Das DKFZ klärt auf: Was Deutschland der Kampf gegen Krebs kostet
So viel investieren Deutschland, Bundesländer, Industrie und Co. in die Krebsforschung in Deutschland und am DKFZ

Heidelberg. Die Zahl der Krebserkrankungen steigt weltweit deutlich an: Bis 2030 würden 21,6 Millionen neue Krebsfälle im Jahr erwartet gegenüber 14 Millionen im Jahr 2012, heißt es im Weltkrebsbericht 2014 der Weltgesundheitsorganisation WHO. Auch die Todesfälle durch Krebs werden demnach von 8,2 auf 13 Millionen ansteigen.
Dabei sind die Forscher nicht untätig, diese Geißel der Menschheit zu bekämpfen. Viele Milliarden werden etwa in den USA investiert, wobei zu den öffentlichen Geldern dort noch eine Menge Spendengelder kommen, etwas, das in Deutschland nicht üblich ist, wie Prof. Josef Puchta, der Kaufmännische Vorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), anlässlich des heutigen Weltkrebstages sagte.
Hintergrund
> Sprengt die Krebstherapie das Gesundheitssystem? Laut Prof. Michael Schlander vom "Institute für Innovation & Valuation in Healthcare" kann sich Deutschland sein Gesundheitswesen auch leisten, wenn Krebsmedikamente zwischen 30 000 und 60 000 Euro pro
> Sprengt die Krebstherapie das Gesundheitssystem? Laut Prof. Michael Schlander vom "Institute für Innovation & Valuation in Healthcare" kann sich Deutschland sein Gesundheitswesen auch leisten, wenn Krebsmedikamente zwischen 30 000 und 60 000 Euro pro Jahr kosten. Er sieht allerdings mit zunehmendem Wirtschaftswachstum ein überproportionales Wachstum der Gesundheitsausgaben kommen - wegen neuer Technologien und dem Wunsch nach mehr Gesundheit, je mehr Geld vorhanden ist. Voraussetzungen für eine sinnvolle Diskussion sind für Schlander: Krebsmedikamente, die nicht erwiesenermaßen effektiv sind, zu eliminieren, sie nur gezielt einzusetzen und jede Therapie systematisch auf Wirksamkeit und Kosten/Nutzen abzuklopfen. In England, wo der Fokus auf Kosten und Lebenszeit gelegt werde, führe das zu einer deutlich zurückhaltenderen Bewertung von Neueinführungen. bik
Deutschland gibt jährlich rund 300 Millionen Euro im Kampf gegen die bösartigen Tumoren aus; sie kommen hauptsächlich vom Bundesforschungsministerium (132 Millionen), von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Deutschen Krebshilfe. Eine ähnlich hohe Summe investieren noch einmal die Bundesländer über ihre Universitäten. Die Industrie, so Puchta, lege angeblich noch einmal 750 Millionen Euro drauf, 15 Prozent ihrer Forschungsausgaben.
Die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, zu der das DKFZ gehört, investiert in den Forschungsbereich Gesundheit knapp 700 Millionen Euro jährlich, 40 Prozent davon fließen in die Krebsforschung. Vor wenigen Jahren wurde zudem das Deutsche Zentrum für Translationale Krebsforschung gegründet, das am DKFZ und an sieben deutschen Universitäten Forschungsfelder von Molekularer Diagnostik bis Immuntherapie und Therapieresistenz beackert. 28 Millionen Euro stehen dafür jährlich zur Verfügung.
Das DKFZ selbst verzeichnet laut Puchta jährlich Einnahmen in Höhe von 250 Millionen Euro, 57 Prozent davon verschlingt der Personalhaushalt (3000 Mitarbeiter), der Rest sind Sachkosten und Investitionen, von der Tierhaltung über die Mikroskopie bis zur Gensequenzierung. Um mit den großen amerikanischen Krebsforschungsinstitutionen einigermaßen mithalten zu können, muss das DKFZ laut Puchta jährlich mindestens drei Millionen Euro in Gebäude, Infrastruktur und Geräte investieren - nur zur Substanzerhaltung. Dazu kommen finanziell geförderte Neubauten wie das Radiologische Forschungs- und Entwicklungszentrum (45 Millionen Euro), das Zentrum für Präklinische Forschung (28 Millionen) und das geplante Forschungs- und Entwicklungszentrum für Radiopharmazeutische Chemie (33 Millionen).
Um ein Medikament gegen Tumoren auf den Markt zu bringen, investieren US-Pharmafirmen schon einmal mehr als eine Milliarde Dollar. Das DKFZ kann seine wissenschaftlichen Erkenntnisse mangels finanzieller Mittel nur über Lizenzpartnerschaften mit Industrie- und Biotech-Unternehmen vermarkten. Allzu viel kommt da aber nicht zurück. Prof. Josef Puchta sprach von drei bis fünf Prozent je nach Gestaltung der Verträge. Die bekannteste Lizenzpartnerschaft zum Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs ist jetzt ausgelaufen.