Gestaltungsbeirat hält Pläne für die Stallungen für überfrachtet
Architekt soll nun nachbessern - "Kleine Praline" inmitten von Klötzen

Von Birgit Sommer
Heidelberg. Völlig überfrachtet könnte man das nennen, was die aktuellen Pläne für die alten Stallungen in den ehemaligen Patton Barracks im Stadtteil Kirchheim zeigen. Drumherum entsteht ein Hotspot für Innovationen der Technik in moderner, mehrstöckiger Architektur. Das lange, schmale, niedrige Backsteingebäude aus dem Jahr 1922 sollte dagegen ein bisschen die Vergangenheit und das menschliche Maß bewahren, wie es im Gestaltungsbeirat der Stadt hieß. Gewünscht waren Gastronomie, Dienstleistung, eventuell Ausstellungs- und Veranstaltungsräume mit Flair, direkt am künftigen Mary-Somerville-Platz.
Dem Gestaltungsbeirat der Stadt, fünf renommierten Architekten aus ganz Deutschland, gefiel nicht so richtig, was Ekkehard Schmid von "planrausch-Architekten" in der virtuellen Sitzung vorstellte. Die Dachkonstruktion wird bei ihm durch große Gauben nutzbar gemacht, es gibt Terrassen, Sonnensegel und Solarmodule auf dem Dach. 80 Mitarbeiter von 15 Firmen sollen da Platz finden, samt Einrichtungen wie Küche und Sauna. Ein Micro-Innovation-Park, wie Schmid sagte.
Im Erdgeschoss, zum Platz hin geöffnet, kann sich der Betreiber "Tdrei Vermietung GmbH & Co KG" vieles vorstellen: italienisches Café, Bar, gesunde Speisen zum Mitnehmen und Lieferservice, Bio-Eisdiele, Musikveranstaltungen, Bewegungsraum, japanisches Restaurant, großes Restaurant mit vegetarischem Schwerpunkt und Hofladen. Erste Verhandlungen liefen schon, sagte Ekkehard Schmid. Und: "Die Pläne sind weitestgehend abgeschlossen, wir stehen kurz vor dem Bauantrag."
"Ob Sie nicht zu viel machen?", fürchtete Prof. Markus Neppl (Karlsruhe) vom Gestaltungsbeirat. "Für uns ist eigentlich nur eine Weiterentwicklung der Stallungen angesagt. Wir brauchen einen gefühlvollen, bescheidenen Umgang mit dem Relikt." "Das kann doch nicht wahr sein, dass das Gebäude so überformt wird!", erklärte auch Prof. Rolf Hoechstetter (Darmstadt), "Sie haben vom alten Haus nichts übrig gelassen." Das Gebäude stehe zwar nicht unter Denkmalschutz, aber es erzähle eine Geschichte, fand Prof. Gerd Gassmann (Karlsruhe). Eine "kleine Praline inmitten der städtebaulichen Klötze" sei ihm schon wichtig. Deshalb müsse der Charakter des Hauses erhalten bleiben. Was der Planer daraus machte, war für ihn "Freizeitarchitektur".
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Prof. Christiane Sörensen (Hamburg) regte an, die Zahl der Studios im Obergeschoss zu beschränken. "Wir können nicht wirtschaftliche Hintergründe beleuchten", hielt Markus Neppl dagegen und wandte sich an die Planer: "Aber wir würden es schätzen, wenn Sie unseren Anregungen nachkämen."
Der Mittelgang im Gebäude erschwert jedenfalls die Planung von Büros im Obergeschoss, weshalb der Architekt die Gauben für unverzichtbar hielt. "Wenn Sie den Mut hätten, die Räume ohne Flur mehr zu vernetzen, dann würden Sie Flächen sparen", meinte Baubürgermeister Jürgen Odszuck, der ebenfalls zu große Dachgauben und eine zu üppige Arkadenanlage bemängelte. Planer und Bauträger wollen nun mit den Vorschlägen in Klausur gehen.



