Heidelberger Radbrücke über den Neckar findet viel Zustimmung
Infoveranstaltung in der Halle 02 zur geplanten Radverbindung zwischen Bergheim und dem Campus

Eine neue, geschwungene Brücke würde den Fluss überspannen. Ausgangspunkt im Norden ist der Campus-Boulevard, im Süden die Lücke zwischen dem ehemaligen IBM-Gebäude und dem mintfarbenen Gebäude, das früher der Neckar AG gehörte. Fotos: Philipp Rothe
Von Timo Teufert
Heidelberg. Am Ende waren sich fast alle Teilnehmer, die zur Informationsveranstaltung zur geplanten Radbrücke über den Neckar in die Halle 02 gekommen waren, einig: Sie bekannten sich ganz klar zu einer zusätzlichen Verbindung für Fußgänger und Radfahrer über den Fluss, die zwischen der Ernst-Walz-Brücke und dem Wehrsteg entstehen und so das Bergheimer Ufer mit dem Campus im Neuenheimer Feld verbinden soll. Die Brücke wäre damit eine der zwei wichtigen Nord-Süd-Verbindungen im landesweiten Radnetz.
"Wir wollen mehr für den nicht-motorisierten Verkehr machen", bekräftigte Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck bei seiner Begrüßung. Deshalb habe die Stadt dieses große, städtebauliche Projekt angestoßen. Über eine Machbarkeitsstudie stimmt der Gemeinderat im Mai ab, darin soll auch eine weitere Variante geprüft werden.
Diese sieht eine Führung des Fuß- und Radweges über ein neues Wehr vor, das das Amt für Neckarausbau derzeit plant und das 2034 fertig sein soll. "Die Frage ist: Gehen uns Zeit und Geduld verloren, wenn wir auf die Fertigstellung des Wehres warten?", so Odszuck. In den letzten Jahren hat sich der Fertigstellungstermin immer weiter nach hinten verschoben.
"Die Brücke wäre ein Verkehrsprojekt von gesamtstädtischer Bedeutung", so Odszuck. Die Brücke wäre nämlich auch ein Zubringer für einen geplanten Fahrradschnellweg zwischen Mannheim und Heidelberg. Derzeit bewegen sich zwischen Bergheim und dem Neuenheimer Feld rund 2,3 Millionen Radfahrer pro Jahr, in Spitzenzeiten bis zu 12.000 pro Tag, wie Verkehrsmanager Alexander Thewalt berichtete. "Wir wollen deshalb eine gute, komfortable Verbindung schaffen", so Thewalt.
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Die Zubringer zur Brücke würden schon in der Gneisenaustraße beginnen und die Radfahrer über das Autobahnende, den Gneisenaupark und die Vangerowstraße hinweg kreuzungsfrei zum Neckar führen - entweder auf eine neue Brücke oder auf einen neuen Wehrsteg. "Für eine eigenständige Brücke planen wir einen Baubeginn im Jahr 2020, ein Jahr später könnte sie fertig sein", berichtet Thewalt.
Die Kosten, so schätzt die Verwaltung, liegen bei 15 Millionen Euro. Ein Radweg über einen neuen Wehrsteg würde frühestens 13 Jahre später eröffnet werden können. "Die Kosten liegen bei 8,2 Millionen Euro, hinzu kommen fünf Millionen Euro für die Anschlüsse an den Ufern, also insgesamt 13,2 Millionen Euro", rechnete Thewalt vor.
Wie sich der Fahrradverkehr zwischen dem Heidelberg Süden und dem Neuenheimer Feld verändern wird, zeigte Dieter Teufel vom Umweltprognoseinstitut (UPI). Mit Fertigstellung der Bahnstadt, der Konversionsflächen, dem Ausbau der S-Bahn und dem Bau eines Fahrradparkhauses am Hauptbahnhof rechnet Teufel bis 2030 mit bis zu 22.000 Fahrradfahrern pro Werktag auf der Ernst-Walz-Brücke - 10.000 mehr als in heutigen Spitzenzeiten.
Für die Arbeitsgemeinschaft Rad hat Teufel zudem 16 Alternativrouten untersucht. Die meisten kommen für so ein hohes Fahrradverkehrsaufkommen allerdings nicht in Frage oder sind unpraktikabel für die Zweiradfahrer. "In der AG Rad haben wir uns deshalb einstimmig für eine neue Fahrradbrücke ausgesprochen", erklärte Teufel. Denn durch die Radbrücke würden sich nach seinen Berechnungen auch die Fahrzeiten durch wegfallende Ampeln deutlich verkürzen, was zu einer signifikanten Zunahme des Rad- und zu einer Abnahme des Autoverkehrs führen würde.
Nach den Präsentationen - auch Michael Braum von der Internationalen Bauausstellung Heidelberg (IBA) und Architekt Oliver Schulze sprachen in der Halle 02 - bildeten die Bürger Arbeitsgruppen und präsentierten am Ende ihre Sicht auf eine neue Brücke - mit durchweg positiven Aussagen. Nur eine von zehn Gruppen äußerte Bedenken. "Ich bin platt, wie klar und eindeutig Ihr Votum ist", sagte Odszuck. Die Abfrage sei zwar nicht repräsentativ, doch ein Signal, das wahrgenommen wird.



