Halle02-Betreiber: "Keiner liefert so detaillierte Daten ab wie wir"
Die Geschäftsführer der Halle treten dem Eindruck finanzieller Unregelmäßigkeiten in ihrem Betrieb entgegen: "Es gibt nur eine Firma".

Die Halle02 in der Heidelberger Bahnstadt. Foto: vaf
Von Steffen Blatt
Heidelberg. Die Geschäftsführer der Halle02 verwahren sich gegen den Eindruck, sie könnten Umlagen aus ihrer Firma an eine weitere Gesellschaft weiterleiten, in deren Kassenführung die Stadt keinen Einblick hat. "Es existiert nur eine Firma namens ,Halle 02 GmbH & Co KG’, und diese führt ausschließlich die Geschäfte der Halle 02", stellt Geschäftsführer Felix Grädler klar.
Was viele wohl noch im Kopf haben: Es gab tatsächlich einmal eine weitere Gesellschaft unter dem Dach des Veranstaltungshauses in der Bahnstadt, und zwar eine gemeinnützige. Sie wurde auf Wunsch des Gemeinderates Anfang 2013 gegründet, die Idee dahinter war, die kulturellen Aktivitäten der Halle02 von den kommerziellen zu trennen.
Die gemeinnützige GmbH sollte auch die städtischen Zuschüsse in Höhe von jährlich 75.000 Euro erhalten. Das Modell währte allerdings nicht lange, denn ein von der Stadt beauftragter Wirtschaftsprüfer empfahl 2013, die gGmbH wieder aufzulösen. "Diese Gesellschaft führte also nur 2013 die Kulturgeschäfte der Halle02 und wurde dann stillgelegt", erklärt Grädler. Sie befinde sich derzeit noch in Liquidation und werde zum 31. Dezember 2016 aufgelöst.
Auch mit der "Atelier Kontrast GmbH & Co KG" die in den Anfangstagen Betreiber der Halle02 war, gebe es keine Verbindungen auf Gesellschafter-Ebene mehr. Das Kreativbüro ist Mieter in einigen Räumen der Halle02 und gestaltet für das Veranstaltungshaus Plakate und Flyer. "Das ist eine ganz normale Geschäftsbeziehung", sagt Mitgeschäftsführer Hannes Seibold, der einst das Atelier Kontrast mitgründete, aber kein Gesellschafter mehr ist.
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Umlagen gibt es laut Seibold und Grädler nur innerhalb der Halle02 GmbH. Denn auf Wunsch des Gemeinderates wurde die Buchhaltung in drei Bereiche aufgeteilt: Kultur, Partys und Firmenveranstaltungen. Alle Kosten, die direkt einer bestimmten Veranstaltung zugeordnet werden können, werden auch dort ausgewiesen - bei einem Live-Konzert etwa Künstlergage, Unterbringung, Werbung, Catering, Musikanlage oder Personal für den jeweiligen Abend.
Posten wie Miete, Instandhaltung, Kosten für Büroangestellte und Verwaltung können nicht unter einem bestimmten Konzert, einer Party oder einer Firmenveranstaltung verbucht werden - sie werden auf die drei Bereiche verteilt, und zwar gemessen am Umsatz, den der jeweilige Bereich macht. Steigt also der Umsatz bei den Firmenveranstaltungen, werden dort im Jahresabschluss auch mehr "Allgemeinkosten" dargestellt.
Aber was ist Kultur und was Kommerz? Da bedient sich die Halle02 beim Steuerrecht, das für kulturelle Veranstaltungen einen ermäßigten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent vorsieht. Der gilt etwa für Theaterstücke oder Museen, aber auch für Live-Konzerte, wenn Künstler eigene Stücke spielen - und für DJ-Veranstaltungen, wenn durch das Mixen von Tracks oder Eigenproduktionen neue Musik entsteht.
Sogar die Techno-Nächte im Berliner Klub Berghain wurden im September vom Finanzgericht Berlin-Brandenburg als Kultur eingestuft (wobei es sich dabei um eine Einzelfallentscheidung handelt). Wenn jedoch bei einer 90er-Party Hits von Boygroups oder Grunge-Bands aus der Konserve abgespielt werden, sind 19 Prozent Mehrwertsteuer zu bezahlen.
Zudem muss die Halle 02 die betriebswirtschaftliche Auswertung jedes Geschäftsjahres der Stadtverwaltung vorlegen. Die Auswertungen der Unterlagen gehen ans Kulturamt und werden dem Haupt- und Finanzausschuss des Gemeinderates vorgelegt. Mehr könne man nicht tun, sagt Felix Grädler: "Ich glaube, keine Kulturinstitution liefert so detaillierte Daten ab wie wir."