Heidelberger Bahnstadt wächst und gedeiht: Überall wird abgerissen und neu gebaut
Der neue Heidelberger Stadtteil rückt bald näher an die Gesamtstadt - "Das ist nicht nur eine Schlafstadt"

Entlang der künftigen "Grünen Meile" werden heute schon die Straßenbahnschienen verlegt. Sobald alles fertig ist, fährt die Straßenbahn nicht mehr durch die Eppelheimer Straße, sondern zentral durch die Bahnstadt. Fotos: Rothe
Von Timo Teufert
Heidelberg-Bahnstadt. Für die Verantwortlichen ist Heidelbergs neuer Stadtteil ein Erfolgsmodell: Denn die Entwicklung des 116 Hektar großen Areals, auf dem sich früher der Güterbahnhof befand, schreitet immer weiter voran. Die Entwicklungsgesellschaft Bahnstadt (EGH), die die ehemaligen Bahnflächen vertreibt, hat bereits 80 Prozent verkauft. Und auch bei der städtischen Geschäftsstelle Bahnstadt findet man: "In dem neuen Stadtteil sind wir schon ziemlich weit."
Hintergrund
An der Speyerer Straße entsteht an der Kreuzung zur Rudolf-Diesel-Straße das "Stadttor Ost", in das die Unternehmensberatung "Corporate Business Solutions" (CBS) aus Rohrbach-Süd und die Schönheitsklinik "Proaesthetic" - bisher mit Sitz am Neuenheimer Brückenkopf - einziehen
An der Speyerer Straße entsteht an der Kreuzung zur Rudolf-Diesel-Straße das "Stadttor Ost", in das die Unternehmensberatung "Corporate Business Solutions" (CBS) aus Rohrbach-Süd und die Schönheitsklinik "Proaesthetic" - bisher mit Sitz am Neuenheimer Brückenkopf - einziehen werden. Die Baustelle wird derzeit eingerichtet, noch im Oktober soll Spatenstich sein.
Am Langen Anger baut zum einen die Deutsche Wohnwerte ihr Projekt "Colours", das Wohnen und Gewerbe verbinden wird. "Ein toller Entwurf mit einem tollen Farbenspiel", findet Peter Dohmeier, Geschäftsführer der EGH. Dorthin wird das Unternehmen, das zur Zech-Gruppe gehört, die auch die Baufelder B1 und B2 am Bahnhof bebauen will, seine Geschäftsräume verlagern. Derzeit entsteht das Erdgeschoss. Bei der Max-Jarecki-Stiftung auf der gegenüberliegenden Straßenseite wird derzeit der Keller von "Sky Angle" - der Erweiterung der Skylabs - gebaut.
Für das Möbelhaus "XXXL Lutz", das neben dem Bauhaus geplant ist, läuft derzeit der "vorhabenbezogene Entwicklungsplan". Auf der anderen Seite des Bauhauses, am Tankturm, vermarktet die Entwicklungsgesellschaft Bahnstadt gerade ein Grundstück, auf dem sich bislang eine Autoglas-Firma befindet. "Wir wollen den Fachmarktstandort an dieser Stelle sinnvoll erweitern", sagt Dohmeier.
Auf Hochtouren laufen die Arbeiten auch am Multiplex-Kino "Luxor" an der Eppelheimer Straße. Die Baustelle ist bereits so weit vorangeschritten, dass man schon einzelne Kinosäle erkennen kann. Auf dem Grundstück in Richtung Czernybrücke wird die Pfitzenmeier-Gruppe einen Neubau errichten. (tt)
Doch bis zur kompletten Einbindung des Quartiers in die Gesamtstadt fehlen noch drei bis vier Schritte: Dazu zählt zum einen die Infrastruktur - wie die Straßenbahn, die Fuß- und Radwegebrücke Richtung Bergheim und der Ausbau des Czernyrings.
