Heidelberg: Muss die Halle02 von der Stadt gefördert werden - oder nicht?
Ein Teil des Gemeinderates will den Zuschuss für das Veranstaltungshaus in der Bahnstadt kürzen - Halle-Geschäftsführer: "Ohne Förderung gibt es kein kulturelles Angebot"

Archivfoto: Susanne Ackermann
Von Timo Teufert
Heidelberg. Wird die Halle02 keinen städtischen Zuschuss mehr bekommen? Um diese Frage dreht sich gerade die Diskussion in den Vorberatungen für den Doppelhaushalt 2017/2018. CDU, SPD und AfD haben beantragt, die Förderung der Halle02 von 75.000 Euro pro Jahr ganz zu streichen, die Fraktionsgemeinschaft von FDP und Freien Wählern will den Zuschuss abschmelzen. Eine Förderung sei nicht mehr notwendig, heißt es. Die beiden Geschäftsführer des Veranstaltungshauses - Hannes Seibold und Grünen-Stadtrat Felix Grädler - sehen das naturgemäß etwas anders.
In diesem Jahr sei es nach der Sanierung von März 2013 bis April 2015 gelungen, den Bereich Kulturveranstaltungen qualitativ zu steigern, schrieb Seibold im Oktober an die Gemeinderatsmitglieder. Allerdings seien durch die Sanierung die Fixkosten wie Nebenkosten, Reinigung und Versicherung um mehr als 480.000 Euro im Vergleich zurzeit vor der Sanierung gestiegen. In dieser Summe sind auch Lohnkosten in Höhe von 100.000 Euro enthalten, weil nun alle Mitarbeiter wieder Vollzeit arbeiten. Während der Sanierung waren sie nur in Teilzeit beschäftigt. Auch die Zusatzkosten für Zins und Tilgung der Kredite für die Eigeninvestitionen sind mit 100.000 Euro eingerechnet. "Nach heutigem Stand wird es uns zwar gelingen, diese Mehrkosten mit höheren Umsätzen durch mehr Veranstaltungen zu kompensieren, ohne städtischen Zuschuss wäre jedoch der Fortbetrieb der Halle02 schlicht unmöglich", warnt Seibold. Bis September 2016 seien 185.000 Euro an Defizit durch Kulturveranstaltungen aufgelaufen. Dabei schlagen der "Alternative Frühling" und das "Drinnen-und-Draußen"-Festival am stärksten zu Buche.
"Um auch weiterhin als entscheidende und wichtige Plattform der Gegenwartskultur wichtige Impulse setzen zu können, benötigen wir noch etwas Zeit und mindestens unseren Kulturzuschuss für die kommenden beiden Haushaltsjahre", so Seibold. Zwar könne die Halle02 auch ohne Zuschüsse auskommen, aber dann ohne kulturelles Angebot. "Dann stellt sich nicht nur uns die Frage, warum die Halle02 für viel Geld in der Bahnstadt gehalten wurde, warum über Jahre hinweg über ihren Fortbestand diskutiert wurde." Es wäre, so die Geschäftsführer, ein immenser Einschnitt in das Kulturangebot. "Würde das Kulturprogramm auf ein Mindestmaß heruntergefahren, würde sich die Halle02 ihrer eigenen Legitimation berauben, ein wichtiger Integrationsort für die Gegenwartskultur zu sein." Allerdings wolle man mittel- und langfristig nach anderen Finanzierungsmodellen außerhalb des Haushalts suchen. So plane man beispielsweise, einen Freundeskreis aufzubauen und Sponsoren zu suchen.
Die CDU will mit dem gestrichenen Zuschuss für Chancengleichheit im Kulturbetrieb sorgen: "Wir wollen einen fairen Wettbewerb - auch in der Kultur- und Clubszene", erklärt Fraktionschef Jan Gradel. "Der Gemeinderat und auch die CDU haben die Halle02 in der Vergangenheit und gerade während der Umbauzeit mit hohen Beträgen unterstützt, weil uns das Angebot wichtig ist. Von Beginn an war aber klar, dass diese Förderung zeitlich begrenzt sein muss", so Gradel.
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Die SPD sieht es ähnlich: "Die singuläre Förderung der Halle02 erschließt sich uns nicht mehr", sagte Fraktionsvorsitzende Anke Schuster. Die SPD will stattdessen den Zuschuss in einen Fonds überführen, aus dem innovative Projekte gefördert werden sollen. "Auch die Halle02 kann sich auf den neuen Fonds mit Projekten bewerben", so Schuster. Allerdings werden für diese Projektförderung derzeit im Durchschnitt nur 500 bis 3000 Euro ausgezahlt, so eine Stadtsprecherin. "Die einmalige Förderung ist laut Richtlinie bis 10.000 Euro möglich, sie beträgt aber maximal die Hälfte des geplanten Defizits."
Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Halle02 - im April 2015 wurde der neue Saal eröffnet - trotz Sanierung und ohne die lukrativen Firmenveranstaltungen über eine Million Euro. Dem stehen Kosten von 754.000 Euro für Waren, Personal und Werbung gegenüber. Das Betriebsergebnis war ein Plus von 258.000 Euro. Davon gingen aber noch einmal Kostenumlagen für Büro und Halle in Höhe von 304.000 Euro ab, sodass das Ergebnis ins Minus rutschte. Die Halle02 muss gegenüber der Stadt nicht nachweisen, wohin diese Umlagen gehen, wofür sie verwendet werden und welcher Verteilungsschlüssel darauf angewendet wird. Denn die Mittel fließen an eine dritte Gesellschaft, die keinen Zuschuss der Stadt erhält und in deren Kassenführung die Stadt keinen Einblick hat.