Heidelberg

Bahnstadt-Wasserturm wird Cocktailbar

Fußballprofi Lukas Rupp hat das historische Gebäude am Czernyring gekauft. Dazu ist Restaurant-Pavillon als Anbau geplant.

26.05.2022 UPDATE: 27.05.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden
Der über 100 Jahre alte Wasserturm hat schon viel erlebt. Er ist eines der wenigen historischen Gebäude inmitten der Bahnstadt. 2016 stand er zum Verkauf. Jetzt wird er saniert und bekommt einen Anbau. Baubeginn könnte bereits im Herbst sein. Fotos: Alfred Gerold

Von Sarah Hinney

Heidelberg. Noch macht er einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck, aber die Aussicht ist fantastisch. Und bald könnte der "Alte Wasserturm" am Czernyring nicht nur zum neuen Wahrzeichen, sondern auch zum neuen Treffpunkt in der Bahnstadt werden. Das gesamte Gebäude wird saniert. Im Erdgeschoss soll eine Cocktailbar eingerichtet werden, über der eine Lichtinstallation in Wassertropfen-Form hängt.

Die bestehende, spiralförmige Treppe bleibt in ihrer ursprünglichen Form erhalten und erschließt das erste und zweite Obergeschoss. Dort sollen Lounges für Meetings und Events eingerichtet werden. Außerdem wird an der Südseite ein Restaurant-Pavillon mit offener Show-Küche angebaut, davor soll es auch eine Außenbewirtschaftung geben. Vorgesehen ist auch, dass alles natürlich gestaltet und bepflanzt wird.

Hendrik Rupp, Kevin Sättele und Lukas Rupp (v.l.) im zweiten Obergeschoss des Wasserturms, auf der alten Wendeltreppe. Hier soll ein Loungebereich für Meetings entstehen.

2016 stand der Turm zum Verkauf, seit 2018 gehört er dem Fußballprofi Lukas Rupp, der ehemals bei der TSG Hoffenheim spielte. Aktuell steht der Mittelfeldspieler bei Norwich City unter Vertrag. Jetzt reiste er jedoch extra aus England an, um sein Herzensprojekt im Rahmen einer Pressekonferenz mit vorzustellen. "Ich habe während meiner Zeit bei Hoffenheim vier Jahre lang an der Alten Brücke gewohnt und bin hier oft vorbeigekommen. Dabei fiel mir dieser Turm schon von Weitem ins Auge. Ich habe immer gedacht, daraus könnte man doch was machen", sagte der 31-jährige Heidelberger.

"Die gesamte Planung ist eng mit der Stadt abgestimmt", erklärte Projektentwickler und Innenarchitekt Hendrik Rupp. Weil der Turm mitten im Gebiet der Bahnstadt liegt, habe es schon im Vorfeld zahlreiche Auflagen gegeben. Darüber hinaus musste das Bau- und Nutzungskonzept eng mit den Baubehörden abgesprochen werden. Die Planung dauerte rund vier Jahre.

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Details der Architektur erläuterte Kevin Sättele vom Büro "Kopp + Sättele": "Die runden Baukörper des vorgesehenen Pavillons und des bestehenden Wasserturms werden mit Hilfe eines verglasten Zwischenbaus verbunden, der spannende Blicke auf das Denkmal gewährt." Im Sommer können die Glas-Falt-Elemente an der südlichen Fassade des Pavillons geöffnet werden.

Hintergrund

> Der Wasserturm im Czernyring 18 wurde 1907 in Zusammenhang mit dem geplanten Güter- und Rangierbahnhof auf dem Gelände der heutigen Bahnstadt gebaut. Er speiste einst die Dampfloks mit Wasser und war der erste Wasserturm der Großherzoglichen Badischen Staatseisenbahn,

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> Der Wasserturm im Czernyring 18 wurde 1907 in Zusammenhang mit dem geplanten Güter- und Rangierbahnhof auf dem Gelände der heutigen Bahnstadt gebaut. Er speiste einst die Dampfloks mit Wasser und war der erste Wasserturm der Großherzoglichen Badischen Staatseisenbahn, der nicht als reine Stahlkonstruktion, sondern in Eisenbeton-Skelettbauweise errichtet wurde. Ursprünglich war der Turm mit vier massiven Strebepfeilern versehen, deren Sandsteinverkleidung am Sockel den Eindruck des traditionellen Mauerwerks vermitteln sollte. Im Inneren des Turmes fanden im Wasserbehälter 500 Kubikmeter Wasser Platz. Der Wasserbehälter ist noch vorhanden – er ist allerdings leer. Heute steht der Turm, der schon als Partylocation, Friseurstube und in den 80er-Jahren zeitweise sogar von einer Religionsgemeinschaft als Gemeindehaus genutzt wurde, unter Denkmalschutz und ist stark renovierungsbedürftig. Wohnen ist dort nicht erlaubt. Der etwa 31 Meter hohe Turm steht auf einem 464 Quadratmeter großen Grundstück und hat eine Nutzfläche von 455 Quadratmetern auf sieben Etagen. shy

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Die Baugenehmigung sei bereits erteilt, sagte Sättele. Geht es nach den drei Männern, können im Herbst die Bauarbeiten starten, der Termin sei aber noch nicht sicher. Die Projektentwickler rechnen mit 18 Monaten Bauzeit. Was das alles kosten wird, verraten sie nicht.

Auch bei der Stadt gibt man sich angesichts der Pläne erfreut. "Der Wasserturm ist ein markantes Bauwerk der Bahnstadt, das eine Verbindung hin zur Vergangenheit des jungen Stadtteils als früherer Güter- und Rangierbahnhof darstellt. Wir sind daher sehr froh, dass das historische Gebäude als fester Bestandteil der Bahnstadt eine neue Nutzung erhält", teilte Baubürgermeister Jürgen Odszuck mit.

Was im Moment noch fehlt, ist ein Gastronom. "Wir sind mit mehreren potenziellen Betreibern im Gespräch, aber auch noch offen für Interessenten", sagte Hendrik Rupp. Arbeitstitel für das gastronomische Konzept ist "The Drop" – der sei aber nicht in Stein gemeißelt. "Wir möchten eine nachhaltige, frische Gastronomie, die von den Menschen in der Bahnstadt angenommen wird", so Rupp abschließend.

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