Die Werkstattschule ist zurück im Bahnbetriebswerk
Umbau kostet rund zwei Millionen Euro - Von der Stadt kommt keine Unterstützung

Die "Werkstattschule" ist wieder da, wo sie hingehört: im Lagerhaus des alten Bahnbetriebswerks am Rande der Bahnstadt. Hier gibt es nun Bildung mit konkreten, nutzbaren Praxisprojekten in Handwerk und Kunst für Menschen von 15 bis 25 Jahren. Foto: Hentschel
Von Maria Stumpf
Heidelberg. Noch fehlen Stühle, Tische und Wandverputz in manchen Räumen, doch das Durcheinander ist organisierbar und die friedliche Koexistenz mit Handwerkern hier natürlich kein Problem: In diesem Haus treffen nun wieder Ideen auf Raum, denn der Verein Werkstattschule ist zurückgekehrt an seinen Stammplatz im Lagerhaus des alten Bahnbetriebswerks. Im Oktober wird Eröffnung gefeiert, dann sind auch die Außenarbeiten mit Anbau und Terrasse fertig. Die Umbaukosten liegen laut Geschäftsführerin Hendrikje Lorenz bei rund zwei Millionen Euro.
Die Arbeiten sind auch ein Projekt der Internationalen Bauausstellung (IBA) Heidelberg unter dem Motto "Wissen schafft Stadt". Im Februar 2018 war man für rund ein Jahr mit dem Bürotrakt nach Leimen in ein Ausweichquartier umgezogen. Wieder zurück auf dem Areal mit rund 750 Quadratmetern Gebäudegrundfläche und rund 2000 Quadratmetern Freifläche wird jetzt Altes neu gedacht: behindertengerecht ausgebaut, mit Medien- und Siebdruckwerkstatt, IT-Raum und lichtdurchfluteten Werk- und Gruppenräumen. Einzelne davon sollen auch angemietet werden können. Praktisch: Der Caterer wäre im Haus. Das Start-up-Unternehmen "Sindbad" mit seiner orientalischen Küche wird den Restaurantbereich übernehmen.
Schon in den 1980ern als Verein gegründet ist die Heimatadresse am Bahnbetriebswerk immer ein Ort der Begegnung und des kreativen Schaffens geblieben. 2014 zog man das große Los: Ein anonymer Spender kaufte und schenkte den Werkstattleuten das Gebäude. Im heutigen Lernhaus gibt es nun Bildung mit konkreten, nutzbaren Praxisprojekten in Handwerk und Kunst für Menschen von 15 bis 25 Jahren. In den Bauhütten oder auch europäischen Austauschprojekten der Freiwilligenarbeit werden junge Leute unterschiedlicher sozialer und schulischer Milieus zusammengeführt. "Jeder Mensch hat Talente. Im vollbepackten Schulalltag gehen die nur oft unter", so Lorenz. "Doch man lernt nicht nur mit dem Kopf." Zunächst gehe es darum, den Jugendlichen Tagesstrukturen, Verantwortung und Verlässlichkeit zu vermitteln. Das Motto des Hauses: "Wer etwas leidenschaftlich macht, macht es gut." Die Akteure werden Teil eines gemeinsamen Prozesses, von der ersten Idee bis zum fertigen Werk. Die Geschäftsführerin arbeitet dabei zusammen mit 25 Fachleuten aus unterschiedlichen Gewerken, die aber auch einen pädagogischen Hintergrund mitbringen. Es sind Zimmermänner und Zimmerfrauen, Bildhauer, Theaterpädagogen oder Grafikdesigner.
Das zweite Standbein ist die Jugendarbeit in Schulen. Für 2019 stehen 52 handwerklich betreute Projekte an 70 Schulen der Region auf dem Programm. Also heißt es jetzt wieder durchstarten: Projekte umsetzen, Finanzierung klären und immer wieder Partner und Sponsoren akquirieren - etwa für den 16-Jährigen, der gerade in Arbeitsklamotten aus dem Fahrstuhl steigt. Seit September macht er hier mit. "Schule hat irgendwie nie geklappt. Aber jetzt weiß ich, dass ich Schreiner werden will. Dafür werde ich mich anstrengen", sagt er. Von der Stadt Heidelberg kommt übrigens keine Unterstützung für die "Werkstattschule", so die Geschäftsführung auf Nachfrage.