Gelingt die Eröffnung des Karlstorbahnhofs im Oktober?
Jetzt soll es schnell gehen. Der Saal und das Foyer sollen bereits Ende April fertig sein.

Von Anica Edinger
Heidelberg. Im Saal ist die Bühne schon deutlich erkennbar. Wo künftig im Foyer die Tickets verkauft werden, ist auch nicht mehr zu übersehen. Die Büros und der Backstage-Bereich sind angelegt, Fenster eingebaut, Türen stehen bereit. Im Klub_K könnte fast schon getanzt werden, es fehlen eigentlich nur noch ein DJ-Pult und die Discokugel. Viel Fantasie braucht es nicht mehr, um sich vorzustellen: Hier können bald international renommierte Künstlerinnen und Künstler auftreten. Können Lesungen und Theateraufführungen stattfinden. Können Clubabende gefeiert und über politische Themen diskutiert werden.
Im Oktober dieses Jahres soll der neue Karlstorbahnhof in den ehemaligen Campbell Barracks in der Südstadt eröffnen. So jedenfalls wünscht es sich das Karlstorbahnhof-Team. So wurde es in der Vergangenheit auch von der Stadt kommuniziert. Doch ist der Termin zu halten? Kann das Kulturhaus wirklich in der Sommerpause, wie geplant, von seinem alten Standort in der Altstadt in den neuen in der Südstadt umziehen?
An diesem Zeitplan sind erhebliche Zweifel aufgekommen. Ein Grund dafür: Die Abschlusspräsentation der Internationalen Bauausstellung Heidelberg (IBA) soll zwischen Fertigstellung und Bauabnahme im neuen Karlstorbahnhof stattfinden – ab 30. April für acht Wochen. Erst danach kann die dreimonatige Einregulierungsphase starten: Dabei werden etwa Brandmeldeanlagen, Belüftungssysteme, Wasser- und Stromflüsse getestet und eingestellt.

Um sich nun ein eigenes Bild von der Lage vor Ort zu machen, luden die "bürgerlichen" Fraktionen im Gemeinderat – "Die Heidelberger", CDU und FDP – zu einer Baustellen-Begehung ein. "Es geht bei diesem Projekt jetzt langsam auf die Zielgerade", sagte CDU-Stadtrat Matthias Kutsch zur Begrüßung. Das Ziel sei nun, zum einen die Fertigstellung des Karlstorbahnhofs, zum anderen aber auch die IBA-Abschlusspräsentation zum Erfolg zu führen. Alle Beteiligten arbeiteten genau daran aktuell mit Hochdruck, so Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck (CDU), der ebenfalls dabei war.
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Sebastian Streckel von der städtischen Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (GGH), Bauherrin des Projekts, beteuerte, man prüfe aktuell alle erdenklichen Beschleunigungsprozesse, um im Oktober die Schlüssel übergeben zu können. Ebenfalls noch geprüft werde, ob das Karlstorbahnhof-Team mit seinen zwölf Mitarbeitern parallel zu den Restbauarbeiten im Sommer beziehungsweise Spätsommer umziehen könne. Binnen zwei, drei Wochen, sagte Karlstorbahnhof-Chefin Cora Maria Malik bei der Begehung, könnte der Umzug erledigt sein.
Bis zu Eröffnung der IBA-Abschlusspräsentation, sagte Streckel, sollten Foyer und der Saal, wo noch Boden und Wandverkleidung eingebaut werden müssen, weitgehend fertig sein. Das ist in gut acht Wochen. Um parallel zur Ausstellung am Rest weiterbauen zu können, wird eine Staubschutzwand ins Foyer, wo das 3D-Heidelberg-Modell der IBA stehen soll, eingezogen. Karoline Becker von der IBA versprach, dass die IBA keinerlei Spuren im Gebäude hinterlassen werde. Im Saal plane man ausschließlich mit Stellwänden. "Die ganze Ausstellung ist so konzipiert, dass wir in Windeseile auf- und wieder abbauen können", so Becker. Auch um die Toiletten kümmert sich die IBA selbst: Sie werden direkt vor dem Karlstorbahnhof auf dem Marlene-Dietrich-Platz aufgestellt. Eine Absage erteilte sie der Überlegung, die Abschlusspräsentation gänzlich an einen anderen Ort zu verlagern. "Die Ausstellung ist auf diesen Ort gemünzt."

Malik betonte in diesem Zusammenhang abermals, "dass wir sehr für diese Kooperation sind". Sie wünsche sich dennoch vor allem eines: "Planungssicherheit." Immerhin habe sie auch eine Verantwortung gegenüber Künstlerinnen und Künstlern, die schon fest fürs Eröffnungsprogramm gebucht seien. Und auch gegenüber ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, denn die Personalplanung sei ebenso ganz auf die Eröffnung des neuen Hauses im Herbst gemünzt.
Bis zum Haupt- und Finanzausschuss am Mittwoch, 23. Februar, will die GGH nun prüfen, wie der genaue Zeitplan aussieht. Odszuck sagte aber: "Brief und Siegel können wir nicht geben." Zu viele Unabwägbarkeiten gebe es aktuell gerade beim Bauen. Streckel berichtete etwa, dass in den letzten Monaten einmal eine ganze Montageeinheit wegen eines Corona-Falles ausgefallen sei.
FDP-Stadtrat Karl Breer wünschte sich dennoch schon einmal ein "Save the Date" für die Eröffnung. Zum einen für seine eigene, ganz persönliche Planung. Zum anderen, "weil ein fest kommunizierter Eröffnungstermin ungeahnte Kräfte freisetzen kann". Gerade weil junge Menschen Orte zum Feiern bräuchten, sei die Eröffnung des neuen Karlstorbahnhofs so entscheidend, ergänzte Kutsch. "Deshalb ist uns wichtig, dass das Projekt zeitnah fertig wird." Larissa Winter-Horn, Fraktionschefin der "Heidelberger", fand jedenfalls: "Dieser Termin hat mich sehr positiv gestimmt. Es freut mich, zu sehen, wie man hier aufeinander zugeht."



