spielraum" und "Freiraum" über ein Jahr erarbeitet haben, wären aber rund 1,75 Millionen nötig gewesen. Daraufhin erklärte "Spielraum" am Mittwoch den Ausstieg aus dem Projekt; "Freiraum" wiederum hatte immer betont, nur zusammen mit dem anderen Verein in die Dischingerstraße 5 einzuziehen.

"Das ist eine unglaubliche Geringschätzung des Engagements der Menschen, die in den vergangenen eineinhalb Jahren auf Wunsch der Stadtverwaltung mehrfach Konzepte für ein Jugendkulturzentrum in den Räumen der Dischingerstraße 5 entworfen und zur Realisationsreife geplant haben und für uns ein neuer Höhepunkt der jugendfeindlichen Kommunalpolitik", kommentiert Markus Christoph Müller, Mitglied im Sprecherkreis der Jusos, den Haushaltsbeschluss. Nun sei es wieder einmal fraglich, ob selbstverwaltete Jugendkultur in Heidelberg eine Chance bekomme, heißt es weiter in der Stellungnahme.

Die bereits diskutierten Alternativen - das Zentrum ohne eine benachbarte Veranstaltungshalle zu betreiben, sowie ein nochmals reduziertes Konzept von "Freiraum" - halten die Jusos wegen der Lage der Gebäude für nicht realistisch. Für Milena Brodt vom Sprecherkreis steht daher fest: "Der Kauf der unsanierten Hallen in der Dischingerstraße war eine unausgegorene Idee, die Stadtspitze hatte sich wohl ein schnelles und günstiges Feigenblatt für das Fehlen von Räumlichkeiten für Jugendliche erhofft. Wie wir jetzt wissen, haben die Verwaltung und Oberbürgermeister Würzner die Initiativen anderthalb Jahre an der Nase herumgeführt, das ist einfach unanständig."

Ganz anders liest sich eine Stellungnahme der SPD-Fraktion zu dem Thema. Sie schreibt, dass es in Sachen Halle 02, Dischingerstraße, Feuerwache und Hotel Metropol - anders als OB Eckart Würzner im RNZ-Interview vom Donnerstag sagte - "keine klaren Vorstellungen und Konzepte" gegeben habe, sondern nur "enorme vom Gemeinderat geforderte Gelder ,ins Blaue'". Dass jetzt Jugendliche absprängen, sei "ein Ergebnis mangelnder Vorbereitung durch die Stadtverwaltung".

Grüne und Generation.HD, die gegen die Kürzung votiert haben, stimmen hingegen in die Kritik der Jusos ein. Man habe den Jugendlichen mit der Dischingerstraße Hoffnung gemacht und lasse das Projekt nun wieder langsam sterben. "So geht man mit jungen engagierten Menschen nicht um", schreibt Grünen-Stadträtin Kathrin Rabus. Und ihr Generation.HD-Kollege Derek Cofie-Nunoo kommentiert: "Die Stadt steht durch diesen Beschluss mit einer Halle ohne Konzept und Betreiber da. Wir halten das jugendkulturpolitisch und finanziell für unverantwortlich."

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