"Für Rock’n’Roll ist man nie zu alt" - Freddy Wonder wird 70
Das sagt einer, der es wissen muss: Freddy Wonder feiert am heutigen Mittwoch seinen 70. Geburtstag - Album mit eigenen Songs geplant

Von Peter Wiest
Heidelberg. Kann man tatsächlich irgendwann zu alt geworden sein für Rock’n’Roll? Es ist eine Frage, die sich schon so mancher Musiker und Musikfan gestellt hat – wie jetzt in den zurückliegenden Tagen auch hier und da mal Freddy Wonder. Dessen Antwort allerdings fällt überdeutlich aus: "Nein – auf gar keinen Fall", sagt der Sänger und Musiker energisch, "man ist niemals zu alt für den Rock’n’Roll. Nie und nimmer – das kann gar nicht sein."
Eine beruhigend deutliche Aussage irgendwie – oder? Denn wenn das einer wissen muss, dann Freddy Wonder. Immerhin wird der Mann, der im bürgerlichen Leben Friedrich Weber heißt, am heutigen Mittwoch stolze 70 Jahre alt - und stand dabei gerade in den zurückliegenden Wochen als Rock’n’Roller beinahe öfter auf der Bühne als je zuvor.
Und so viel ist sicher: Das wird auch noch lange so bleiben. Denn Freddy wäre nicht Freddy, wenn er nicht bereits jede Menge musikalische Pläne hätte für sein neues Lebensjahrzehnt – die er, auch dafür ist er bekannt, mit Sicherheit umsetzen wird.
An Rente denkt er dabei sowieso nicht. "Wir Rock’n’Roller bekommen erstens sowieso keine", schmunzelt er, "und zweitens bin ich auch mit 70 doch eher noch einer von den Jüngeren in dieser Szene. Schaut euch doch mal um, wie viele noch Ältere sich nach wie vor hier tummeln." Deshalb wird heute natürlich erst mal kräftig gefeiert. Aber bereits kurz nach dem Ehrentag geht es wieder zurück auf die Bühne. Und dann geht sie wieder ab, die Wonder-Post: Mit Jubiläums-, aber noch lange keinen Abschiedskonzerten etwa am 5. März im Schwetzinger Rokoko-Theater auf Einladung von Oberbürgermeister René Pöltl, danach in Heidelberg im Billy Blues in der Bergheimer Straße 1b, wo die nach ihrem Chef benannte Combo einmal fast so etwas wie Haus- und Hof-Band war; im Sommer dann bei einem Konzert unter freiem Himmel im Ginger Blue in Handschuhsheim; schließlich, auch das steht bereits fest, am 10. Oktober mit den "Philharmonic Wonders" im Mannheimer Musiktempel Capitol. Viele weitere Konzerte werden dazu kommen, wie das so seit gut und gerne 35 Jahren geht, in denen die Freddy Wonder Combo zu einer der bekanntesten Bands in der Region geworden ist.
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Ende der siebziger Jahre war das allerdings noch nicht absehbar, nachdem der in Ehingen an der Donau geborene Friedrich Weber 1976 nach Heidelberg gekommen war und hier zunächst als Sozialpädagoge bei der Heidelberger Werkgemeinschaft arbeitete.
Durch die Bekanntschaft mit regionalen Musikern reifte bald der Wunsch, sich mit Auftritten etwas dazu zu verdienen. Mit Künstlern wie Thomas C. Breuer oder Fritz Neidlinger war Freddy zunächst unterwegs, oft mit Tanzmusik oder bei Auftritten in den amerikanischen Clubs in der Region. Irgendwann gründete er dann seine eigene Band in der Urbesetzung mit Uli Rohde an der Gitarre, Gigu Neutsch am Bass, der bis heute dabei geblieben ist, und Schlagzeuger Batt Wiegand. Wie die Gruppe heißen sollte, war ab dem Augenblick klar, als der befreundete Gitarrist Hanno Giulini launig sagte: "Mensch, Du bist doch eigentlich gar kein Friedrich Weber, sondern der Freddy Wonder."
Zahlreiche Auftritte in Heidelberg und der Umgebung folgten; bald dann auch weiter weg und im Ausland. In besonders guter Erinnerung sind Konzerte der Combo beim Heidelberger Herbst, wo sie in den achtziger Jahren zur Kult-Band wurde. Mitte der neunziger Jahre war die Gruppe dann sogar als Botschafter Heidelbergs unterwegs: Erst auf Einladung des Verkehrsvereins in San Francisco ("Einer unserer schönsten Gigs überhaupt.") und dann auf Einladung der damaligen Oberbürgermeisterin Beate Weber auch noch in Chicago.
Im Laufe der Jahre wechselte die Besetzung immer wieder mal, wobei der eine oder andere Name auftauchte, der später auch an anderer Stelle zu Ruhm kam. Stephan Zobeley etwa war dabei, heute Herbert Grönemeyers Stamm-Gitarrist; Pat Appleton sang lange mit der Combo, bevor sie zu DePhazz wechselte. Später stieß die Sängerin Tess Dabasol dazu. Neben ihr, Gigu Neutsch und Freddy Wonder selbst gehören der Stammbesetzung derzeit fünf weitere Musiker an.
"Bei Kräften bleiben und weiter möglichst oft auf der Bühne stehen": Das sind Wünsche, die der Musiker heute an seinem Geburtstag für sich hat. Dass er in Heidelberg zum "Lokal-Helden" der Musikszene geworden ist, mache ihn stolz, sagt er: "Das tut wirklich gut." Für das neue Lebensjahr hat er neben Konzertterminen noch etwas ganz Besonderes in petto: Demnächst soll erstmals ein Album mit Songs erscheinen, die er fast alle selbst geschrieben hat.



