In der neuen Zoo-Akademie kann jeder zum Forscher werden
Experimentieren zwischen Schlangen und Bartagamen: Das moderne Lernlabor bietet etwas für alle Altersklassen.

Von Sarah Hinney
Heidelberg. Ein bundesweit einzigartiges Bildungsprojekt ist am Mittwoch nach gut zweijähriger Planung in Heidelberg offiziell an den Start gegangen. Schon jetzt scheint gewiss, dass diese Einrichtung weit über Heidelberg hinaus Schule machen wird. Die Zoo-Akademie hat ihre Pforten geöffnet. In und rund um die Explo-Halle und das ehemalige Gebäude des Reitvereins stehen nun in neuen, modernen Räumen Lernen, Entdecken, Handwerken und Forschen im Mittelpunkt.
Zoodirektor Klaus Wünnemann begrüßte die Gäste in der großen Explo-Halle zwischen gewaltigen Krabbeltieren in Schaukästen – mitten in der aktuellen Ausstellung "Die dünne Haut der Erde – unsere Böden". "Die komplexen Probleme in unserer Welt löst keine Fachrichtung allein – das hat die Corona-Krise deutlich gezeigt", sagte Wünnemann. Viel zu oft würde noch in Schubladen gedacht, so der Zoodirektor: "Tiere gehören in den Zoo, Pflanzen in den Park, Kunst ins Museum und Bildung in die Schule – jetzt kommt die Zoo-Akademie und verbindet all das miteinander." Mit den neu ausgerichteten Angeboten wolle der Zoo diesen interdisziplinären Ansatz spannend und anschaulich mit Leben füllen. "Jenen Ansatz, den unser Planet in diesen Zeiten so dringend braucht."
Was das konkret bedeutet, davon konnten sich die geladenen Gäste, darunter auch Stadträte und Oberbürgermeister Eckart Würzner, bei einem Rundgang durch die Räume ein Bild machen. In der Forscherstation dreht sich alles um Tiere, Natur und Labor.
Im sogenannten Vivarium können Workshops stattfinden, Besucher aber auch mal eine echte Schlange oder Bartagame streicheln. Hochmodern präsentiert sich das voll ausgestattete Lernlabor. Hier dürfen die Besucher einen Tag lang Wissenschaftler sein und molekulare oder umweltanalytische Untersuchungen durchführen – natürlich unter professioneller Anleitung.
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Interessant ist das auch für Schulklassen, denn es werden auch Kurse mit Lehrplanbezug angeboten. "Die Nachfrage ist groß, trotz oder gerade wegen Corona", sagt Wünnemann. Viele wollten nach Monaten des Homeschoolings und Wechselunterrichts mit den Schülern etwas Besonderes unternehmen. Die erste Klasse kommt schon Anfang Juli ins Lernlabor.
Wer früh anfängt, handwerklich zu lernen, kann später viel reparieren und somit nachhaltiger leben. Diese Idee steht hinter dem Bereich Technik, in dem auch schon jüngste Besucher selbst tätig werden können. Sie können etwa ausprobieren, wie man einen 3-D-Drucker bedient und damit Ersatzteile selber fertigt, oder den richtigen Umgang mit Werkzeug üben. Der OB machte es beim Rundgang vor und zeigte sich recht geschickt beim Laubsägen eines Magnetmännchenbeins.
Mit dem "Roten Saal" steht neben der Explo-Halle jetzt noch ein weiterer Ausstellungsraum zur Verfügung: Dort sollen unter dem Titel "Glänzende Aussichten" im nächsten Frühjahr Karikaturen rund um das Thema Umwelt zu sehen sein, anschließend ist eine Ausstellung über Klimaflucht geplant.
Die Ausstellungen in beiden Hallen stehen auch künftig allen Zoobesuchern offen. Alle anderen Angebote müssen gebucht werden. Auch Eckart Würzner zeigte sich glücklich über die Eröffnung der Akademie. Eine halbe Million Zoo-Besucher im Jahr, so viele Menschen erreiche keine andere Einrichtung in Heidelberg, betonte der OB. So sei es doch konsequent, hier außerschulische Lernräume zu schaffen.



