Heidelberg-Bahnstadt

Vom Öko-Stadtteil zur Autohochburg

In der Bahnstadt fehlen Parkplätze für Anwohner und Mitarbeiter von Gewerbebetrieben - Bedarf liegt bei 200 Zusatz-Kurzzeitparkplätzen

24.02.2019 UPDATE: 26.02.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden

Die Nachfrage nach PKW-Stellplätzen in der Bahnstadt ist höher als bei den Planungen angenommen: Grund dafür ist auch, dass bei Neubauten oft nur die Mindestzahl an Parkplätzen geschaffen wird. Foto: Philipp Rothe

Von Thomas Seiler

Heidelberg. "Wir liegen heute schon mit der Parkplatzsituation im Stadtteil oberhalb der Kapazitätsgrenze", teilte Aline Moser vom Amt für Wirtschaftsförderung dem Bezirksbeirat mit. Die Stadt reagierte damit auf einen Antrag der SPD-Fraktion im Gemeinderat, Untersuchungen anzustellen, auf welche Art und Weise der "wachsende Parkraumbedarf für gewerbliche Nutzung in der Bahnstadt stadtteilübergreifend gedeckt werden kann". Insbesondere ging es auch darum, "ob das neu zu planende Parkhaus auf den Gewerbeflächen in den Patton Baracks den jetzigen und zukünftigen Bedarf in der Bahnstadt durch eine Kapazitätserhöhung decken kann".

Ausgehend von der städtebaulichen Rahmenplanung von 2007, wonach es die Bahnstadt zu einem "nachhaltigen und verkehrsberuhigten Stadtteil zu formen" gelte, erkannte die Untersuchung, dass sich die damals gesetzten Ziele nicht mit dem heutigen Ist-Zustand decken. "Die Nachfrage nach PKW-Stellplätzen ist höher als angenommen", erklärte Moser. Hinzu komme, dass Investoren "meist nur die gemäß der Landesbauordnung erforderliche Mindestzahl an Parkplätzen" herstellen und daher, was später im Gremium angesprochen wurde, "viele Mieter abends mehrfach durch die Straßen kurven, um einen Platz zu ergattern".

Aufgescheucht auch durch die Betriebe, deren Mitarbeiter oft vergeblich eine Parkmöglichkeit suchen, griff das Amt im vergangenen Jahr das Thema auf und befragte "sämtliche Unternehmen, die zwischen der Speyerer Straße und der Pfaffengrunder Terrasse angesiedelt sind", zu ihrem "Bedarf an Dauer- und Kurzzeitparkplätzen". Hinzu gesellte sich noch die Belegung durch Gäste, die beispielsweise in die Halle 02 gehen. Das ernüchternde Ergebnis laut Moser: "Der motorisierte Individualverkehr behält absehbar eine zentrale Bedeutung!" In Zahlen ausgedrückt heißt dies momentan einen Bedarf von rund 650 zusätzlichen Dauerparkplätzen und etwa 200 Kurzzeitparkplätzen.

Dies lässt sich aus der Sicht von Moser nur teilweise stadtteilübergreifend lösen. Zeitlich begrenzt nannte sie hier über hundert Stellplätze im Gewerbegebiet Weststadt auf der ehemaligen NATO-Fläche in der Rudolf-Diesel-Straße. Im nächsten Jahr soll in der östlichen Bahnstadt die Quartiers-Garage auf dem Heidelberger Innovation Park fertig werden, welche 600 Plätze bieten wird. Gerade hier wünschte man sich aus den Reihen des Bezirksbeirats eine Erweiterung - möglicherweise unter der Erde. Dies stieß allerdings auf Widerspruch nicht nur von Stefan Rees vom Stadtplanungsamt, der die Kubatur insgesamt als ausgereizt erachtete. Zudem kollidieren zusätzliche Plätze in der Tiefe mit wirtschaftlich nicht vertretbaren Gründen, so Moser. Dennoch wolle man prüfen, inwieweit dort temporäre Lösungen für die in der Bahnstadt beschäftigten PKW-Fahrer greifen könnten.

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Ein Thema, das später auch einige Bezirksbeiräte aufgriffen, drehte sich um den Nahverkehr. Hier plant die Stadt eine noch bessere fußläufige Erreichbarkeit der Haltestellen der Straßenbahnlinien 22 und 26 sowie des Bahnhofs. Weiterhin will man mit überbetrieblichen Plattformen die Bildung von Fahrgemeinschaften anregen, erläuterte Moser, was auch die Implementierung eines Wirtschaftsverkehrsbeauftragten mit einschließe.

Trotz weiterer Vorschläge wie Parkraumbewirtschaftung oder die Schaffung von Park & Ride-Parkplätzen zeigte sich Moser sicher, dass der Druck zukünftig steigen wird. Deshalb prüfe man sehr intensiv, "inwieweit bei noch nicht entwickelten Baufeldern ausreichend Garagenstellplätze integriert werden können".

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