Heidelberg

Good bye, Deutsch-Amerikanisches Volksfest? (Update)

Schausteller wollen mit ihren Geschäften nicht ins Patrick Henry Village gehen - Stadt: Paradeplatz steht für Volksfest nicht zur Verfügung

06.11.2019 UPDATE: 07.11.2019 19:00 Uhr 3 Minuten, 17 Sekunden

Mit dem Volksfeststandort am Paradeplatz in den Campbell Barracks (Rohrbach) waren die Schausteller sehr zufrieden – und lehnen die von der Stadt vorgeschlagene Alternative in Patrick Henry Village ab. Foto: Rothe

Von Micha Hörnle

Heidelberg. Die Stadt weist darauf hin, dass der Paradeplatz in den Campbell Barracks in absehbarer Zeit für das Deutsch-Amerikanische Volksfest nicht zur Verfügung steht – wie es die Schausteller gern gehabt hätten. Denn das Areal wird als Teil des zukünftigen "Anderen Parks" grundlegend umgestaltet. Momentan wird der alte, mit Schadstoffen belastete Belag entfernt, "2020 steht von März bis Juni ein zusätzlicher Bodenaushub an, da der Platz an seinen Rändern Grünflächen erhält", so ein Stadtsprecher. Danach beginnen die eigentlichen Arbeiten für den Park – von den Bäumen bis hin zu den Versorgungsleitungen. Wegen der Bundesförderung sei der Zeitplan unbedingt einzuhalten, Pausen seien nicht möglich. Diese umfangreichen Arbeiten machten es "unmöglich, über mehrere Wochen hinweg ein Fest in dieser Größenordnung zu veranstalten. Allein der Baustellenverkehr würde sich auf der Fläche nicht parallel zu den Besucherströmen abwickeln lassen – weder logistisch noch sicherheitstechnisch".

Daher will die Stadt nun prüfen, ob sich das Airfield am Pfaffengrund nicht doch für das Volksfest eignet.


Von Micha Hörnle

Heidelberg. Wenn der Stadt oder dem Schaustellerverband nichts anderes einfällt, könnte nächstes Jahr das Deutsch-Amerikanische Volksfest ganz ausfallen. Denn mit dem von der Stadt vorgeschlagenen Areal in Patrick Henry Village – das nicht identisch ist mit dem bis 2001 angestammten Fest-Standort in der US-Siedlung – sind die Betreiber von Karussell und Co. gar nicht zufrieden: "Das, was uns da zugewiesen werden soll, ist viel zu klein. Da hätten wir gar keinen Platz für unsere Magneten, die großen Fahrgeschäfte", sagt der Vorsitzende des Heidelberger Schaustellerverbandes, Horst Kräher. Erst in der letzten Woche habe es einen Vor-Ort-Termin gegeben: "Alle sieben Vereinsmitglieder, die dabei waren, sagen, dass Patrick Henry Village nicht geht."

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Das liegt nicht nur am relativ beengten Platz, sondern auch am geplanten Shuttle-Bus, der die Besucher vom Großparkplatz am Airfield ins Patrick Henry Village transportieren soll, weil es hier kaum Parkplätze oder einen Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr gibt. Kräher fragt sich außerdem, wie man die bis zu 25 000 Besucher am Tag in den paar Bussen transportieren soll – einmal abgesehen davon, was das alles kosten würde. Und mehr noch: "Unsere bisherigen Erfahrungen mit einem Shuttle-Bus waren enttäuschend. Da fährt kaum jemand mit."

Daher baten die Schausteller Oberbürgermeister Eckart Würzner um Unterstützung, damit das Volksfest wie 2016 und 2017 wieder auf dem Paradeplatz in den Campbell Barracks stattfinden kann. Denn dort, so sagt Kräher, war es bisher atmosphärisch am stimmungsvollsten. Nur: Die Stadt will den Paradeplatz nicht freigeben: "Eine Woche Aufbau, zwei Wochen Fest, dann wieder eine Woche Abbau – bei der momentanen Entwicklung können wir nicht einen Monat Baustellenpause fürs Freundschaftsfest machen. Zumal ja der ,Andere Park’, der ja auch dort entstehen soll, bekanntlich jetzt schon in Verzug ist", so ein Stadtsprecher zur RNZ. Das sieht Kräher ganz anders: "Wo wir unser Fest feiern wollen, gibt es keinen Verzug. Um den Paradeplatz herum sind die Baustellen, und die wollen wir gar nicht antasten."

Das läuft auf die Streitfrage "Paradeplatz oder gar nicht" hinaus, denn Kräher sagt: "Zur Not lassen wir das Deutsch-Amerikanische Volksfest eben ausfallen." Denn nicht nur Patrick Henry Village sei kein geeigneter Standort, sondern auch das Airfield unweit vom Pfaffengrund: "Da gibt es weder Wasser- noch Stromanschluss." Auch die anderen Konversionsflächen fallen aus: Auf dem Hospital-Gelände (Rohrbach) – hier war das Fest in diesem und im letzten Jahr zu Gast – wird genauso gebaut wie in den Patton Barracks an der Speyerer Straße, wo das Fest 2002 stattfand.

Und schon gar nicht wollen die Schausteller zurück auf den Messplatz bei Kirchheim: "Das war doch ein Loch", sagt Kräher: Verkehrsmäßig ungünstig gelegen und dazu noch in einer Senke in einem nicht allzu attraktiven Umfeld. Hier war das Volksfest nach vierjähriger Pause 2006 neu gestartet – erst blieb das Publikum weg, dann die Schausteller. Bis endlich 2016 das Deutsch-Amerikanische Volksfest stilecht inmitten einer Kaserne wiederbelebt wurde. "Das war ideal", sagt Kräher, "die Leute kommen doch nicht nur zu den Fahrgeschäften oder den Buden, sondern weil sie sich diese Orte ansehen wollen, die früher nicht zugänglich waren. Und wir wollen auch nicht, dass der gute Ruf des Festes, den wir uns in den letzten vier Jahren erarbeitet haben, kaputtgeht." Denn eine Pleite wie einst am Messplatz wollen sich die Heidelberger Schausteller nicht noch einmal zumuten.

Wenn sie einen Wunsch frei hätten, dann den eines halbwegs großen städtischen Veranstaltungsgeländes an der Speyerer Straße, am Recyclinghof – ein Ort, der auch schon für einen Betriebshof im Gespräch war. Der wäre gerade für die Auswärtigen gut sichtbar ("Da fragt sich doch jeder, was da gerade aufgebaut wird") und halbwegs zentral gelegen. Für diese Eventfläche, so Kräher, spricht auch die unmittelbare Nähe zur Großsporthalle, die derzeit gebaut wird: "Man braucht doch einen Platz für Open-Air-Konzerte."

Und was wird nun aus dem Deutsch-Amerikanischen Freundschaftsfest 2020? "Wir können noch nicht sagen, wo es nun stattfinden soll", sagt der Stadtsprecher – aber wenn es ausfallen sollte, bedauere man das, schließlich sei es "ein Gewinn für die Stadt" gewesen. Und auch Kräher will die Flinte noch nicht ganz ins Korn werfen: "Vielleicht finden wir ja noch Flächen, an die heute keiner denkt. Aber ein paar Jahre am Paradeplatz wären schon toll."

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