Heidelberger Stift Neuburg: Anwohner wollen zwischen Abtei und Pächtern vermitteln

"Bürger für Heidelberg" informierten auf dem Klosterhof - Die Kontrahenten treffen sich am Mittwoch vor Gericht

13.11.2016 UPDATE: 14.11.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden

Anwohner Magnus von Knebel Doeberitz (Mitte) will noch vor dem Prozess am Mittwoch zwischen Klosterhof und Abtei vermitteln. F.: Welker

Von Timo Teufert

Heidelberg. Was steckt hinter der Kündigung, die die Benediktinerabtei Neuburg gegenüber ihren Pächtern, die seit 2007 den Klosterhof bewirtschaften, ausgesprochen hat? Um diese Frage drehte sich auch die Diskussion in der Klosterhof-Gastronomie, zu der die "Bürger für Heidelberg" eingeladen hatten und die von Klaus von Olshausen moderiert wurde.

Einzig die Mönche selbst hätten Licht ins Dunkle bringen können, doch Abt Winfried Schwab hatte mit Verweis auf das laufende Gerichtsverfahren - ein Gütetermin ist am Mittwoch beim Oberlandesgericht in Karlsruhe angesetzt - abgesagt. Während der Diskussion meldete sich aber ein Nachbar zu Wort, der noch vor der Verhandlung zwischen den beiden Parteien vermitteln will.

"Keiner weiß genau, was hier am Stift passieren soll, und das ist es, was alle bewegt", sprach der CDU-Kreisvorsitzende Alexander Föhr vielen der rund 100 Interessierten aus dem Herzen. Er habe den Wunsch, dass der Konflikt im Dialog am runden Tisch weitergeführt werde, so Föhr. Schließlich schade die Auseinandersetzung allen Beteiligten. Seine Grünen-Kollegin auf dem Podium, Luitgard Nipp-Stolzenburg, wünscht sich einen Erhalt der ökologischen Oase. Schließlich wären mit dem Vollzug der Kündigung die Verträge zwischen Stadt und Pächtern über die Pflege der Streuobstwiesen obsolet. Und SPD-Stadtrat Andreas Grasser hat den Eindruck, "dass ein Formfehler hier nützlich ist, um die Kündigung durchzusetzen".

Die Benediktiner waren mit ihrer Kündigung vor Gericht gescheitert, weil sie es versäumt hatten, die Pächter zuvor abzumahnen. Verhandelt wird nun eine juristische Hilfskonstruktion, bei der es um einen Formfehler im Vertrag geht, der im Einvernehmen geschlossen wurde. Teile des Klosterhofs und der Abtei stehen auf einem Flurstück. Die Lösung wäre eine Teilung des Grundstücks, doch diesen Weg hat das Kloster bislang nicht beschritten.

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"Wir verstehen beide Seiten: Auf der einen Seite den Wunsch nach einem geistlichen Zentrum der Einkehr und der Andacht, auf der anderen zollen wir aber auch den Pächtern Respekt dafür, was sie aus der Landwirtschaft nach deren Niedergang gemacht haben", sagte der Stadtteilvereinsvorsitzende Raimund Beisel. "Ich mache mir Sorgen, und ich hoffe sehr, dass es noch nicht zu spät ist", sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer, die im Publikum saß, weil sie eine persönliche Verbindung zu diesem "wunderbaren Ort für die Heidelberger" habe.

Abraham de Wolf aus dem Vorstand der "Bürger für Heidelberg" verwies auf den wirtschaftsethischen Kern der Auseinandersetzung: "Das Kloster hat als Eigentümer und Verpächter eine Verantwortung gegenüber den Pächtern, die viel riskieren, und gegenüber der Stadtgesellschaft, die zu Recht von einem Kloster in dessen Geschäftsgebaren ein ethisches Verhalten erwartet."

Das Kloster müsse sich öffentlich der Diskussion stellen - "und nicht die Stärke des Eigentums und die wirtschaftliche Abhängigkeit der Pächter ausnutzen". Es sei unethisch, aus einer Ungenauigkeit im Vertrag und dem Vertrauen der Pächter in die Anwälte des Klosters Kapital schlagen zu wollen, um einen schon zehn Jahre laufenden Pachtvertrag zu kündigen.

Magnus von Knebel Doeberitz, der den Abt persönlich sehr gut kennt und Anwohner der Straße "Am Wingertsberg" ist, bot im Verlauf der Diskussion an, zu vermitteln: "Ich glaube, hier liegt ein klassisches Kommunikationsproblem vor. Denn eigentlich habe ich den Eindruck, es sind alle auf einer Seite."

Zwar gebe es ein großes Maß an Unzufriedenheit beispielsweise mit der Qualität der Gastronomie und der Führung der Landwirtschaft, doch von Knebel Doeberitz glaubt, schnell eine Einigung finden zu können. Allerdings - das sagte Pächter Hartmut Jäger - sei 2013 eine Mediation von Abt Franziskus Heereman ohne Angabe von Gründen abgebrochen worden. Auch drei Gesprächsrunden mit dem neuen Abt führten zu keinem Ergebnis.

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