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1929 zogen die Narren über den Neckar

175 Jahre Fastnachtsumzug in Heidelberg: Die Stadt gibt zum Jubiläum 160.000 Euro Zuschuss.

14.11.2022 UPDATE: 14.11.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden
Gut gelaunt verlieh Perkeo Thomas Barth (links) den Sume-Orden mit Eichenblatt an sieben verdiente Fastnachter, darunter Mathias Schiemer (Mitte). Foto: Philipp Rothe

Von Hannes Huß

Heidelberg. Die fünfte Jahreszeit hat in Heidelberg Tradition: Seit 175 Jahren ziehen Narren am Fastnachtsdienstag auf ihren Wagen durch die Hauptstraße. Zum ersten Mal geschah dies am 6. März 1848, als an den Zug zum Schloss von Kurfürst Friedrich dem Siegreichen und sein berühmtes "Mahl zu Heidelberg" gedacht wurde.

Seitdem hat sich viel getan – vor allem die finanziellen Bedingungen für einen erfolgreichen Fastnachtsumzug haben sich verbessert. Bei dem Festakt zum 175-jährigen Bestehen des Heidelberger Fastnachtsumzugs am Freitag gab es dann einmal mehr einen Grund zur Freude: Die versammelte Heidelberger Fastnachtsprominenz erhielt von der Stadt 160.000 Euro für den Jubiläumsumzug 2023.

"Mit diesem Geld gibt es den Umzug, den wir uns alle wünschen", freute sich Oberbürgermeister Eckart Würzner beim Empfang im Großen Rathaussaal. In seiner Funktion als "Oberbürgermeister von Ziegel… nein, Heidelberg", wie er sich scherzhaft nannte, sei er natürlich auch schon mal auf einem Wagen mitgefahren: "Das macht noch mal mehr Spaß."

Sowohl Würzner als auch Wolfgang Heindl, der Vorsitzende des Heidelberger Karneval Komitees (HKK), lobten mehrfach die große Begeisterung unter den Ehrenamtlichen für den Fastnachtszug. "Was Ihr hier leistet, ist großartig", sagte Würzner an die Narren gewandt. Heindl trauerte in seiner Rede um den abgesagten Mannheimer Umzug: "Dort fällt eine wunderschöne Tradition wegen des Mangels an Ehrenamtlichen aus."

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Umso mehr freute er sich über die erhöhte finanzielle Zuwendung für die Heidelberger Fastnacht: "Ich danke der Stadt für diese außerordentlichen Mittel." Durch immer weiter wachsende Auflagen würden auch die Kosten für den Umzug steigen. Außerdem müssten die Fastnachtswagen nach den zwei coronabedingt entfallenen Umzügen teuer gewartet werden.

Dass der heutige Fastnachtsumzug nicht die historische Route vom damaligen Mannheimer Tor (beim heutigen Darmstädter Hof Centrum) zum Schloss nimmt, begründete Heindl scherzhaft mit Perkeo Thomas Barth: "Da müsste ich einen Antrag bei der Stadt stellen für eine Sänfte und vier Sänftenträger." Barth nahm es mit Humor: Ihm würde die Bergbahn völlig ausreichen, antwortete er.

Unter den rund 80 Gästen des Empfangs war neben Sozialbürgermeisterin Stefanie Janssen und Kulturbürgermeister Wolfgang Erichson auch die OB-Kandidatin der Grünen, Theresia Bauer.

Bei der traditionellen Schlüsselübergabe nutzte Perkeo Thomas Barth die Gelegenheit, um über den OB-Wahlkampf zu reden. "Drei Kandidaten sind noch über und ich steh über allen drüber", verkündete er mit dem Stadtschlüssel in der Hand. Sein Versprechen für seine Amtszeit: "Bis Aschermittwoch jedenfalls halte ich euch alle drei vom Leib."

Abseits des OB-Wahlkampfes sprach Barth noch länger über die außergewöhnlichsten Umzüge der Heidelberger Fastnachtsgeschichte, wie den 1929: "Damals ging der Umzug über den zugefrorenen Neckar."

Außerdem zeichnete Barth sieben verdiente Personen der Heidelberger Fastnacht mit dem Sume-Orden mit Eichenblatt aus. Darunter waren Heidelberg-Marketing Chef Mathias Schiemer, Herbert Weigl (Pfaffengrunder Karnevalsgesellschaft), Karl Deubel (Kurpfälzer Trabanten), Nicole Jäger (Karnevalsgesellschaft der Polizei), Elmar Fehser (Ziegelhäuser Karneval Gesellschaft), Brigitte Horn (Perkeo-Gesellschaft) und Ilse Erbe (Heidelberger Carneval Club Blau-Weiß).

Zwischen den Reden sorgten Auftritte der Ziegelhäuser Karneval Gesellschaft sowie Tanzmariechen aus allen Heidelberger Fastnachtsvereinen mit Handstand, Flickflack und weiteren Kunststücken für einen Vorgeschmack auf die anstehende Kampagne.

Die jüngsten Tänzerinnen waren dabei Tia, 13, und Lea, 11, von der Pfaffengrunder Karnevalsgesellschaft, die sich nach ihrem Auftritt nicht ganz zufrieden zeigten: "Ich hab kleine Fehler gemacht bei Sachen wie dem Ausstrecken der Hand", ärgerte sich Lea trotz ihrer tollen Leistung. Tia zog sich eine Zerrung zu – die Auftritte in der Karnevalssaison seien für sie aber nicht in Gefahr, sagte sie optimistisch.

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