Eine Mini-Demo zum Abschied von der Thingstätte - und eine fast leere Neckarwiese
Nach dem Feierverbot auf dem Heiligenberg fanden die Walpurgisnacht-Alternativen eher wenig Anklang

"Die Partei" trug an der Alten Brücke die traditionelle Walpurgisnachtfeier auf der Thingstätte symbolisch zu Grabe. Foto: Gerold
Von Lena Scheuermann
Heidelberg. In die Altstadt, auf die Neckarwiese oder doch lieber auf die Party im Marstallhof? Nach dem Feierverbot auf der Thingstätte mussten sich die partywilligen Heidelberger in der Walpurgisnacht nach Alternativen umsehen. Viele bedauerten das Verbot, allerdings nutzten sie auch kaum die möglichen Alternativen: Auf die Neckarwiese kamen bei der kühlen Witterung etwa 200 Personen, etwas mehr war bei einer Party im Marstallhof los.
Am frühen Abend gab es erst einmal Protest - mit einer Demonstration der Satire-Partei "Die Partei". Von der Alten Brücke aus über die Neuenheimer Landstraße bis hin zur Theodor-Heuss-Brücke trugen nach Schätzungen der Polizei rund 50 Teilnehmer die Feier auf der Thingstätte symbolisch mit einem Fackelzug zu Grabe. Auch wenn die Forderungen der Partei sicherlich nicht völlig ernst gemeint sind, mischten sich unter die Demonstranten dennoch einige, die aus tiefstem Herzen empört und auch traurig über die abgesperrte Thingstätte sind. "Ich gehe sonst eigentlich nie auf Demos, aber das Verbot hat mich echt empört", meinte etwa der 30-jährige Nils, der in Heidelberg studiert und die letzten Jahre immer auf der Thingstätte in den Mai gefeiert hatte. Für ihn hatte die Feier dort oben immer eine "ganz unbeschreibliche Magie, fast schon etwas Heiliges". Nun ging es für ihn eben auf eine private Party bei Freunden.
Auch andere langjährige Thingstätten-Fans mussten sich dieses Jahr nach Alternativen umschauen, wie etwa der 31-jährige Yannick aus Heidelberg: "Ich war seit 15 Jahren jedes Jahr dort oben, das war für mich immer das Highlight, das den Sommer eingeläutet hat." Zu Hause bleiben wollten er und seine Begleiterin aber dennoch nicht, stattdessen ging es für sie eben auf die Neckarwiese oder den Philosophenweg: "Das ist immer noch besser als gar nichts, aber ich hoffe natürlich, dass das letzte Wort wegen des Verbots noch nicht gesprochen ist."
Wieder zurück nach Hause ging es hingegen für den 25-jährigen Studenten Andreas: "Sonst ist ja nicht viel los, und in die Altstadt zu gehen, lohnt sich jetzt fast auch nicht mehr." Einige kleinere Grüppchen hatten es sich auch auf der Neckarwiese gemütlich gemacht. "Allerdings ist das Feeling hier am Neckar nicht so schön wie auf der Thingstätte", fand der 19-jährige Student Albert. Den ganzen Abend wollten er und seine beiden Freunde ohnehin nicht auf der Neckarwiese verbringen und stattdessen noch in die Altstadt weiterziehen.
Auch interessant
Eine Alternative zur Feier auf dem Heiligenberg gab es dort auf jeden Fall: Im Marstallhof sorgten ab 19 Uhr drei Livebands und besonders der Stand mit den belgischen Waffeln für ein volles Haus und gute Stimmung. "Natürlich kann man das hier nicht mit der Feier auf der Thingstätte vergleichen, aber hier ist es auch echt schön, ich bin wirklich positiv überrascht", meinte eine Besucherin. Der gleichen Meinung ist auch Studentin Wanda: "Es war zwar schön dort oben, aber hier gefällt’s mir auch!"
Zwar ohne Lagerfeuer, dafür aber sehr entspannt mit Bier, Cocktails und Musik wurde auf dem Neuenheimer Marktplatz traditionell in den Mai gefeiert. Hier traf man auch auf einige, denen die Feier auf der Thingstätte gar nicht fehlte, wie etwa den 29-jährigen David, der gemeinsam mit seiner Freundin den Abend lieber gemütlich ausklingen lassen wollte: "Ich war noch nie dort oben feiern, deswegen fehlt mir auch nichts. Wir sind seit Jahren hier in Neuenheim Stammgäste und treffen uns hier immer mit Freunden." Und seine Freundin meint: "Eigentlich ist uns der Aufstieg auch zu mühsam."













