Bunsen-Schüler setzten sich in Kumamoto für Katastrophenschutz ein
Jugendliche aus dem Geschichtsleistungskurs waren zu Gast beim "High School Students Tsunami Summit".

Von Johanna Reiff
Heidelberg. Groß war die Aufregung, als Andreas Hennig den Schülern seines Geschichtsleistungskurses am Bunsen-Gymnasium zum Ende der Stunde verkündete, dass fünf von ihnen zum "High School Students Tsunami Summit" nach Japan fliegen würden. Seit 2015 wird dieser jedes Jahr in einer anderen japanischen Präfektur abgehalten.
Diesmal fand er am 23. und 24. Oktober in Kumamoto im Süden Japans statt. Die Stadt ist seit 1992 eine Partnerstadt Heidelbergs. Ziel des internationalen Gipfels ist es, das Bewusstsein jüngerer Generationen für Naturkatastrophen jeder Art zu schärfen und sie früh in das Finden von Lösungen miteinzubeziehen.
"Wir müssen eine Kultur der Desaster-Prävention entwickeln", sagte Kamal Kishore, der sich vom Büro der Vereinten Nationen zur Reduzierung von Katastrophenrisiken live zugeschaltet hatte. Anlässlich des "World Tsunami Awareness Day" am 5. November und des 20. Jahrestags der Tsunamis in Südasien und Ostafrika am zweiten Weihnachtsfeiertag 2004 waren dazu über 500 Schüler aus 43 Nationen eingeladen – so viele wie nie zuvor. Nach zehnminütigen Interviews, in denen die Schüler des Bunsen-Gymnasiums ihre Motivation, Fähigkeiten und Englischkenntnisse unter Beweis stellen mussten, stand fest: Die fünf Schüler Joris, Joella, Mark, Kreta und Mirko würden Deutschland auf dem diesjährigen Gipfel vertreten.
"Als eine Art Jugenddiplomat zu so einem wichtigen Ereignis eingeladen zu sein, war eine große Ehre", sagt der 17-jährige Joris. Eine Woche verbrachten er und seine Klassenkameraden in Kumamoto, wo sie im Vorfeld des Gipfels ein christliches Museum, eine japanische Highschool und das Tsunami-Rescue-Center besuchten. Bei der "Study Tour" mit im Bus saßen Schüler aus Mexiko, Kambodscha, den Philippinen und den Solomonen. "Letzteres kannte ich überhaupt nicht, aber die Schule dort steht wenige Meter vom Meer entfernt und versinkt gerade regelrecht, weil der Meeresspiegel immer weiter steigt", berichtet Joella. Ein Gesicht zu den betroffenen Ländern zu haben, das mache die Klimakrise gleich viel persönlicher, findet die 18-Jährige.
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Auch bei dem Summit selbst trafen die Jugendlichen, nach einer traditionell japanischen Eröffnungszeremonie, auf andere Nationen. In Arbeitsgruppen sollten sie gemeinsam zu den Themenbereichen Prävention, Risikoreduktion, und kreativer Wiederaufbau nach Naturkatastrophen Ideen sammeln und Aktionspläne entwickeln. Der Arbeitsprozess wurde live gestreamt, die Ergebnisse in einer Deklaration festgehalten und bei der Abschlussfeier von ausgewählten Repräsentanten vorgestellt.
"In unserer Gruppe haben wir zum Beispiel festgehalten, dass beim Wiederaufbau auf die kulturellen Gegebenheiten der Region geachtet werden sollte – und darauf, dass die neuen Häuser erdbebensicher sind", so Joella. Singapur und Japan hätten hingegen ein Konzept für von Künstlicher Intelligenz gestützte Frühwarnsysteme und hoch entwickelte "Draining-Systeme" vorgestellt, die sie anderen Ländern zur Verfügung stellen wollten. "Die Ideen werden jetzt sicher in diversen Konferenzen in Japan diskutiert", ist sich Mark sicher. "Immerhin waren der japanische Bildungsminister, der Gouverneur und der Bürgermeister der Stadt Kumamoto anwesend." Das letzte größere Erdbeben in der Region liegt erst drei Jahre zurück und jeden Tag kommen in Japan Menschen bei Naturkatastrophen ums Leben.
"Man hat uns wirklich ernst genommen", findet Joella. Sie hat die Zeit in Japan, trotz des frühen Aufstehens um halb sechs Uhr, sehr genossen. "Es war schön, einmal praktisch anzuwenden, was wir in der Schule beigebracht bekommen: Präsentationen, Gruppenarbeiten, Englisch." Außerdem habe sie jetzt eine bessere Vorstellung von internationalen Konferenzen und politischer Zusammenarbeit. "Ich will später auf jeden Fall international arbeiten – im Marketing-Bereich oder in der Kommunikation." Auch Mark fühlt sich durch die Erfahrung in seinem Berufswunsch bestätigt. Er möchte nach dem Abschluss Molekulare Biotechnologie studieren, "und vielleicht führt mich das in Richtung Naturschutz".