Die Störche im Zoo zieht es nach Süden
2018 haben 23 Weißstorchenpaare in den Nestern 53 Jungvögel großgezogen - Eines fiel aus dem Nest und wurde gerettet

Im Nest auf dem Dach der Zooverwaltung zog ein Storchenpaar in diesem Jahr fünf Junge groß. Foto: Zoo
Von Timo Teufert
Heidelberg. Es war ein erfolgreiches Brutjahr bei den Störchen im Heidelberger Zoo: Die 23 Storchenpaare haben insgesamt 53 Jungvögel großgezogen, genauso viele wie im vergangenen Jahr. Nun haben sich die Storchenfamilien fast alle auf den Weg in den Süden gemacht und fliegen in ihre Winterquartiere in Frankreich, Spanien und Afrika. Die ersten Störche waren bereits Ende Juni aufgebrochen.
Besonders viel Nachwuchs gab es bei der Storchenfamilie, die das Nest auf dem Dach der Zoo-Verwaltung nutzte: Die zwei Elternvögel zogen dort insgesamt fünf Jungtiere groß.
Dass es da in der "Einzimmerwohnung" schon mal etwas enger werden kann, liegt in der Natur der Sache. Und so löste ein Jungvogel im Juni auch einen Feuerwehreinsatz aus: "In der Phase, wenn die Jungen versuchen zu stehen und mit ihren Flügeln schlagen, war ein Jungtier aus dem Nest gefallen", berichtet Simon Bruslund, der Kurator für Vögel im Zoo. Zum Glück blieb das Kleine unverletzt in der Regenrinne liegen, wurde gesehen und schließlich mit der Drehleiter zurück ins Nest gebracht.
Insgesamt fünf Nisthilfen stehen den Störchen im Zoo zur Verfügung, die anderen Paare brüten in selbst angelegten Naturnestern in den hohen Bäumen im Zoo. "Mittlerweile sind jedes Jahr alle Nester im Zoo belegt - das ist richtig klasse und wir freuen uns über jedes Küken. Damit sich der Bestand der bedrohten Vögel weiterhin so gut erholen kann, brauchen die wilden Störche noch mehr Nistmöglichkeiten überall in der Region. Geeignet sind zum Beispiel hohe Bäume, Masten oder Dächer", erklärt Bruslund.
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Bislang kehren die Tiere, die vor Generationen im Zoo ausgewildert wurden, immer wieder in den Tiergarten zurück. "Wir haben die Hoffnung, dass sie in Zukunft auch verstärkt das Umfeld mit in ihre Standortwahl einbeziehen", sagt Bruslund. Denn obwohl es in unserer Region viele Störche gibt, ist die Bestandsdichte deutschlandweit nicht sehr hoch.
"Als Brutvogel steht der Storch auf der Roten Liste der bedrohten Arten, in Großbritannien und Dänemark steht er kurz vor dem Aussterben", weiß Bruslund. Um die Tiere identifizieren zu können, wurden 23 Jungtiere beringt.
Durch das milde Frühjahr startete die Brutzeit 2018 bereits im Februar, 57 Küken schlüpften, es überlebten allerdings nur 53. Die Küken wurden einige Wochen früher als üblich flügge. Mittlerweile sind aus den Jungvögeln sichere Flieger geworden. "Wenn die Jungen fit zum Fliegen sind, hält die Storchenfamilien hier nicht mehr viel", berichtet Bruslund. Zumal die Vögel in der Umgebung durch die anhaltende Trockenheit kaum noch Futter - Störche bevorzugen Insekten, Mäuse und Amphibien - fanden.
Im Zoo bekommen die Weißstörche nur noch Nist- und Bruthilfen gestellt: "Seit fünf Jahren füttern wir die Tiere nicht mehr, damit sie ein natürliches Zugverhalten entwickeln", erklärt Bruslund. Offenbar mit Erfolg, denn im Gegensatz zu früher sind die Nester im Winter nicht mehr belegt.



