Französische Woche begann mit Artist Nicolas Fraiseau
Er vermittelte die hohe Kunst der Katastrophe - Lustvolle Verzweiflung, elegantes Scheitern

Von Birgit Sommer
Heidelberg. Die Instabilitäten, die die gesamte Welt erfasst haben, werden immer sichtbarer. In Zeiten der Corona-Pandemie spürt sie auch jeder in seinem Umfeld, aber es ist die Kultur, die am deutlichsten davon berührt wird. Die 15. Französische Woche in Heidelberg, ein Kulturfestival, das noch bis zum 18. Oktober das Nachbarland feiert, zeigte dies zur Eröffnung in der Hebelhalle mit einer ganz besonderen Darbietung, Nicolas Fraiseaus "Instable".
Festival-Leiterin Erika Mursa ließ sich von diesem Stück schon im vergangenen Jahr in der Normandie begeistern. Damals war Fraiseau ausgebucht. Diesmal klappte die Einladung nach Heidelberg für das "spectacle vivant". Auf wackligem Bretterboden, auch noch gespickt mit großen Nägeln, errichtete der Akrobat einen chinesischen Masten.
Wie er sich aus richtiggehend deprimierenden Voraussetzungen und unter häufigen Rückschlägen zum höchsten Triumph hocharbeitete, wie er Tragik und Komik verband, geriet zu einer faszinierenden Darstellung des menschlichen Lebens. Poetisch, witzig, traurig, überraschend und herzerwärmend fühlten sich die Slapstick-Elemente auf der Bühne an – ein elegantes Scheitern, eine lustvolle Verzweiflung wurden hier vor den Augen des Publikums ausgebreitet, und die Zuschauer, corona-gemäß weit in der Hebelhalle verteilt, blieben völlig begeistert zurück und dankten mit lang anhaltendem Applaus.
Die "hohe Kunst der Katastrophe" nannte die Französische Tageszeitung "Le Monde" die Performance des jungen Akrobaten, der aus der Szene des Cirque Nouveau kommt. Christophe Huymans, Direktor der Compagnie "Les hommes penchés", entdeckte den Artisten 2017 in der Abschlussklasse des "Centre national des Arts du Cirque" und begleitet seither die Inszenierung. Erika Mursa dankte in ihrer Begrüßung dem Institut Français und dem französischen Ministerium für Kultur für die finanzielle Unterstützung dieser Veranstaltung. Ihr Dank galt aber auch allen Beteiligten an der 15. Französischen Woche, deren Organisation ein veritabler Kraftakt und in diesem Jahr besonders anspruchsvoll gewesen sei.
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Während Kulturbürgermeister Joachim Gerner seine Grußworte auf Französisch sprach, dankte Catherine Veber, Generalkonsulin der Französischen Republik in Stuttgart, auf Deutsch den Gästen für die Teilnahme unter erschwerten Bedingungen und für ihre Freude an Kultur Geist und Sprache des Nachbarlandes. In der Pandemie sei offensichtlich geworden, dass die Kultur eine besondere Bedeutung habe, stellte Veber fest. Sie wünschte den Besuchern der rund 40 Veranstaltungen in dieser Woche "Zeit und Raum für spannende Entdeckungen in einer Zeit der Angst und Unsicherheit".
Info: Für die einzelnen Veranstaltungen gibt es unterschiedliche Anmelde- und Reservierungsadressen. Sie stehen in der Broschüre und unter www.französische-woche.de



