Alle wollen in den alten Karlstorbahnhof
"Brauchen realistische Optionen": Das Konzept für die Übergangsnutzung soll im April vorliegen. Es gibt eine Vielzahl an Anträgen für mögliche Nutzer.

Von Julia Schulte
Heidelberg. Seit im Oktober das Kulturhaus Karlstorbahnhof aus der Altstadt in den Neubau in der Südstadt umgezogen ist, stellt sich die Frage, wie das alte Gebäude zukünftig genutzt werden kann. Zuständig für dieses Konzept einer Übergangsnutzung bis 2025 sind die Dezernenten für Soziales und für Kultur, Stefanie Jansen und Wolfgang Erichson.
Im Ausschuss für Kultur und Bildung am Donnerstag ging es jetzt um mögliche Nutzer, die die beiden Bürgermeister bei der Erarbeitung ihres Konzepts miteinbeziehen sollen, nachdem die SPD- sowie die Grünen-Fraktion entsprechende Anträge gestellt hatten.
Das Konzept für eine Zwischennutzung soll bis April stehen. Kulturbürgermeister Erichson erklärte, dass eine Vielzahl von Anträgen vorliege, was alles in das Gebäude rein könnte. "Der Gemeinderat soll der Verwaltung dann erstmal sagen, welche Nutzer man möchte", so Erichson.
Sozialbürgermeisterin Jansen stellte klar, dass es bei dem Konzept nicht um eine finale Lösung gehe, sondern eben eine Zwischennutzung angestrebt werde, für die keine Umbauten nötig sein sollten. Für die Obergeschosse schlägt die Stadt in einem Bericht daher Büros und Räume für die Verwaltung vor, die öffentliche Nutzung soll sich auf das Erdgeschoss begrenzen.
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Als mögliche Nutzer werden neben einem Bürgerzentrum Altstadt auch die Abteilung Archäologie und Denkmalschutz des Kurpfälzischen Museums, das Zimmertheater, das Projekt Interactions sowie ein "Queerer Begegnungsraum" genannt.
Die Grünen-Fraktion und die SPD fordern in ihren Anträgen etwas ganz Ähnliches, nämlich dass auch jugend- und subkulturelle Initiativen als Mieter in Betracht gezogen werden. Die SPD bringt dabei auch die mögliche Schaffung eines selbstverwalteten Jugendzentrums ins Spiel.
Zudem solle geprüft werden, ob die Verwaltung statt in den Karlstorbahnhof in das ehemalige Gebäude des Kinder- und Jugendamtes in der Friedrich-Ebert-Anlage ziehen könne. "Wir finden es gut, erstmal zu sammeln und dann zu entscheiden", betonte Anke Schuster (SPD) im Ausschuss. Der SPD sei es allerdings wichtig, dass möglichst wenig Verwaltung in das Gebäude komme, da es vor allem für den kulturellen Bereich genutzt werden sollte.
Strittig ist aktuell noch, ob das Karlstorkino neben dem neuen Standort in der Südstadt auch seine alte Spielstätte in der Altstadt behalten darf, wie es sich die Betreiber des Medienforums wünschen. Die Grünen fordern in ihrem Antrag die Planung einer Variante mit und einer ohne die Nutzung durch das Medienforum.
Die Entscheidung über die weitere Nutzung des alten Kinos könne ja erst im März getroffen werden. "Wir wollen erst die Vorlage abwarten und nicht von vorneherein das Medienforum ausschließen", begründete Stadträtin Kathrin Rabus. Erichson erklärte, dass die Verwaltung zwar vorgeschlagen habe, das Kino dort nicht zu erhalten – allerdings auch beschlossen wurde, dass die Kino-Räumlichkeiten zunächst bleiben, bis eine endgültige Entscheidung getroffen ist.
Stadtrat Matthias Kutsch (CDU) kritisierte währenddessen die Geschwindigkeit des Findungsprozesses. "Wir sind spät dran und das hätte nicht sein müssen", so Kutsch. Erichson warf ihm vor, Zwischen- und Nachnutzung zu verwechseln. Kutsch konterte: "Den Antrag zur Zwischennutzung für das Kino haben wir bereits im April gestellt – das hätte schon entschieden werden können." "Der OB hat diesen Antrag zurückgestellt, bleiben Sie bei der Wahrheit", erwiderte Erichson.
Hilde Stolz (Bunte Linke) beantragte im Anschluss, dass auch der Freundeskreis Literaturhaus bedacht werden sollte, und forderte, auch die Kirchen mit einzubeziehen. Daraufhin platzte Erichson erneut der Kragen: "Sie machen jetzt genau das, wieso in Heidelberg nichts vorangeht", entgegnete er und fragte: "Wissen Sie, wie groß das Gebäude ist?" Würden alle möglichen Optionen bedacht, müsse er das Gebäude um sechs Stockwerke aufstocken. "Wir brauchen dringend realistische Optionen", so Erichson, denn sonst habe man erst 2024 ein Konzept. Stolz blieb jedoch bei ihrem Antrag zum Freundeskreis Literaturhaus.
Erichson betonte, dass für die Zwischennutzung möglichst viele Optionen bedacht werden sollten. "Wir richten die Zwischennutzung nicht danach aus, ob das auch was für die langfristige Nutzung ab 2025 wäre", unterstrich er. Für eine solche wird im Rahmen der Feuerwehrbedarfsplanung zurzeit noch geprüft, ob und zu welchen Bedingungen eine neue Feuerwache auf dem bisherigen Parkplatz neben dem S-Bahnhof Altstadt gebaut werden könnte. Dafür könnten dann auch Teile des bisherigen Gebäudes genutzt werden.