Heidelberg: "Lebendiger Neckar" ohne Neckar

Wegen der Hochwasserschäden kann das Fest am Sonntag nicht auf der Wiese gefeiert werden - Die Stände wurden an die Uferstraße verlegt

14.06.2016 UPDATE: 15.06.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 55 Sekunden

Auf der Neckarwiese geht zurzeit gar nichts mehr. Betroffen ist auch das beliebte Familienfest "Lebendiger Neckar". Foto: Philipp Rothe

Von Anica Edinger

Wolfgang Morr ist genervt. Denn Dauerregen, Überschwemmungen und anhaltende Unwetter machen dem Betriebsleiter für die städtischen Grünflächen seit Wochen zu schaffen. Jetzt steht auch noch der "Lebendige Neckar" unmittelbar vor der Tür - darum arbeiten er und seine Mitarbeiter am Neckarvorland unter Hochdruck. Und doch steht jetzt schon fest: So, wie es die Heidelberger kennen, wird das Fest am kommenden Sonntag, 19. Juni, nicht ablaufen.

"Wir können die Neckarwiese zu großen Teilen nicht nutzen", erklärte gestern Bürgermeister Wolfgang Erichson bei einem Vor-Ort-Termin. Denn die Wiese ist so durchnässt, dass sie keine Chance hat, zu trocknen. Die Wetterprognosen für die kommenden Tage verschärfen die Situation. Zu beiden Seiten der Theodor-Heuss-Brücke wird ein Teil der Neckarwiese deshalb großflächig abgesperrt. "Wenn auf diesen Teilen Tausende Menschen herumlaufen würden, könnten wir die Wiese für den Rest des Sommers vergessen", sagt Morr. An Trucks oder Festzelte sei gar nicht erst zu denken.

Hintergrund

Der Aktionstag "Lebendiger Neckar" ist ein regionales Großereignis, zu dem die Kommunen entlang des Flusses von Mannheim bis Eberbach am kommenden Sonntag, 19. Juni, nunmehr zum 15. Mal einladen. In Heidelberg spielt sich traditionell alles am Neckarvorland in Neuenheim ab.

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Der Aktionstag "Lebendiger Neckar" ist ein regionales Großereignis, zu dem die Kommunen entlang des Flusses von Mannheim bis Eberbach am kommenden Sonntag, 19. Juni, nunmehr zum 15. Mal einladen. In Heidelberg spielt sich traditionell alles am Neckarvorland in Neuenheim ab. Von 11 bis 19 Uhr sorgen hier mehr als 100 gemeinnützige Vereine, Organisationen, Gruppen, Institutionen, Schulen, Verbände und sozial-ökologische Initiative für Informationen, Unterhaltung und natürlich auch für die kulinarische Verpflegung. Organisiert wird der Aktionstag in Heidelberg vom städtischen Amt für Sport und Gesundheitsförderung, das sich in diesem Jahr auch erstmals mit einem eigenen Stand "25 Jahre gesunde Stadt" präsentieren wird. Die Uferstraße wird am Sonntag für das Fest komplett gesperrt. Anwohner, die ihr Auto am Sonntag nutzen wollen, sollten es bereits einen Tag vorher außerhalb des Veranstaltungsbereichs parken. In den letzten Jahren lockte der "Lebendige Neckar" über 20 000 Besucher an das Flussufer. ani

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Ein großer Teil des Festes wird deshalb auf die Uferstraße verlegt. Auch die Fläche des Römerbads bei der Ernst-Walz-Brücke wird dieses Jahr ausnahmsweise zum Feiern genutzt. Susanne Hering vom Amt für Sport und Gesundheitsförderung, dem Organisator des Festes, hat einen detaillierten Plan ausgearbeitet, sodass alles, was geplant war, stattfinden kann - nur eben ein paar Meter weiter gen Neuenheim. Und auch Amtsleiter Gert Bartmann betont: "Der ,Lebendige Neckar‘ findet statt. Durch die neuen Planungen können wir fast alle Stände und Aktionen berücksichtigen." Allerdings gibt es Ausnahmen: Die "Kurpfälzer Gleitschirmflieger" könnten nicht in die Lüfte steigen, auch die Aktionen der Heidelberger "Freerider" müssten abgesagt werden. Vermutlich werden beide Vereine dennoch mit Infoständen vertreten sein, berichtet Hering.

Bis Sonntag wiederhergestellt ist dagegen der Kinderspielplatz. "Wir mussten den gesamten Rindenmulch austauschen, da alles weggeschwemmt wurde und das Hochwasser außerdem eine Schwermetallbelastung mit sich gebracht hat", sagt Morr. 200 Kubikmeter Rindenmulch mussten deshalb in den letzten Tagen angekarrt werden, ebenso wie 250 Tonnen Sand für das Beachvolleyballfeld. Auch das wurde vom Hochwasser völlig zerstört. Doch bis Sonntag soll alles wieder in Ordnung sein. "Wie gewohnt wird es dort dann wieder die Beachbar geben", berichtet Erichson. Nur eines treibt allen Beteiligten - trotz des Notfallplans - die Sorgenfalten auf die Stirn: die nächste Hochwasserwarnung. Denn die liegt bei der Stadt schon auf dem Tisch. "In der Nacht von Freitag auf Samstag kann der Pegel auf 4,50 Meter steigen", erläutert Erichson. Für das Neckarvorland bedeutete das: "Etwa 1,10 Meter schwemmt das Wasser dann auf die Neckarwiese", so Morr. Spielplatz und Beachvolleyball wären dann nicht betroffen. Allerdings nähme die Wiese dennoch weiteren Schaden. Schon jetzt sei das Mähen fast ein Ding der Unmöglichkeit. Zumal das Gras dank des Regens ständig wieder in die Höhe schieße. "Letztes Jahr kamen wir mit dem Gießen nicht hinterher, dieses Jahr nicht mit dem Schneiden", klagt Morr. Die Pflege all der städtischen Grünflächen sei unter diesen Umständen eine "riesige Aufgabe". Und dafür hätten die Heidelberger Bürger leider nicht immer Verständnis.

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