Es gibt kein Sortiment, nur Sonderangebote

Ende des Leerstands: Die Outlet-Firma "TK Maxx" zieht noch in diesem Frühjahr in die "Thalia-Fläche" der Hauptstraße 23

28.02.2013 UPDATE: 28.02.2013 14:43 Uhr 2 Minuten, 30 Sekunden
Das Textilmarken-Outlet ''TK Maxx'' - hier eine Filiale in Hamburg - will unbedingt in die Heidelberger 1a-Lage: Es zieht in die Hauptstraße 23, die alte RNZ-Geschäftsstelle. Foto: privat
Von Micha Hörnle

Seit einem Jahr wird gerätselt, was in die ehemalige RNZ-Geschäftsstelle, die Hauptstraße 23, kommen würde. Einst wollte hier der Buchhändler "Thalia" einziehen, nun steht es fest: Der Textil-Discounter "TK Maxx" kommt noch dieses Frühjahr hierher. Das US-Mutterunternehmen "TJX" - dort tritt man unter "TJ Maxx" auf - ist darauf spezialisiert, die Reste von Markenbekleidung zu Billigpreisen zu verkaufen. Deswegen gibt es hier auch kein Sortiment, es wird eben das angeboten, was gerade reingekommen ist. Damit unterscheidet sich diese Kette grundlegend von anderen Billiganbietern: Während die anderen zwei bis vier Mal im Jahr groß einkaufen und die Ware nach und nach geliefert bekommen, beschäftigt "TK Maxx" laut einem Bericht der "Wirtschaftswoche" ein ganzes Heer von Einkäufern, das auf der Suche nach Überbeständen der großen Hersteller ist - und bei einem der etwa 10.000 Lieferanten werden sie meist fündig.

Die Kunden mögen das Konzept und kaufen hier wegen der günstigen Preise - bis zu 60 Prozent unter dem empfohlenen Verkaufspreis - gewaltige Mengen ein, deswegen gibt es in den gut 300 Filialen in Europa (davon 57 in Deutschland) auch knallrote rollbare Rieseneinkaufskörbe für die Kunden - wie man beispielsweise in der bisher einzigen Filiale der US-Kette in der Region, in der Mannheimer Breiten Straße, studieren kann.

"TK Maxx" hat den festen Willen, in Deutschland zu wachsen, das Ziel gab die "Wirtschaftswoche" in einem Artikel von Ende 2009 mit 300 Filialen an - zumal das Outlet-Segment in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern relativ schwach entwickelt ist. Bisher war die Firma hauptsächlich im Ruhrgebiet, in Nord- und in Ostdeutschland vertreten und mietete sich dort gern in große leer stehende Ex-Kaufhäuser ein. Doch nun drängt das Unternehmen mit Macht nach Süddeutschland. Auch in Heidelberg versuchte man es bislang mehrfach, sich in der Innenstadt anzusiedeln - nach RNZ-Informationen zuerst im "Wormser Hof" (Lux-Harmonie-Kino), dann im ehemaligen Woolworth am Bismarckplatz.

Dass "TK Maxx" nun in die Hauptstraße 23 gehen will, hat seine Gründe. Dabei handelt es sich zwar eindeutig um eine 1a-Lage, aber eine mit Schwächen: Für hochwertige Textilhäuser seien die Schaufenster viel zu klein und außerdem der insgesamt 1600 Quadratmeter große Laden ungünstig geschnitten, heißt es aus Fachkreisen. Ebenso, wird bemängelt, dass die Immobilie geteilt wurde. In einem Teil, sozusagen das Filetstück, eröffnete am 29. März 2012 eine Filiale der Modekette "Jack & Jones", der andere Teil stand fast ein Jahr leer. Nur "TK Maxx" wollte unbedingt die Fläche haben - nach der Devise "Wer kein Sortiment hat, braucht auch kein Schaufenster."

Etliche Einzelhändler gaben dem Douglas-Konzern einen Korb. Der hatte einen Zehn-Jahres-Mietvertrag über die Fläche abgeschlossen und suchte jetzt händeringend Nachmieter. Denn die ursprüngliche Idee, dass die Douglas-Buchhandelskette "Thalia" in die Räume einziehen sollte, ist mittlerweile Makulatur.

Bei der Stadt gibt man sich diplomatisch: Grundsätzlich ist es positiv, wenn weitere Textilformate in die vordere Hauptstraße kommen", sagt der Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung, Ulrich Jonas. Einen Trend zur "Verramschung" will er nicht sehen: Denn erstens gäbe es in der Altstadt 410 andere, gute Geschäfte, zweitens sei dieser Händler erfolgreich in vielen anderen Innenstädten vertreten, und drittens unterscheiden sich die einzelnen "TK Maxx"-Läden durchaus - es gibt also auch edlere Varianten. Jonas will nun mit der Firma so schnell wie möglich Kontakt aufnehmen und "ihm ein Bild von Innenstadt vermitteln, für das wir stehen".

Eine rechtliche Handhabe gegen die Ansiedlung dieser Kette hat die Stadt übrigens nicht, denn "TK Maxx" gilt als normales Einzelhandelsunternehmen, dessen Ansiedlung nicht - wie beispielsweise bei einer Spielhalle - per Baurecht verhindert werden darf. Allerdings kann die Stadt auf die äußere Gestaltung des Ladens Einfluss nehmen: Die markant-roten Eingänge mit dem großen weißen Schriftzug, wie man es aus anderen Städten kennt, wird es in der Heidelberger Altstadt mit Sicherheit nicht geben.

"Thalia" hingegen bleibt in der Hauptstraße 86, und es gibt nach Angaben von Firmensprecherin Mirjam Berle keine Pläne, sich aus der Fußgängerzone zurückzuziehen.

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