Heidelberg besser ganz ohne Windräder?

Bei der Informationsveranstaltung hagelte es Kritik an allen potenziellen Standorten - Stadt will Kirchheim, Grenzhof und Drei Eichen prüfen

13.12.2015 UPDATE: 14.12.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden

Gut 150 Bürger kamen am Freitag in die Stadtbücherei, um über die Heidelberger Windkraftstandorte zu diskutieren. Foto: Joe

Von Micha Hörnle

Der Gegenwind wird immer stärker: Als am Freitag die Stadt zu ihrer ersten "richtigen" Informationsveranstaltung über Windräderstandorte geladen hatte - es gab bereits eine ähnliche, eher mäßig besuchte vor zwei Monaten in Kirchheim -, da schlug die Stunde der Gegner: Kaum ein gutes Haar ließen sie an der Windenergie an sich - und auch nicht an den sieben möglichen Standorten. Noch nicht mal an den drei, die die Stadt in den nächsten Monaten näher untersuchen will. Wie Umweltbürgermeister Wolfgang Erichson erklärte, verfolgt die Verwaltung die meisten vorgeschlagenen Areale im Wald (Weißer Stein, Hoher Nistler, Lammerskopf und Auerhahnkopf) nicht weiter, nur Drei Eichen oberhalb vom Boxberg blieb im Rennen, wie auch die beiden Standorte in der Ebene: Kirchheimer Mühle und Grenzhof.

Wer dachte, gerade die seien unproblematisch, sah sich getäuscht: Gerade der Grenzhof mit seinen knapp 200 Einwohnern hatte tüchtig mobilisiert - und wehrte sich gegen die Klassifizierung als Aussiedlerhof. Denn laut den Richtlinien des Nachbarschaftsverbandes Heidelberg-Mannheim, der in der Region die Windkraftstandorte ausweist, beträgt der Mindestabstand zwischen Anlage und Gehöft nur 600 Meter. Wäre der Grenzhof als zusammenhängende Siedlung anerkannt, gäbe es einen Kilometer Abstand - was keine Anlagen mehr möglich machen würde.

Auch wenn Martin Müller vom Nachbarschaftsverband sich redlich bemühte, den gut 150 Anwesenden das Verfahren zu erklären, oft genug erntete er nur Spott: Wieso würden denn ausgerechnet extrem windschwache Gebiete in der Ebene ("Da weht nie ein Lüftchen") als geeignet ausgewiesen? Sei überhaupt unsere Region für Windräder geeignet? Wer will hier in solch ertragsschwache Anlagen investieren? Und überhaupt: Sind denn die Mindestabstände zwischen Windrädern und Siedlungen nicht völlig willkürlich? In Bayern gelten ganz andere, viel strengere Maßgaben, um die Bevölkerung vor Beeinträchtigungen zu schützen - was allerdings dazu führt, dass es hier kaum Windräder gibt. Und auch hier gingen manche Diskutanten so weit, die Windräder für gesundheitsgefährlich - vor allem wegen des nicht hörbaren Infraschalls - zu halten.

Da drangen auch kaum vermittelnde Standpunkte wie die des Umweltexperten Dieter Teufel durch. Der sagte, ihm seien auch nach genauer Prüfung keine stichhaltigen Belege bekannt, dass die Anlagen die Anwohner schädigten. Und er warnte auch davor, Heidelberg komplett windradfrei zu halten: "Auch wir müssen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten."

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Kontrovers ging es auch zu, als Michelle Ruesch von der Agentur "Zebralog" die Ergebnisse der Internet-Befragung vorstellte: Hier konnte man sich fünf Wochen lang bis zum 22. November online zu den sieben möglichen Standorten äußern. 170 Bürger ließen sich registrieren, um ihre Meinung abgeben zu können: "Ist das repräsentativ?", fragte der Saal. Nein, ist es nicht, gab Rueschen zurück, aber immerhin ein Meinungsbild. Insgesamt kamen dann knapp 400 Kommentare zusammen, die Rueschen auswertete: Bei den Standorten im Wald - mit Ausnahme der Drei Eichen - gab es starke Mehrheiten von 80 bis 90 Prozent gegen die Anlagen; 68 Prozent der Kommentare standen dem Standort Kirchheimer Mühle positiv gegenüber, und immer noch 41 Prozent waren es beim Grenzhof. Das brachte die Grenzhöfer auf die Palme: "Wir sind alle dagegen, wo soll denn die Zustimmung herkommen?"

Und so nahm Erichson vor allem aus dieser Veranstaltung eines mit: "Wir sind nicht am Ende des Verfahrens. Drei der sieben Standorte gehen in die vertiefte Prüfung - und ich bin da völlig ergebnisoffen." Und vielleicht sollte man auch die "Konzentrationsflächen" von mindestens drei Anlagen pro Areal aufheben, dann wären auch einzelne Windräder möglich.

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