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500 Menschen protestieren gegen Lützerath-Räumung

Wut über geplanten Braunkohle-Abbau: "Staat macht sich zum Handlanger der fossilen Industrie". Mehrere Hundert Heidelberger fahren am Samstag zur Großdemo.

12.01.2023 UPDATE: 12.01.2023 20:00 Uhr 1 Minute, 22 Sekunden
Um die 500 Menschen zogen am Donnerstagabend durch die Innenstadt, um gegen den Abriss des Dorfes Lützerath und den geplanten Braunkohleabbau zu protestieren. Foto: Dorn

Heidelberg. (dns) Die Räumung des kleinen Dorfes Lützerath in Nordrhein-Westfalen sorgt auch in Heidelberg für Wut und Frust. Rund 500 Menschen sind am Donnerstagabend auf die Straße gegangen und protestierten entschlossen aber friedlich gegen das Vorgehen der Polizei, aber vor allem gegen den geplanten Braunkohle-Abbau durch den Energiekonzern RWE.

"Mehrere Studien zeigen: Die Kohle unter Lützerath wird für die Versorgungssicherheit nicht gebraucht", sagte Soraya Kutterer bei ihrer Rede vor der Stadtbücherei. Die Studentin war bis zum Wochenende selbst in dem besetzten Dorf und fährt auch am Samstag wieder dorthin. Sie und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter sind überzeugt: "Wenn die Braunkohle dort gefördert wird, kann Deutschland seine Klima-Ziele gar nicht mehr erreichen."

Diese Befürchtung hat auch Karin Groß mit ihren beiden Kindern auf die Straße getrieben. Ihre zehnjährige Tochter Vanessa hält kämpferisch ein Schild mit der Aufschrift "Lützerath bleibt!" hoch. "Ich mache mir ernsthaft Sorgen um die Zukunft der beiden", betonte die Mutter. "Alle Politiker sagen immer, dass sie das Klima schützen wollen. Aber wenn es drauf ankommt, zählen Konzerninteressen offenbar doch mehr."

Ohnehin sind viele Familien bei der Demonstration dabei. Daneben sind es vor allem junge Menschen, die ihrem Frust Ausdruck verleihen. Es sind Flaggen der Klimabewegungen "Fridays for Future" und "Extinction Rebellion" zu sehen, oft auch das große gelbe "X" – das Erkennungszeichen der Bewegung für den Erhalt Lützeraths und das Aus der fossilen Energien.

Zu der Demo hatten mehrere Klimaschutz-Initiativen gemeinsam aufgerufen. "Wir sind geeint in unserer Wut auf ein System, das unsere Lebensgrundlagen zerstört", erklärte Kutterer. Was in Nordrhein-Westfalen geschehe, sei nicht nur katastrophal für das Dorf, sondern für die gesamte Menschheit: "Wer Lützerath angreift, greift unsere Zukunft an."

Konzerne wie RWE machten seit Jahrzehnten mit Zerstörung Profit – und die Politik hindere sie nicht. Im Gegenteil: "Der Staat macht sich zum Handlanger der fossilen Industrie."

Für einen großen Teil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist die Demo am Donnerstag nur der Auftakt in dieser Woche. 268 Menschen fahren am Samstag in fünf Bussen aus Heidelberg zur Großdemonstration nach Lützerath, knapp 50 Menschen stehen auf der Warteliste für einen Platz, viele weitere wollen ihre Anfahrt selbst organisieren.

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