Flüchtlinge in PHV: Es läuft nicht alles rund, aber immer besser

Welche Erfahrungen machen haupt- und ehrenamtliche Helfer in Patrick Henry Village und anderen Einrichtungen? Darum ging es bei einem Gespräch in der Halle 02

07.12.2015 UPDATE: 08.12.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden

Auf Einladung der Heinrich-Böll-Stiftung sprachen (v. l.) Hans-Hermann Büchsel ("Kirchheim sagt Ja"), Manfred Beuchert (Regierungspräsidium Karlsruhe), Irene Armbruster (Breuninger-Stiftung) und Veronika Kienzle (Stabsstelle für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung der Landesregierung) über die Erfahrungen von Flüchtlingshelfern. Foto: Philipp Rothe

Von Manfred Ofer

Die aktuelle Flüchtlingskrise stellt Staat und Gesellschaft vor große Herausforderungen. Heidelberg kommt mit dem Patrick Henry Village (PHV) als zentrale Registrierungsstelle in Baden-Württemberg eine besondere Bedeutung zu. Jetzt trafen sich haupt- und ehrenamtliche Helfer zu einer von der Heinrich-Böll-Stiftung des Landes organisierten Podiumsdiskussion im Club der Halle 02, um sich über ihre Erfahrungen in den vergangenen Monaten auszutauschen.

"Willkommen in Heidelberg?!" Der Titel brachte auf den Punkt, worum es bei dem Treffen ging, das von Irene Armbruster (Breuninger-Stiftung) moderiert wurde. Daran beteiligt waren Vertreter der Institutionen und Gruppen, die in Heidelberg für die Registrierung, Unterbringung und Betreuung der Flüchtlinge verantwortlich zeichnen. Manfred Beuchert, Referatsleiter für Flüchtlingsunterbringung im Regierungspräsidium Karlsruhe, nannte Zahlen: Jeden Tag werden bis zu 600 Menschen im PHV registriert.

Im Lauf des Abends berichteten Veronika Kienzle von der Stabsstelle für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung der Landesregierung, und Hans-Hermann Büchsel von der Initiative "Kirchheim sagt ja" aus ihrer täglichen Arbeit. Und da geht es vor allen Dingen darum, die Hilfsangebote für die Flüchtlinge zu koordinieren - wichtig ist aber auch die Unterstützung für die Helfer.

Alle Sprecher verwiesen auf die Bedeutung von Vernetzung und Kommunikation zwischen den beteiligten Trägern und Initiativen sowie Stadt und Land. Die Umsetzung steckt vielerorts noch in den Kinderschuhen, was jedoch schlicht der enormen Dynamik im Anstieg der Flüchtlingszahlen in den vergangenen Monaten geschuldet ist. Viele Erkenntnisse, von denen man künftig profitieren könnte, werden gerade erst vor Ort erlangt.

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Das Referat, das Manfred Beuchert leitet, wurde erst vor rund zwei Monaten ins Leben gerufen. Seit dem mussten alleine an seinem Dienstsitz in Mannheim mehr als 10 000 Flüchtlinge registriert und betreut werden. "So etwas haben wir uns vorher nicht vorstellen können", räumte er ein. Personal und Helfer werden ständig gesucht. Statistisch käme auf 100 Flüchtlinge nach wie vor nur eine qualifizierte Vollzeitstelle.

Im weiteren Verlauf ging es deshalb auch um die Frage, wie der längere Aufenthalt von Flüchtlingen in Heidelberg und seinen Stadtteilen gehandhabt werden kann. Beuchert führte unter anderem die Notwendigkeit an, in Patrick Henry Village für einen direkten Zugang ohne Kontrollmechanismus für die Hilfskräfte zu sorgen. Auch er habe oft lange Wartezeiten beim Betreten des Geländes in Kauf nehmen müssen. So gebe es viele kleine Dinge aus der alltäglichen Praxis, die man Stück für Stück verbessern könnte.

An Willen fehlt es indessen nicht. Veronika Kienzle verwies auf ein kompaktes Nachschlagewerk, das die Stabsstelle für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung der Landesregierung veröffentlicht hat, um Fragen vonseiten der haupt- und ehrenamtlichen Helfer zu beantworten. Die Ausgabe mit dem Titel "Willkommen! Ein Handbuch für die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe in Baden-Württemberg" kann kostenlos bestellt oder als PDF heruntergeladen werden - im Internet unter www.flüchtlingshilfe-bw.de. Es enthält praktische Tipps und Erklärungen zur Flüchtlingshilfe.

Über ganz konkrete Erfahrungen berichtete Hans-Hermann Büchsel von der Initiative "Kirchheim sagt ja", die gegründet wurde, um die Kommunikation zwischen den Bürgern sowie den Flüchtlingen in PHV und den Trägern der Hilfe zu verbessern. "Niemand benimmt sich in einer neuen Umgebung gerne verkehrt", machte er deutlich. Um Problemen vorzubeugen, habe man für alle Beschwerden ein offenes Ohr. Wie man Missverständnisse positiv umwandeln kann, zeigte sich am Beispiel eines Lauftreffs, an dem sich regelmäßig Einheimische und Flüchtlinge beteiligen. "Die jungen Damen hatten Angst, weiter auf ihrer gewohnten Route joggen zu gehen, nachdem sie auf männliche Flüchtlinge getroffen waren, die dort spazieren gingen", erzählte Büchsel. Gemeinsam habe man daraufhin nach einer Lösung gesucht und gefunden: "Heute ist das kein Thema mehr."

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