Neue Einkaufsmöglichkeiten bringen der Bau der Westarkaden, der noch in diesem Jahr beginnen soll, sowie die Bebauung der Grundstücke B1 und B2 südlich des Hauptbahnhofs, deren Entwicklung die Bremer Zech-Gruppe übernehmen soll. "Die Gesamtfunktionalität der Bahnstadt ist dann hergestellt, wenn diese Punkte alle umgesetzt wurden, erklärt Gerald Dietz, Leiter der Geschäftsstelle Bahnstadt.
Vieles davon läuft derzeit schon auf Hochtouren, wie beispielsweise der Bau der Straßenbahn durch die künftige Grüne Meile. Dafür musste jetzt allerdings die Agnesistraße gesperrt werden. "Anfang 2017 kommt die Unterführung an der Eppelheimer Straße am Bauhaus weg", berichtet Dietz.
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Das ist nötig, um die Straßenbahn von der Eppelheimer Straße auf die Grüne Meile zu verschwenken. 2017 soll die Bahn dann auch bis zum Czernyring weitergeführt werden, Ende 2018 die Montpellierbrücke angebunden sein.
Am Czernyring wurde bereits mit den vorbereitenden Arbeiten für den Ausbau begonnen: Zunächst wird das Areal auf Kampfmittel untersucht, danach beginnt der Bau der umstrittenen, 37 Millionen Euro teuren Stützwände.
Sie sorgen dafür, dass die Straße gebaut werden kann, obwohl auf den deutlich tiefer liegenden Flächen daneben noch Brachland ist. Sobald die Stützwände stehen, können die Versorgungsleitungen verlegt werden.
"Bis März soll der westliche Max-Planck-Ring fertig sein, um den Querbahnsteig und das Postgelände zu erschließen", erklärt Dietz. Für die Fahrradbrücke nach Bergheim läuft derzeit die Planfeststellung.
"2018 muss gebaut werden, weil wir die Sperrpausen bei der Deutschen Bahn schon beantragt haben", sagt Dietz. Diese Phasen, in denen keine Züge fahren dürfen, müssen 36 Monate im Voraus angemeldet werden.
Für die "Westarkaden" plant der Bauträger Unmüssig, der bereits das Stadttor errichtet hat, auch eine zweigeschossige Tiefgarage. In ihr werden dann auch die Parkplätze für das "Scheck-In-Center", für Aldi und den Drogeriemarkt untergebracht.
Da die Westarkaden auf dem Areal des heutigen Aldi-Marktes an der Eppelheimer Straße entstehen, wird der Markt in einen renovierten Bau auf dem Gelände des ehemaligen US-Supermarktes "PX" umziehen, während die anderen Gebäude des ehemaligen Army-Versorgungszentrums dem Erdboden gleichgemacht werden.
So geschieht es auch mit dem Gebäuderiegel, der noch parallel zur Halle02 steht. "Er muss dieses Jahr noch weg, damit wir die Straßenbahn weiterbauen können", erklärt Dietz.
Im Zuge der Bauarbeiten wird auch der von den Bahnstadt-Bewohnern seit Langem geforderte Fußweg zur Anbindung des Stadtteils an die Eppelheimer Straße geschaffen, sobald das "Jesus World Out-reach Center", das ehemalige VW Haussmann-Gebäude, abgerissen ist. "Das ist in den nächsten 14 Tagen geplant", weiß der Leiter der Geschäftsstelle Bahnstadt.
"Ich bin zufrieden, dass wir wirklich einen Stadtteil hinkriegen. Also nicht nur eine Schlafstadt mit Wohnungen. Wir konnten hier auch unheimlich viel Gewerbe ansiedeln", ist der Geschäftsführer der EGH, Peter Dohmeier, stolz. Die gute Entwicklung führt der Immobilienexperte auch auf die aktuelle wirtschaftliche Lage zurück. "Ein niedriges Zinsniveau begünstigt natürlich die Investitionsneigung", sagt Dohmeier. Vor allem sei der Erfolg der Bahnstadt aber auf die Lage in der Metropolregion Rhein-Neckar und den Standort Heidelberg als großer Wachstumsregion in Deutschland zurückzuführen.