Bei den ersten Bewohnern im Heidelberger Mark Twain Village
Zu Gast bei den ersten Bewohnern von Mark Twain Village - Die fünfköpfige Familie fühlt sich in ihrer Wohnung rundum wohl

Carmen Dudenhöffer und Marcel Koch mit ihren Kindern Luca, Julien und Maria (von links). Foto: Rothe
Von Steffen Blatt
In der Wohnung von Carmen Dudenhöffer und Marcel Koch herrscht gestern einiger Trubel: Im Wohnzimmer sind Stehtische aufgestellt, ein Kameramann vom Fernsehen baut sein Stativ auf, der RNZ-Reporter hat seinen Block gezückt. Zudem hat sich hoher Besuch angesagt: Oberbürgermeister Eckart Würzner kommt auf Stippvisite. Und das hat einen guten Grund - denn Dudenhöffer, Koch und ihre drei Kinder sind die erste Familie, die in einer ehemaligen Wohnsiedlung der Amerikaner, dem Mark Twain Village, in der Heidelberger Südstadt ein neues Zuhause gefunden haben.
Am 1. August wurden die ersten der 84 sanierten Wohnungen im südlichen Teil der Kirschgartenstraße übergeben, einen Tag später zogen die Fünf ein. Von ihrem neuen Domizil im zweiten Stock sind Dudenhöffer und ihr Lebensgefährte begeistert. "Sie ist so riesig", sagt die 31-Jährige. Und das stimmt, denn die Amerikaner liebten es großzügig. Und so lebt die Familie jetzt auf 116 Quadratmetern, verteilt auf vier Zimmer, Küche und Bad. Die Wohnung wurde mit Parkettboden ausgestattet, Küche und Bad neu gefliest. Noch vor zwei Monaten wohnten die Fünf in einem Zwei-Zimmer-Appartment in Kirchheim. Als Geringverdiener - Dudenhöffer ist derzeit noch Vollzeit-Mutter, Koch heißt nicht nur so, sondern arbeitet auch als einer - haben sie einen Berechtigungsschein für geförderte Wohnungen. Schon länger waren sie auf der Suche, doch häufig scheiterte eine Vermittlung daran, dass der Vermieter keine Kinder wollte.
"Eine Freundin hat mir dann erzählt, dass diese Wohnungen hier vermietet werden", berichtet Dudenhöffer. Sie stellten einen Antrag bei der städtischen Wohnungsgesellschaft GGH, die für die Vergabe zuständig ist, und bekamen den Zuschlag. Jetzt zahlt die Familie eine Miete von 6,76 Euro pro Quadratmeter. "Es ist wirklich fantastisch hier. Mit den Nachbarn hat sich schon eine richtige Gemeinschaft gebildet. Fast alle haben Kinder, und da ist es kein Problem, wenn es mal ein bisschen laut wird", erzählt Koch. Die Familie schätzt auch die Einkaufsmöglichkeiten und die Straßenbahn in der Nähe, und die Kinder Luca (8), Maria (6) und Julien (2) freuen sich über mehr Platz zum Spielen. Der Verkehrslärm von der Römerstraße sei überhaupt kein Problem im Wohnzimmer - und die Fenster der Schlafräume zeigen in andere Richtungen. "Und das Beste sind die großen Einbauschränke, das sagen auch alle Nachbarn", ergänzt Koch.
"Ich freue mich, dass nun wieder Leben in diesen Teil der Südstadt kommt, vier Jahre, nachdem die Amerikaner das Gebiet verlassen haben", sagte OB Würzner. Und tatsächlich, es tut sich einiges entlang der Kirschgartenstraße: Häuser sind eingerüstet, Handwerkerautos parken vor den Gebäuden, von denen die meisten schon einen neuen Anstrich bekommen haben. In den 84 Wohnungen wurden die Böden erneuert, die Badezimmer saniert, elektrische und Wasserleitungen ausgetauscht. Bis auf drei Appartments seien alle vermietet, bis Jahresende seien auch die bezogen, berichtet Jens-Uwe Götsch, der Geschäftsführer der MTV Bauen und Wohnen GmbH. Dieser Zusammenschluss aus GGH, zwei Baugenossenschaften und zwei Banken wird in Mark Twain Village in den kommenden Jahren etwa 1300 Wohneinheiten schaffen, teils durch weitere Sanierungen, teils durch Abriss und Neubau. 70 Prozent der Wohnungen sollen günstig zur Miete oder zum Kauf auf den Markt kommen.
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Entlang der Kirschgartenstraße werden derzeit noch die Außenanlagen mit drei Spielbereichen und Fahrradabstellplätzen für die einzelnen Gebäude hergerichtet. Der Zaun ist schon gefallen - und plötzlich sieht die Straße wie ein normales Wohngebiet aus. Nördlich der Rheinstraße beginnt im Oktober der Abriss der ersten Gebäude, ab Januar startet an der Ecke Rhein- und Römerstraße der Bau des Nahversorgers.



