Wie aus Friedrich Weber der "Freddy Wonder" wurde

Friedrich Weber alias Freddy Wonder, einer der bekanntesten regionalen Rock-Musiker, wird 65 - und es ist noch lange nicht Schluss

15.01.2015 UPDATE: 15.01.2015 16:00 Uhr 2 Minuten, 42 Sekunden
Ein bisschen nachdenklich wirkt er schon, dabei geht's mit 65 doch erst richtig los: Freddy Wonder erreicht heute das Rentenalter, verspricht aber hoch und heilig, noch eine ganze Weile weiter zu rocken. Foto: Kreutzer
Von Peter Wiest

Heidelberg/Rhein-Neckar. "Nein, das nimmt noch lange kein Ende. Garantiert nicht". Der Mann, der mit bürgerlichem Namen Friedrich Weber heißt, den jedoch alle nur Freddy Wonder nennen, denkt noch lange nicht an Rente - auch wenn er am heutigen Donnerstag 65 Jahre alt wird. "Wir Rock'n'Roller bekommen erstens sowieso keine Rente", schmunzelt Freddy, "und zweitens bin ich mit 65 doch eher noch einer von den Jüngeren in dieser Szene. Schaut euch doch mal um, wie viele deutlich Ältere sich nach wie vor hier tummeln".

Recht hat er zweifelsohne, der Freddy. Und deshalb wird heute auch nur mal eben kräftig durchgeschnauft am Ehrentag. Dann geht's wieder irgendwo in der näheren oder weiteren Umgebung zurück auf die Bühne - und ab geht die Post. So wie seit mittlerweile gut 30 Jahren, in denen die nach ihrem Chef benannte Freddy Wonder Combo zu einer der bekanntesten Bands in der Region geworden ist - wenn nicht zur bekanntesten überhaupt.

Das allerdings war nicht absehbar damals, in den 80-er Jahren, als alles los ging, wie sich Freddy heute erinnert. Bereits 1976 war der in Ehingen an der Donau geborene Friedrich Weber nach Heidelberg gekommen und arbeitete hier zunächst als Sozialpädagoge bei der Heidelbergerger Werkgemeinschaft, "Das war ein guter Job", blickt er ohne Verdruss zurück, "aber da stand schon damals immer irgendwie auf der anderen Seite meines Lebens die Musik als eine mehr oder minder versteckte Leidenschaft". Durch die Bekanntschaft mit regionalen Musikern ließ sich diese Passion dann irgendwann nicht mehr zudecken oder gar verstecken, sondern musste einfach raus: Parallel zum Job begann Freddy, damals noch immer Friedrich, langsam damit, sich mit Auftritten etwas dazu zu verdienen. Mit Künstlern und Musikern wie Thomas C. Breuer oder Fritz Neidlinger war er unterwegs, oft mit Tanzmusik, und/oder bei Auftritten in den amerikanischen Clubs in der Region.

Irgendwann war dann klar: Der Friedrich braucht seine eigene Band. Und die gründete er - in der Ur-Besetzung mit Uli Rohde an der Gitarre, Giggu Neutsch, der bis heute dabei geblieben ist, am Bass, und Schlagzeuger Batt Wiegand. Wie die Gruppe heißen sollte, war dann ab dem Augenblick klar, als der befreundete Gitarrist Hanno Giulini mal launisch sagte: "Mensch, Du bist doch eigentlich gar kein Friedrich Weber, sondern der Freddy Wonder".

Unzählige Auftritte in Heidelberg und der Umgebung folgten. Der Terminzettel von 1986 beispielsweise hat Sinsheim, Mannheim, Hockenheim, Wiesloch und Ladenburg aufgelistet, aber auch Italien, wo es eine erste kleine Tour gab. In besonders guter Erinnerung sind vielen Fans noch die Auftritte der Combo beim Heidelberger Herbst, wo sie in den 80-er Jahren zur Kult-Band wurde. Und Mitte der 90-er Jahre war die Gruppe dann sogar als Botschafter Heidelbergs unterwegs: Erst auf Einladung des Verkehrsvereins in San Francisco ("Einer unserer schönsten Gigs überhaupt", so Freddy heute noch mit glänzenden Augen) und dann auf Einladung der damaligen Oberbürgermeisterin Beate Weber auch noch in Chicago.

Im Laufe der Jahre wechselte die Besetzung immer wieder mal - wobei der eine oder andere Name auftauchte, der später auch an anderer Stelle zu Ruhm kam. Um nur einige zu nennen: Stephan Zobeley war dabei, heute Herbert Grönemeyers Stamm-Gitarrist; Pat Appleton sang lange mit der Combo, bevor sie zu DePhazz wechselte. Später stieß die Sängerin Tess Dabasol dazu. Auch Harry Schneck, Eckes Malz, Steff Bollack und andere mehr sind Namen, die in der Szene einen guten Klang haben.

Anfang des neuen Jahrtausends kam dann die Zeit, wo der "normale" Rock'n'Roll nicht mehr genug für Freddy: Es musste was Neues versucht werden. Und das gelang eigentlich alles: Projekte wie die "Philharmonic Wonders" mit dem Städtischen Orchester schlugen ein und führten die Combo auch in andere Städte; die "Wonder des Olymp", eine Geschichte des Rock'n'Roll, brachten Freddy & Co als erste Rock-Band auf die Bühne des Heidelberger Theaters; es gab Benefiz-Konzerte für Obdachlose in Kirchen - und schließlich erst im letzten Jahr das neue Projekt "Wonder's Ende" im Heidelberger Zimmertheater.

Dieser Titel ist allerdings alles andere als Programm: "Nein, Wonder's Ende ist noch lange nicht gekommen", blickt der 65-Jährige Freddy lockerer denn je in die musikalische Zukunft. " Älter werden ist schließlich keine Schande", lächelt er, "so lange man es mit Anstand tut". Denn der Rock'n'Roll hält jung, ist er überzeugt: "Zumindest, wenn man es mit allem, was da so dazugehört, nicht übertreibt. Denn am Ende macht's wie überall im Leben auch hier halt die richtige Dosis".

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