Alles auf "Reset" für ein Kulturfestival für Jugendliche
Das Jugendkulturprojekt zur Gestaltung eines Festivals nahm seine Arbeit in der Halle 02 auf.

Von Marie Böhm
Heidelberg. Laute Musik, Lachen und jede Menge junge Menschen in schicken Klamotten, die vor der Halle 02 Schlange stehen. Auf den ersten Blick sieht es am Samstagabend aus wie eine ganz gewöhnliche Party. Nur haben Partys in Heidelberg normalerweise keine ruhigen Nebenräume, die extra getrennt sind, um Besuchern eine Pause vom Getöse des Nachtlebens zu ermöglichen.
"In den größeren Städten ist so etwas in Deutschland schon Standard", erzählt Levin Hüsen. "Hier ist es jetzt das erste Mal, dass so etwas auch in Heidelberg eingesetzt wird." Der 26-Jährige ist Teil vom Verein "Mosaik Heidelberg", der die Gruppe "Youth Think Tank" unterstützt. Die etwas andere Party am Samstag war die Auftaktveranstaltung für ein besonderes Projekt dieser Gruppe namens "Reset", das im Juli mit einem Kulturfestival für Jugendliche enden soll.
"Das Reset-Projekt funktioniert ganz nach dem Prinzip Jugendbeteiligung", erklärt der 18-jährige Thomas Zhou. Er ist selbst Mitglied des "Youth Think Tank" und hat seit dessen Gründung im Jahr 2019 Vorhaben mitgeplant. "Wir versuchen, so viele Jugendliche wie möglich in das Festival mit einzubeziehen, mit so vielen unterschiedlichen Hintergründen wie möglich. Das hier ist der Kick-off, das Startevent. Mit dem, was wir heute an Feedback bekommen, können wir dann weiterplanen."
Das Endziel ist ein Festival, mit dem alle angesprochen werden und das auch allen gefällt. Dazu müssen aber erst einmal alle Ergebnisse zusammengetragen werden, woraus dann bessere Lösungen zu den erkannten Problemen gefunden werden sollen. Das passiert dann am 30. Mai. "Es ist eine Art Zyklus", erklärt Evein Obulor vom Amt für Chancengleichheit. "Es gibt ‚Think Tanks‘, die brainstormen, was man am besten anbieten kann und dann ‚Do tanks‘, die das auch umsetzen."
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Die Party in der Halle ist also die erste Umsetzung, aus der neue Ideen folgen sollen. Ein neues Prinzip, das aus gutem Grund angewandt wird: "Wir wollen gar nicht erst anfangen, auf alte Schemas zurückzugreifen. Es gibt sonst immer Gruppen, die durch die Muster fallen. Queere Jugend, Jugendliche mit Migrationshintergrund, eben alle, die vergessen werden. Man muss sich diese Offenheit in der Herangehensweise bewahren, um wirklich herauszufinden, was die Jugend bewegt", ist Obulor überzeugt.
Es soll ein Neustart sein – daher der Name des Programms. Das Wichtigste daran sei aber, immer alle Entscheidungen in den Händen der Jugendlichen zu belassen: "Es geht uns um Antidiskriminierung, aber eben auch um Empowerment." Eigene Meinungen und Entscheidungen werden nicht nur akzeptiert, sondern gefordert. Großartig, findet Paula Zahl: "Egal welche verrückten Ideen wir vorschlagen, sie werden diskutiert. Wir werden wirklich ernst genommen." So konnte sie mit anderen Mitgliedern des "Youth Think Tank" auch die Planung für die Kick-off-Party übernehmen, den Veranstaltungsort und die Regelungen zum Einlass wählen.
Besonders wichtig sei ihnen das 25-köpfige "Awareness-Team" gewesen – bei dem "Bewusstsein" im Mittelpunkt steht. "Es gibt das Team, um bei Grenzüberschreitungen zu helfen", so Levin Hüsen. "Es gibt immer jemanden, der sich übernimmt. Dann ist jemand da, um demjenigen sofort zu helfen. Vielleicht, um eine Pause zu machen oder Hilfe zu bekommen. Es wird dafür gesorgt, dass jeder sicher nach Hause kommt."
Das Team ist Teil eines Konzepts, das gut ankommt. Paula Zahl ist Teil des "Social Media Teams" des "Youth Think Tank". Die Resonanz in den sozialen Medien sei durchweg positiv, berichtet sie. "Das kommt ja auch ganz anders, wenn es von jungen Leuten gemacht wird: eben von Jugendlichen für Jugendliche." Das Konzept ging auf: Über 1000 Besucher sind gekommen, und mehr als die Hälfte von ihnen hat an der Umfrage des "Youth Think Tank" teilgenommen, mit dem das Projekt "Reset" seine Arbeit aufnimmt.



