Heidelberg

Freibadgäste sind von Einschränkungen zunehmend genervt

Stadtwerke werben um Verständnis für Absperrungen und gekennzeichnete Liegeplätze - Online-Bezahlsystem lässt auf sich warten

31.07.2020 UPDATE: 01.08.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 35 Sekunden
Trotz Sommerhitze ist in den Heidelberger Freibädern nur wenig Betrieb. Der Grund dafür sind die strengen Regeln, die die Stadtwerke einhalten müssen. Nicht alle Badegäste haben dafür Verständnis. Foto: Katzenberger-Ruf

Von Sarah Hinney

Heidelberg. Richard Rieder ist enttäuscht. Am Montag war der Heidelberger mit seinem zehnjährigen Enkelsohn zum ersten Mal in diesem Sommer im Tiergartenschwimmbad. Er hatte für den Nachmittag reserviert. "Letztlich sind wir nach einer Stunde wieder gegangen", macht er am Telefon gegenüber der RNZ seinem Ärger Luft. Im Becken sei nichts los gewesen, Sprungturm und Rutsche waren dennoch geschlossen. Erst auf Nachfrage habe man dann den Sprungturm geöffnet – "für fünf Minuten". Auch das Kinderplanschbecken ist abgesperrt. Rieder findet das unmöglich. "Dann sollten sie wenigstens den Eintrittspreis reduzieren und schon am Eingang darauf hinweisen, dass es zu ist", findet er und fragt: "Wo sollen denn Eltern mit kleineren Kindern hin?"

Es ist nicht die erste Klage, die die RNZ über die Situation in den Heidelberger Freibädern erreicht. Vor Ort kritisieren Nutzer beispielsweise die mangelnde Flexibilität. Zwar ist das Online-Reservierungssystem meist schon Tage im Voraus ausgebucht, aber nicht alle die reservieren, nehmen den Termin auch wahr. Trotzdem ist ein Spontanbesuch weder im Tiergarten- noch im Thermalbad möglich. "Wie man eine Gratis-Reservierung für die Heidelberger Schwimmbäder implementieren konnte, die dazu führt, dass munter unverbindlich drauflos reserviert wird und sicher 30 Prozent der Leute ihre Reservierung gar nicht wahrnehmen, ist mir ein Rätsel. Sämtliche Schwimmbäder im Umkreis verlangen eine Voraus-Bezahlung", schreibt ein Leser erbost an die RNZ.

Die langen Wartezeiten am Eingang sind zudem vor allem für Familien mit kleinen Kindern eine Zerreißprobe. "Hier sind wir zum letzten Mal" – diesen Satz hörte man beim Schlange stehen in den vergangenen Wochen mehrfach von gestressten Eltern. Besucherinnen und Besucher im Tiergartenschwimmbad ärgern sich auch über die zahlreichen Absperrungen. Es gibt nur einen Eingang und einen Ausgang zu den Becken. Der Eingang liegt in der Mitte zwischen Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken, der Ausgang am Ende des Schwimmerbeckens. "Mit kleinen Kindern sind die weiten Wege eine Zumutung", klagte eine Mutter kürzlich entnervt am Beckenrand. Auch dass man sich trotz der Weitläufigkeit der Wiese nur in den weißen Kreisen niederlassen kann, stößt bei Gästen auf Unverständnis. Zumal das Grün in den Kreisen durch die Nutzung inzwischen vielfach stark gelitten hat.

Eine Sprecherin der Stadtwerke Heidelberg – die für den Betrieb der Bäder zuständig sind – wirbt um Verständnis für all die Dinge, die auf den ersten Blick unverständlich erscheinen. Um die Corona-Vorschriften umsetzen zu können, erfordere der Sonderbetrieb zwei Drittel mehr Personal im Vergleich zum Normalbetrieb. Das liege an den aufwendigen Desinfektions- und Reinigungsarbeiten, insbesondere aber an der Pflicht des Badbetreibers darauf zu achten, dass überall Abstände und Verhaltensmaßnahmen eingehalten werden. "Bereiche wie Sprungtürme, Kinderbecken und sonstige Attraktionen können wir nur öffnen, wenn wir dafür auch Personal vor Ort haben. Unsere Bad-Kollegen versuchen immer, Rutsche und Sprungturm zu öffnen, wenn es geht", sagt sie weiter. Die Verordnung sehe aber vor, dass jede "Attraktion", damit sind beispielsweise auch die Schwimmbecken gemeint, mit einer Person besetzt werden muss. Das bedeutet, allein für die Aufsicht an zwei Becken, der Rutsche und dem Sprungturm müssten permanent vier Aufsichtspersonen da sein.

Auch interessant
Rhein-Neckar-Odenwald: In diesen (Frei)Bädern kann man baden gehen (Update)
Heidelberg: Die Bäder und die Badewilligen warten auf die Verordnung

Eintrittspreise zu reduzieren, sei wirtschaftlich nicht machbar. Mehr Personal, größerer Aufwand – der Sonderbetrieb ist ohnehin mit höheren Kosten verbunden. Und das bei deutlich geringeren Besucherzahlen. Aktuell kämen maximal 600 bis 800 Besucher pro Tag. In einer normalen Badesaison seien manchmal bis zu 8000 Gäste im Bad. Die strengen Regeln am Ein- und Ausgang des Schwimmbads und die Kreise auf der Wiese begründen die Stadtwerke ebenfalls mit den Vorgaben der Landesregierung. "Würden wir die Liegefläche freigeben, wäre unser Kontroll- und damit Personalaufwand noch höher", so die Sprecherin. Grundsätzlich gelte im gesamten Bad sowie im Eingangsbereich immer der Mindestabstand von 1,50 Meter. Die Stadtwerke seien verpflichtet, auf die Einhaltung zu achten.

Und wie ist der aktuelle Stand zum Online-Bezahlsystem? Es dauert noch. "Unser Dienstleister arbeitet mit Hochdruck an einem Bezahlsystem für unsere Bäderkassen, damit wir es in den kommenden Wochen einführen können. Es geht voran, allerdings gibt es derzeit noch technische Hindernisse. Wir möchten das Bezahlsystem unseren Gästen erst zur Verfügung stellen, wenn die ausgeräumt werden konnten", heißt es vonseiten der Stadtwerke.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.