Heidelberger Hauptbahnhof-West: Ein Investor für alles
Die Gustav-Zech-Gruppe hat Interesse an den Bahnstadt-Baufeldern südlich des Hauptbahnhof - Hier soll auch der Fernbusbahnhof entstehen

Früher standen auf dem Areal zwischen Czernyring und Bahnhofsgelände die Versorgungsgebäude der US-Armee. Sie wurden seit April abgerissen, gerade läuft das Bodenmanagement. An dieser Stelle soll der neue Bahnhofsvorplatz Süd entstehen. An der Bebauung der beiden abgrenzenden Baufelder hat die Gustav-Zech-Stiftung Interesse. Foto: Philipp Rothe
Von Timo Teufert
Es ist eines der wichtigsten Grundstücke in der Bahnstadt, denn es verbindet den neuen Stadtteil mit dem Hauptbahnhof und der Gesamtstadt: Die Baufelder B1 und B2, die südlich an den Bahnhof angrenzen und auf deren Areal künftig der neue Bahnhofsvorplatz Süd entstehen soll. Erst im Juli hat der Gemeinderat die geänderte Rahmenplanung für die 25.000 Quadratmeter große Fläche verabschiedet, nun stellt die Verwaltung im Haupt- und Finanzausschuss (Mittwoch, 28. September, 17.30 Uhr, Neuer Sitzungssaal im Rathaus, Marktplatz 10) einen möglichen Investor vor. Die private Gustav-Zech-Stiftung hat großes Interesse daran, die Baufelder zeitnah zu bebauen, heißt es in der Vorlage.
"Nachdem die Entwicklung der Bahnstadt sehr weit fortgeschritten ist, kommt diesem Areal eine immer größere Bedeutung zu", erklärt Gerald Dietz, Leiter der städtischen Geschäftsstelle Bahnstadt. Von zentraler Bedeutung seien die Flächen zwischen Czernyring und Hauptbahnhof, auf denen die US-Armee ihre Versorgungsgebäude unterhielt. Ende 2015 hatte die Stadt die Flächen von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) erworben.
"Wir sind seit drei bis vier Jahren an der Vermarktung dieser Baufelder", berichtet Dietz. Einen Käufer für das riesige Grundstück zu finden, sei durch die Komplexität der Aufgabenstellung und die große Baumasse nicht ganz einfach gewesen. "Im Vergleich zu den Skylabs mit ihren 19.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche entsteht am Bahnhof eine Fläche, die drei Mal so groß ist", sagt Dietz. Insgesamt fast 60.000 Quadratmeter. Eine Herausforderung ist auch die zweigeschossige Tiefgarage, die den Stellplatzbedarf aller Gebäude abdecken muss und zudem auch noch öffentliches Parken ermöglichen soll. Außerdem wollte die Stadt, dass sich ein Investor beiden Flächen annimmt.
Die Gustav-Zech-Stiftung ist eine Familienstiftung der Gründerfamilie der Zech-Group, einer international agierenden Unternehmensgruppe mit Sitz in Bremen. Sie ist in den Bereichen Bau, Projektentwicklung, Hotelentwicklung und -betrieb, Umwelttechnologie sowie Industriebeteiligungen engagiert. "Im Rahmen ihrer Anlagephilosophie investiert die Stiftung in hochwertige Immobilien und entwickelt und realisiert entsprechende Projekte an ausgewählten Standorten mit dem Ziel, diese langfristig zu verwalten", heißt es in der Vorlage. Für die Zech-Gruppe ist Heidelberg kein unbekanntes Terrain: Die "Deutsche Wohnwerte" ist ein Immobilien-Projektentwickler, der zur Zech-Gruppe gehört und seinen Sitz in Rohrbach hat. Auch in der Bahnstadt hat die "Deutsche Wohnwerte" schon einige Projekte umgesetzt.
Stadt und Zech-Stiftung sind sich einig, dass es für die Bebauung einen Wettbewerb geben soll, um eine "höchstmögliche Qualität zu gewährleisten". Die Kosten hierfür übernimmt die Stiftung. Wird das Verfahren erfolgreich abgeschlossen, und ist auch der Gemeinderat damit einverstanden, soll die Stiftung ein Anrecht auf den Erwerb der Grundstücke erhalten, schlägt die Verwaltung vor.
Nach ihrem Willen soll es möglichst schnell mit dem Projekt losgehen: "Wir wollen noch möglichst in diesem Jahr den Wettbewerb ausloben", sagt Dietz. Schon im Sommer 2017 könnte dann das Preisgericht tagen und der Gemeinderat noch vor der Sommerpause des nächsten Jahres die planungsrechtlichen Schritte einleiten. Denn die derzeit sehr gute Situation auf dem Immobilienmarkt ermögliche es, ein Projekt in dieser Größenordnung sofort umzusetzen. Deshalb sollen alle Planungen und die nötigen Verfahren über beschleunigte Wege bis Ende 2018 abgeschlossen sein. "Frühestens Anfang 2019 könnte dann mit dem Bau begonnen werden", ist Dietz zuversichtlich, auch wenn er weiß, wie ambitioniert diese Pläne sind.