Heidelberger "Neckarorte": Was erhoffen sich die Bürger vom Neckarufer?
Am gestrigen Freitag startete die Veranstaltungsreihe an der Anlegestelle der Weißen Flotte. Bürger haben erste Ideen fürs Ufer.

Premiere am Neckarlauer: Gestern Abend startete die neue Veranstaltungsreihe "Neckarorte" mit einer Performance (im Hintergrund das aufblasbare Versammlungszelt). Sie soll am Wochenende Lust auf "Stadt an den Fluss" machen und dafür von den Bürgern Ideen sammeln. Foto: Rothe
Von Micha Hörnle
Heidelberg. Noch ist es nicht so, dass die Bürger die neue Veranstaltungsreihe "Neckarorte" überrennen: Bei ihrem Start gestern am Neckarlauer, der Anlegestelle der Weißen Flotte, kamen gut 80 Heidelberger, viele waren noch nicht mal aus der Altstadt. Und doch gab es erste zarte Hinweise darauf, was sich die Bürger von einem lebenswerteren Neckarufer erhoffen: Erst mal, sich hinsetzen können.
Und so saßen sie auf den provisorischen Bänken und Podesten, lauschten den Reden der Projektverantwortlichen - und fingen zaghaft an darüber zu diskutieren, was denn nottäte: Dirk Barthel aus Handschuhsheim stört sich am Verkehr - auch wenn der gestern Abend nicht so furchtbar rauschte: "Wir haben in Pondicherry in Indien gesehen, wie das funktionieren kann: Da wird abends um 18.30 Uhr die Promenade dichtgemacht. Das könnte ich mir auch vorstellen."
Arno Feuerstein aus der Südstadt sieht auch in der Straße "eine große Hypothek". Er erhofft sich nun neue Impulse für das "in Erwartung des Tunnels bisher stiefmütterlich behandelte Neckarufer". Explizit einen Tunnel wünschen sich beide nicht, ihnen würde es reichen, wenn man hier flanieren könnte. "Mit einfachen Mitteln kann man doch viel erreichen", sagt Petra Barkowski aus Handschuhsheim - und denkt an Bänke. Oder vielleicht auch an etwas mehr Gastronomie.
Dass das alles zwar simpel klingen mag, aber in der Heidelberger Wirklichkeit an enge Grenzen stößt, weiß auch der Gesamtkoordinator der "Neckarorte", der Architekt Dirk Rulffes: "Das gerade am Neckarlauer nichts passiert ist, liegt am Hochwasserschutz. Weil das alles Überflutungsfläche ist, dürfen hier keine Bänke oder Ähnliches stehen." Und doch wirbt er für den Ort, der vielen Heidelbergern unbekannt ist: "Das ist eine der wenigen Stellen in der Stadt, wo man am Fluss den Sonnenuntergang erleben kann." Gestern Abend bekam man zumindest einen Eindruck davon, wie stimmungsvoll es sein könnte, an einem farbig beleuchteten Neckarstrand zu sitzen und auf die Boote der Weißen Flotte zu schauen.
Am heutigen Samstag starten ab 11 Uhr Exkursionen am Neckarlauer, um 13 Uhr wird die Situation bewertet, um 15.30 Uhr macht man sich Gedanken über die Gestaltung, und nach der Live-Musik (18 Uhr) gibt es Zeit für Gespräche. Der Sonntag startet um 11.15 Uhr mit einem weiteren Treffen zu Gestaltungsfragen, um 14 Uhr werden die Ergebnisse zusammengefasst.
Für Jan van der Velden-Volkmann von der Architektenkammer ist das eine Art Bürgerbeteiligung für einen Neuanfang bei "Stadt an den Fluss": "Wir wollen das Projekt noch einmal aus der Taufe heben, aber dieses Mal nicht von oben nach unten, sondern mit der Bevölkerung. Denn wenn die Bürger das nicht mittragen, gibt es keinen politischen Willen und keinen Auftrag an den Gemeinderat." Der war gestern noch ziemlich spärlich vertreten: Immerhin Stadtrat Matthias Diefenbacher ("Die Heidelberger") war am Neckarlauer. Das zweite Mal in seinem Leben - obwohl er gebürtiger Heidelberger ist.