Die erste Sommertour war ein "Komplettpaket" (Fotogalerie)
30 Leser fuhren auf E-Rollern, E-Bikes und Lastenrädern durch Patrick-Henry-Village. Es gab eine Führung, eine Probefahrt und ein Picknick.

Von Denis Schnur
Heidelberg. Ferienzeit ist Sommertourzeit. Für viele Leserinnen und -Leser gehören die Tagesausflüge mit "ihrer RNZ" seit Jahren zum festen Programm – wenn sie einen der begehrten Plätze ergattern. Am Dienstagabend kamen nun die ersten 30 Sommertouristinnen und -touristen dieses Jahres in den Genuss einer besonderen Aktion. Denn die RNZ und die städtische Koordinierungsstelle Bürgerbeteiligung boten ihnen in der ehemaligen US-Siedlung Patrick-Henry-Village (PHV, siehe Hintergrund) gleich drei Dinge auf einmal: eine geführte Tour, moderne Verkehrsmittel zum Testen und Leckereien zum Abschluss.
> Die Vorbereitung: Treffen, durchzählen – und los geht’s? So einfach war das nicht, als die Touristen am Treffpunkt bei PHV ankamen. Denn RNZ und Stadt hatten nicht zu einem gewöhnlichen Rundgang durch die leerstehende Siedlung geladen, sondern zu einer Rundfahrt. Und zwar mit Fahrzeugen, die viele der Sommertouristen zuvor noch nie benutzt hatten: E-Bikes, Lastenräder und E-Scooter. Eine Leserin testete neugierig erst ein Lastenrad, um sich dann einen Scooter zu schnappen: "Damit bin ich noch nie gefahren." Kurze Einführung, Ständer einklappen, draufstellen, Gas geben – fährt sich eigentlich ganz einfach. Gleiches galt für die meisten Lastenräder, nur vereinzelt kam mal ein Sommertourist von der Straße ab und testete die Geländetauglichkeit der Fahrzeuge. Unfälle blieben zum Glück aus.
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> Die Tour: Am Eingangstor der ehemaligen US-Siedlung wartete schon die Landschaftsarchitektin Carla Jung-König auf die Gruppe. Sie ist seit 2018 bei der Internationalen Bauausstellung Projektleiterin für PHV – und damit Expertin für das Areal und die Zukunftspläne. Passend zu den Verkehrsmitteln der Tour ging es bei der Rundfahrt mit ihr auch vor allem um das Thema Mobilität – "eines der Kernthemen bei unseren Überlegungen".
> Das Verkehrskonzept: Wenn man über die Mobilität der Zukunft nachdenke, gehe es nicht nur darum, wie man sich von A nach B bewegt, "sondern auch darum, wo man eigentlich hin will", so Jung-König. Deshalb soll der neue Stadtteil nicht nur Platz zum Wohnen bieten, sondern auch zum Einkaufen, Lernen, für Freizeit: "Der Alltag soll ohne Auto funktionieren." Alles soll stattdessen bequem zu Fuß – oder eben mit Fahrrad, Roller und Co. – erreichbar sein. Pro Wohneinheit sehen die Planer in PHV auch nur 0,3 Parkplätze vor – deutlich weniger als den einen, der sonst bei Neubauprojekten Standard ist. Die kurzen Wege, die gute Anbindung möglichst mit einer Straßenbahn und die Verfügbarkeit von Carsharing und Leihrädern sollen vor allem Menschen ohne Auto den Umzug dorthin schmackhaft machen. Und wer sein Fahrzeug doch mitbringt, parkt es künftig nicht vor dem Haus, sondern in Quartiersgaragen – mit bis zu 200 Meter Fußweg zu den Wohngebäuden. "Nicht so weit", findet Jung-König. Und auch beim "Parkway", der Hauptverkehrsachse durch den Stadtteil, soll man gleich sehen, dass Mobilität dort anders verstanden wird. Denn die Erschließungsstraße soll zwar sehr breit sein, davon sind aber nur sechs Meter für Autos vorgesehen – genauso viele wie jeweils für Fußgänger und Radfahrer.
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> Der Ausblick: Seit neun Jahren steht PHV größtenteils leer. Doch langsam tut sich etwas: Einer der Zeilenbauten im Süden ist gerade restlos abgerissen worden. "Der war nicht zur Sanierung geeignet", so die Expertin. Die Bauten links und rechts davon werden dagegen erneuert und zum Teil mit Anbauten ergänzt. Sie alle stehen auf dem Teilstück, das der Bund selbst behält und entwickelt. Wenn alles glatt läuft, können 2024 die ersten Bewohner einziehen. Parallel dazu verhandelt die Stadt aktuell mit dem Bund über den Kauf von Grundstücken in PHV. Und sie entwickelt ein Verfahren, um mit den Bürgerinnen und Bürgern einen neuen Namen für den neuen Stadtteil zu finden: "Patrick-Henry-Village soll er auf jeden Fall nicht heißen", betonte Urs Südhof von der Koordinierungsstelle Bürgerbeteiligung.
> Der Abschluss: Nach der Rundfahrt bei großer Hitze brauchte man – trotz Elektroantrieb – Wasser und eine Stärkung. Gut, dass die Stadt nicht nur für Getränke sorgte, sondern vom benachbarten Metropolink-Festival unglaublich leckere Tacos organisierte. So klang die Tour gemütlich im Schatten hinter der ehemaligen Mittelschule der Amerikaner aus.
> Das Fazit: Entsprechend begeistert waren die Teilnehmer: "Sehr interessiert", fand Peter Laier aus Dielheim die Sommertour. Er war zum ersten Mal in PHV: "Man kann sich richtig vorstellen, was alles daraus wird." Die Pläne für den Verkehr seien zwar ambitioniert: "Aber es klingt alles logisch." Franz Möller aus Leimen freute sich über das "Komplettpaket" der Sommertour mit Führung, Probefahrt und Picknick: "Ich fand’s super!" Zumal man als Privatmensch sonst ja gar nicht auf das Areal komme.















































