Für Sammlung Prinzhorn enden die Herausforderungen nicht
Der Freundeskreis diskutierte im Haus Cajeth über die Zukunft der Sammlung. Der Bau, die Trägerschaft, das Personal bleiben Baustellen.

Von Julia Lauer
Heidelberg. Knapp zwei Wochen sind vergangen, seit das Land grünes Licht für die Erweiterung der Sammlung Prinzhorn mit ihren Werken von Psychiatrie-Insassen gab – zuvor hatte die Rhein-Neckar-Zeitung immer wieder über die Nöte der Sammlung berichtet.
Die Erleichterung über diesen Durchbruch war auf einer Veranstaltung am Montagabend im Haus Cajeth noch immer deutlich zu spüren, wo Mitglieder des Freundeskreises der Sammlung mit Vertretern der Stadt, des Kulturbetriebs, der Universität und des Universitätsklinikums diskutierten. Und dennoch: Herausforderungen bestehen auch weiterhin.
Denn das Universitätsklinikum als Träger der Sammlung hat sich zwar bereit erklärt, die Bauträgerschaft für das Erweiterungsgebäude zu übernehmen. "Aber damit haben sich nicht alle Probleme in Luft aufgelöst", stellte Prof. Maike Rotzoll aus dem Freundeskreis fest, die zusammen mit Dr. Kristina Hoge durch den Abend führte.
So erklärt sich auch, weshalb die Veranstalter an der lange im Voraus geplanten Diskussion mit dem Motto "Quo vadis, Prinzhorn?" festhielten. Rund 30 Interessierte verfolgten das sehr lebhafte, stellenweise auch kontroverse Gespräch, das insbesondere um drei Themen kreiste: die Trägerschaft, die Personalsituation und das Erweiterungsgebäude.
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Prof. Jochen Tröger, früherer Prorektor der Universität Heidelberg, hatte sich jahrelang für einen Erweiterungsbau eingesetzt – bis hin zu dem Punkt, als zehn Millionen Euro an Fördergeldern in Aussicht waren. Als es 2019 so weit war, habe die kaufmännische Leitung des Universitätsklinikums nur noch Probleme gesehen. Das Klinikum wollte die Bauherrschaft nicht mehr übernehmen, und mehr noch: "Die kaufmännische Leitung wollte die Sammlung loswerden", skizzierte Tröger den Ursprung der Probleme.
Wie sieht die künftige Rolle des Klinikums aus? Bei der Bauherrschaft pressiert es, weil die 2019 zugesagten fünf Millionen Euro des Bundes bis Jahresende abgerufen werden müssen. Die Trägerschaft kann es nicht so schnell in andere Hände geben.
Das Klinikum betrachte sich zwar in erster Linie als verantwortlich für Forschungsaspekte der Sammlung, so Prof. Sabine Herpertz, ärztliche Direktorin der Klinik für Allgemeine Psychiatrie – für den musealen Teil wünsche es sich langfristig Unterstützung. "Aber weil der Bau drängt, sieht man sich für beides zuständig", sagte die Ärztin. Rotzoll kommentierte: "Das ist eine wichtige neue Information."
Und dennoch: "Die finanziellen Nöte des Uniklinikums sind ernstzunehmen", gab Peter Spuhler vom Verein "Kultur für Europa" zu bedenken, der die Bewerbung Heidelbergs als Kulturhauptstadt vorbereitet. Land und Stadt würden wohl kaum zusätzliche Mittel aufbringen können. "Aber Stiftungen, Projektmittel, unterschiedliche Fördertöpfe können Geld bringen", sagte er.
Voraussetzung sei allerdings, genug Personal an Bord zu haben, um diese Mittel einzuwerben. Und hier hakt es ebenfalls: Die personelle Situation der Sammlung sei angesichts vieler zu bewältigender Aufgaben und angesichts von Kürzungen "katastrophal", so Tröger. Psychiaterin Herpertz versprach, dass zumindest das derzeitige Personalniveau aufrechterhalten werde.
In den nächsten Monaten soll es unter Hochdruck daran gehen, alles Notwendige für den Förderantrag zu tun, da waren sich alle Anwesenden einig. Dazu gehört auch, die Pläne für den Erweiterungsbau voranzutreiben. Er soll an der Ecke Voßstraße / Thibautstraße entstehen, auf dem Gelände des "Strahlenbunkers", unweit des Museums. Kulturamtsleiterin Andrea Edel betonte, wie froh die Stadt sei, dass die Sammlung in Heidelberg bleibe.
Die Stadt hält trotz der Haushaltsprobleme an ihrer Förderzusage über eine Million Euro fest: "Ich hoffe, dass wir rechtzeitig die Finanzierung zusammenbekommen", so Edel. Dass man auch Hilfe von Mäzenen in Anspruch nehmen würde, versteht sich da von selbst.
"Wir wären auch bereit, einen Saal entsprechend zu benennen", stellte Psychiaterin Herpertz gegen Ende des Abends zur allgemeinen Erheiterung in Aussicht – "solange die Sammlung noch Prinzhorn heißen darf".




