Die Schlagloch-Inspektoren: "Es ist schon manchmal frustrierend"
Auf Tour mit den Straßeninspektoren - Die Kontrolleure registrieren 3000 Schäden im Jahr

Mit der Lupe darf Jürgen Kling nicht nach Schlaglöchern suchen, sonst käme er in Neuenheim überhaupt nicht mehr von der Stelle. Es gibt einfach viel zu viele alte Straßen in diesem Stadtteil. Kein Wunder, dass überall die Fahrbahndecke aufplatzt.
Kling ist einer von vier Inspektoren, die im Auftrag des "Regiebetriebs Straßenbau" den Zustand der Straßen kontrollieren. An diesem Morgen ist er mit seinem Vorgesetzten Reiner Nägele zu Fuß unterwegs in Neuenheim. Gemeinsam überprüfen sie den Zustand der Fahrbahndecken und Gehwege, aber auch alle anderen Einrichtungen im öffentlichen Raum wie Brunnen oder Geländer. Die beiden sorgen so dafür, dass die Stadt ihrer Verkehrssicherungspflicht nachkommt. Der erste Schaden, den sie an diesem Morgen entdecken, hat nichts mit Schlaglöchern zu tun: Randalierer haben am Neuenheimer Marktplatz die Scheibe einer Telefonzelle eingeschlagen. Nägele und Kling werden nun die Telekom informieren.
520 Kilometer Straße muss das Tiefbauamt in Heidelberg unterhalten. Das Stadtgebiet ist in vier Sektoren unterteilt; Kling ist für die Stadtteile Neuenheim, Handschuhsheim, Ziegelhausen und Schlierbach zuständig. Entdeckt er ein gefährliches Schlagloch, informiert er den Regiebetrieb Straßenbau. Die Arbeiter rücken danach so schnell wie möglich mit ihrem Thermobehälter aus, um die Gefahrenstelle mit einer Schaufel Heißasphalt zu beseitigen. Mancherorts - wie in der Wielandt-, der Kepler- oder der Helmholtzstraße - ist so ein wahrer Flickenteppich entstanden. Kaum ist ein Loch gestopft, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Füllung wieder vom Regen herausgespült wird.
Rund 3000 Mängel registrieren Heidelbergs Straßeninspektoren pro Jahr. Dabei nehmen sie nur Schäden auf, die die Sicherheit von Fußgängern, Rad- oder Autofahrern gefährden könnten. "Das hat in den letzten zehn Jahren deutlich zugenommen", berichtet Nägele. Früher hätten er und seine Kollegen aber auch schon 2000 bis 2300 Mängelzettel pro Jahr geschrieben. Dabei gibt die Stadt bereits eine Menge Geld für den Straßenunterhalt aus. Im laufenden Doppelhaushalt sind dies 2,9 Millionen Euro. Hinzu kommen 3,3 Millionen für das Straßenerneuerungsprogramm.
"Es ist manchmal frustrierend", meint Nägele. So wird derzeit die Lutherstraße saniert, weil die Stadtwerke dort Fernwärmeleitungen verlegen. Der alte, unebene Gehweg - ein Hindernis gerade für viele alte Leute - bleibt dagegen. Auch die Rahmengasse wurde nur bis zur Ecke Schulzengasse erneuert. Für eine komplette Sanierung fehlte das Geld. Und so bleibt vieles in Neuenheim Stückwerk. Manche Straßen wurden auf einem Teilstück runderneuert, nur ein paar Meter weiter findet sich wieder eine Buckelpiste. Welche Auswüchse dies annehmen kann, ist besonders gut in der Wielandtstraße zu beobachten. Dort wurde nur die rechte Straßenhälfte im Zuge von Leitungsarbeiten saniert, links fahren die Radler über den alten Flickenteppich.
Nächster Halt, Schröderstraße, vor der Hausnummer 19. Nägele schießt Fotos von einem besonders großen Schlagloch. Die Stelle wurde noch vor gar nicht allzu langer Zeit erneuert. "Das Material wurde aber wahrscheinlich zu kalt eingebaut", vermutet der Straßeninspektor. 30 mal 30 Zentimeter misst nun das Schlagloch, es ist rund vier Zentimeter tief. Kling: "Für Radfahrer kann dies schon gefährlich werden." Deshalb müsse es dringend verfüllt werden.
In den letzten Wochen hatten Kling und seine Kollegen genug zu tun. So kontrollierten sie die Strecke des Heidelberger Halbmarathons, um die Gefahren für die Sportler zu beseitigen. "Bald sind auch wieder die Inliner unterwegs", weiß Nägele. Hinzu kommen die vielen Beschwerden von Anwohnern, denen die Straßeninspektoren nachgehen müssen. Umso mehr freuen sie sich über die jüngste Sanierung der Schröderstraße. Nägele: "Wir können uns in 30 Jahren wieder hier treffen. Dann wird sie immer noch in einem guten Zustand sein."
Info: Straßenschäden können Bürger direkt an die Stadt melden. Dazu steht hier ein Online-Formular zur Verfügung. RNZ-Leser können Fotos von ihren Schlaglöchern an online@rnz.de schicken. Diese werden in eine interaktive Grafik eingebettet.