In der Klosterschänke gibt es kein Klosterbier mehr
Gastronomie schenkt nun Palmbräu aus Eppingen aus - "Brauerei zum Klosterhof" verkauft im Sudhaus direkt an die Kunden

In einem Nebengebäude auf dem Gelände von Stift Neuburg befindet sich die "Brauerei zum Klosterhof". Das Sudhaus wurde nun zum Verkaufraum umgebaut. Foto: Alex
Von Timo Teufert
Heidelberg. Eigentlich ist die "Brauerei zum Klosterhof" vom Rechtsstreit zwischen der Benediktinerabtei Neuburg und deren Pächtern, der Klosterhof Neuburg GmbH & KG, überhaupt nicht betroffen. Die Mönche hatten den Pachtvertrag wegen eines Formfehlers vorzeitig gekündigt und vor dem Oberlandesgericht Karlsruhe Recht bekommen. Weil das Gericht eine Berufung nicht zuließ, läuft derzeit eine Nichtzulassungsbeschwerde beim Bundesgerichtshof.
Die kleine Brauerei - juristisch eine Unterpächterin der GmbH & Co KG - ist eigenständig und hat bis vor Kurzem ihr Bier an die Gastronomie auf dem Gelände geliefert. Doch weil man sich offenbar nicht über Zahlungsmodalitäten einigen konnte, sattelte die Gastronomie um und schenkt nun Palmbräu aus Eppingen aus. Bei der "Brauerei zum Klosterhof" versucht man, den fehlenden Bierabsatz durch einen Direktvertrieb zu kompensieren.
"Es liegt nicht an uns, dass es in der Gastronomie kein Bier mehr von uns gibt", sagt der Prokurist der Brauerei, Till Barucco, im RNZ-Gespräch. "Wir wollten die Zahlungsmodalitäten den aktuellen Gegebenheiten anpassen", ergänzt Thomas Thies, der die Brauerei als Unternehmensberater unterstützt. Über Details wollen die Brauerei-Vertreter nicht sprechen, man sei konstruktiv und lösungsorientiert auf die Verantwortlichen zugegangen. Der RNZ liegen Informationen vor, wonach die Brauerei gegenüber der Gastronomie offene Forderungen im mittleren vierstelligen Bereich hat.
"Es bestand die Gefahr eines Lieferengpasses, das kann man sich als Gastronom nicht leisten", erklärt dagegen Volker Born den Brauereiwechsel. Born war bislang Sprecher der Pächter und ist nun zusammen mit Jan Sund Geschäftsführer der "Gasthaus zum Klosterhof GmbH". Laut der Gastronomen beharrte die "Brauerei zum Klosterhof" auf einer Vorauszahlung, weshalb man aus Sorge eines Lieferengpasses zu Palmbräu wechselte. Thies sagt: "Wir haben nie die Lieferung eingestellt."
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Als Konsequenz aus der Trennung zahle die Gastronomie und der Klosterladen kein Pfandgeld mehr aus, so Barucco. Das übernehme man jetzt selbst: Im umgebauten Sudhaus kann man die Einliterflaschen der verschiedenen, gekühlten Bio-Frischbiere kaufen und auch sein Leergut zurückgeben. "Wir haben einen großen Zulauf im Direktvertrieb", berichtet Thies.
Eigentlich wollen die Brauerei-Vertreter nach vorne blicken: "Unter dem Streit leidet der Standort und wir sind die Leidtragenden", sagt Barucco. Viel lieber sprechen er und Thies deshalb über Braukurse, die gestiegene Anzahl an Führungen und neue Biersorten, wie den beliebten Hopfenfuchs als Bockbierversion oder das "Red Summer Ale", einem obergärigen Bier, das durch eine bestimmte Hopfensorte ein fruchtiges Aroma erhält.
Um den Standort auch in Zukunft zu sichern, führe man mit den Eigentümern des Geländes, der Benediktinerabtei, Gespräche. "Wir haben ja auch eine Fürsorgepflicht gegenüber unseren Mitarbeitern", sagt Barucco. Vier Mitarbeiter und zwei Auszubildende beschäftigt die Brauerei zur Zeit.
Auch in der Gastronomie blickt man nach vorne. "Wir wollen in Zukunft auf weidebetäubtes Fleisch umstellen, weil diese Tiere nicht dem Stress einer Schlachtung im Schlachthaus ausgesetzt sind", sagt Volker Born. Mit einer Sommerkarte wolle man zudem das kulinarische Angebot und die Qualität steigern.



