50 Jahre Maison de Heidelberg: Montpellier will Spracherwerb anschieben
Zum Jubiläum 2016 ein großer Schub für den Spracherwerb - Denn: Deutsch kann gegen Arbeitslosigkeit helfen - Festakt im Oktober

Wolfram Hahn (rechts) und Maurice Godé leiten den Trägerverein des Heidelberg-Hauses. Foto: Joe
Von Birgit Sommer
Mit 50 Jahren ist es Zeit, sich neu aufzustellen. Das dachten sich auch die Verantwortlichen für das Heidelberg-Haus in der französischen Partnerstadt Montpellier. Der Verein, der dieses freie Kulturhaus mit großem Einsatz zu einer Art Goethe-Institut an der französischen Mittelmeerküste machte, hat sich zum runden Geburtstag neuen Schwung verordnet.
Hintergrund
Maison de Heidelberg:
Das 1966 gegründete Heidelberg-Haus - deutsch-französisches "Kulturinstitut mit einer besonderen Note" (Prof. Hahn) und eigentlich weniger ein Haus, sondern mehr eine große Wohnung mitten in der Altstadt - wird sein 50-jähriges
Maison de Heidelberg:
Das 1966 gegründete Heidelberg-Haus - deutsch-französisches "Kulturinstitut mit einer besonderen Note" (Prof. Hahn) und eigentlich weniger ein Haus, sondern mehr eine große Wohnung mitten in der Altstadt - wird sein 50-jähriges Bestehen natürlich feiern - neben den zahlreichen normalen Aktivitäten wie Ausstellungen, Theater, Film, Literaturkreis, Treffen, Messebesuchen, Empfängen und Themenabenden. Höhepunkt wird der Festakt am 5. Oktober sein, zu dem auch die Oberbürgermeister und die Unirektoren der beiden Städte erwartet werden. Es gibt eine Jubiläumsausstellung "50 Jahre - 50 Fotos" und am 6. Oktober ein Wissenschaftliches Kolloquium "Demografischer Wandel und Altersstrukturen in Deutschland und Frankreich".
Anfang März kommt die Ausstellung "Friedrich Ebert und ,seine’ Reichskanzler in der Karikatur" in das Heidelberg-Haus, Ende Mai reisen Heidelberger Autoren zur Buchmesse Montpellier, Ende September laden der Pianist Rudolf Meister und die Sopranistin Stefanie Krahnenfeld zum Liederabend aus "Des Knaben Wunderhorn" ein. Und ab Ende September laufen parallel im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg und im Musée Languedocien in Montpellier die Sonderausstellungen "55 Schätze" mit Exponaten jeweils aus der Partnerstadt. Damit wird auch an das 55-jährige Bestehen der Partnerschaft erinnert. bik
Es geht vor allem um die deutsche Sprache in Frankreich, wie die beiden Vorsitzenden, Prof. Wolfram Hahn und Prof. Maurice Godé - der Germanist übernimmt für das Team wichtige Funktionen im "Maison de Heidelberg" - jetzt in Heidelberg ausführten.
Schwerpunktmäßig will man sich der Fortbildung der rund 200 Deutschlehrer in der Region Languedoc-Roussillon widmen; wenn diese demnächst mit der größten Region Frankreichs, Midi-Pyrénées, zusammengelegt wird, sind es sogar 400 Pädagogen.
Weil die von der französischen Regierung als elitär betrachteten bilingualen Klassen für Englisch und Deutsch in der Mittelschule (Collège) abgeschafft werden, glauben viele Deutschlehrer laut Godé, dass ihr Fach gegenüber Englisch verlieren wird. Immerhin lernen jetzt 15 Prozent der französischen Gymnasiasten Deutsch.
Falls stattdessen tatsächlich der Deutschunterricht in der Grundschule ausgebaut würde, fehlten dafür aber die Lehrer. Grundschullehrer seien also in die Weiterbildungspläne zu integrieren, sagt Godé. Ein wissenschaftlicher Beirat aus den Universitäten beider Städte soll diese Weiterbildungsarbeit unterstützen.
Sprachkompetenz bedeute berufliche Kompetenz und ermögliche Mobilität, beispielsweise im Tourismus, glaubt auch Wolfram Hahn. Er war acht Jahre lang Rektor der SRH-Hochschule in Heidelberg und ist heute Präsident der privaten Praxishochschule in Köln. Angesichts der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Frankreich will das "Maison de Heidelberg" nun auch die Berufsfachschulen für den Deutschunterricht interessieren: "Ein ganz wichtiges Ziel", sagt Hahn.
Und dann will man den Studenten die Angst vor deutschen Universitäten nehmen. Schließlich wurde das Band zwischen Heidelberg und Montpellier ursprünglich von den Universitäten beider Städte mit dem Studentenaustausch geknüpft. Doch Franzosen seien nur schwer dazu zu bewegen, ins Ausland zu gehen, meint Maurice Godé, nur drei Prozent der Studenten entschieden sich dafür.
Der ehemalige Chef des Heidelberg-Hauses, Kurt Brenner - bis 2014 sehr erfolgreich mit der Sprachwerbeaktion "DeutschMobil" -, wird außerdem einen Stammtisch der Schriftsteller zusammenstellen und Kontakte zu deutschen Schriftstellern aufbauen. So soll Heidelberg als "Unesco City of Literature" nach Montpellier ausstrahlen.
Auch mehr Vortragsveranstaltungen wird es künftig geben. Schließlich sorgte kürzlich die Rede von Prof. Walter Mühlhausen von der Heidelberger Ebert-Gedenkstätte über den deutschen Schicksalstag 9. November für einen vollen Saal in Montpellier.