Heidelberg

Der Innovation Park soll weiblicher werden

Stadträte fordern Nachbesserung bei Straßennamen - Das Mörgelgewann wird wohl komplett umbenannt

10.10.2019 UPDATE: 11.10.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden

Nach der Astronomin Caroline Herschel soll nun doch eine Straße im HIP benannt werden.

Von Denis Schnur

Heidelberg. Wenn Straßen und Plätze in Deutschland nach Personen benannt sind, sind das in aller Regel Männer. Weil Frauen es in der Geschichte deutlich schwerer hatten und noch immer haben, zu Ruhm zu kommen - und ihnen oft die verdiente Anerkennung verwehrt blieb - sind es vor allem männliche Politiker, Wissenschaftler oder Künstler, die sich auf den Straßenschildern wiederfinden. Damit das Verhältnis in Heidelberg ausgeglichener wird, bestehen die Gemeinderäte bei der Neubenennung auf einer harten Frauenquote - und bessern deshalb die Vorschläge für die Straßen im Heidelberg Innovation Park (HIP) nach.

Denn die Namensfindungskommission der Stadt hatte für die ehemaligen Patton Barracks, auf denen derzeit der Technologiepark entwickelt wird, fünf Männer und drei Frauen vorgeschlagen: Den Wissenschaftlern Carl Friedrich Gauß, George Boole, Ernst Ruska, Nikola Tesla und Salomon Calvi standen die drei Kolleginnen Margot Becke-Goehring, Mary Somerville und Sophie von Kowalevsky gegenüber.

Zu wenig für den Kirchheimer Bezirksbeirat und den Konversionsausschuss: Beide Gremien forderten zunächst, dass die erst Frau an der Spitze der Heidelberger Uni, Margot Becke-Goehring, mit einer der beiden großen Straßen gewürdigt wird, nicht nur mit einem kleinen Weg. "Ich fände es schade, wenn sie auf ein kleines Sträßchen verbannt würde", erklärte Luitgard Nipp-Stolzenburg von den Grünen.

Der Konversionsausschuss ging aber noch einen Schritt weiter und forderte die Geschlechtergleichheit bei der Benennung. "Das wurde uns damals bei der Südstadt zugesichert. Warum ist das hier nicht der Fall?", fragte Anke Schuster (SPD). "Es ist nicht so einfach, verdiente Wissenschaftlerinnen zu finden", erläuterte Hans-Peter Jelinek von der Kommission. Zumal deren Namen gut aussprechbar sein und es einen Bezug zu Heidelberg geben müsse.

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Hinzu kam, dass mit der Astronomin Caroline Herschel (1750-1848) die weibliche Ersatz-Kandidatin für den HIP nun als Namenspatin für eine Straße in der Bahnstadt vorgesehen sei. Jedoch könne man die Hannoveranerin auch wieder in den Kirchheimer Technologiepark holen. "Für das Kopernikus-Quartier in der Bahnstadt finden wir dann eine neue Dame", versprach Jelinek. Damit konnten sich die Räte zwar anfreunden - die Entscheidung, welcher der Männer dafür weichen muss, wollten sie jedoch noch nicht treffen. Stattdessen soll Jelineks Kommission bis Donnerstag, 17. Oktober, einen Vorschlag machen. Dann entscheidet der Gemeinderat endgültig über die Namen.

Dabei wird er sich auch mit der Frage befassen, ob das Mörgelgewann umbenannt wird. Bisher sahen die Pläne vor, dessen westlichen Teil dem künftigen Carl-Friedrich-Gauß-Ring zuzurechnen und den östlichen bestehen zu lassen. Der Kirchheimer Bezirksbeirat forderte jedoch, die Straße komplett einem der großen Ringe zuzuschlagen, damit sie in den Technologiepark integriert wird. Zwar gebe es für eine Umbenennung im Bestand - im östlichen Mörgelgewann befinden sich Wohnhäuser - hohe Hürden, erklärte Jelinek. Der Leiter des Vermessungsamtes lieferte jedoch einen Ausweg: Eine bewohnte Straße könne einen neuen Namen erhalten, wenn sich der Gebietscharakter stark ändere. "Und das ist hier gegeben, denke ich." Deswegen halte er eine Integration in den östlichen Ring - vermutlich dann der Margot-Becke-Ring - für möglich und sinnvoll.

Und für das nächste Wohngebiet, in dem neue Straßen benannt werden, versprach Jelinek ebenfalls eine deutlich bessere Berücksichtigung von Frauen: "Wir haben für das Hospital-Gelände schon eine Personengruppe im Auge und werden fast ausschließlich Frauen vorschlagen."

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